Newsblog zur IAA 2013:So viel Leichtbau ist beim Elektroauto möglich

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Mobiles Allerlei Demonstrator von Ineco

(Foto: SOM)

Was passiert auf Europas größter Automesse in Frankfurt? Die IAA zeigt eine verunsicherte Branche, doch vor allem kleine Projekte machen Mut. Ein fortschrittliches Elektrofahrzeug der TU Dresden zeigt, wie viel Leichtbau schon heute bei E-Fahrzeugen möglich ist

Die Entwicklungen im Newsblog.

"Die automobilste Show der Welt", verspricht die IAA in diesem Jahr. Der luftige Werbespruch sagt eigentlich nichts. Mehr sprechen da die Zahlen: Etwa tausend Aussteller sind in Frankfurt, mehr als hundert Weltpremieren werden die Autobauer präsentieren. Der Vorabend der IAA allerdings hinterließ Skepsis beim Betrachter: Die traditionell pompösen Feiern der Autobauer zeigten viel Schein und Spektakel - und eine im Grunde verunsicherte Autobranche, die ihren Weg in die Zukunft noch nicht gefunden hat. Begleiten Sie uns auf unserem Weg durch die IAA 2013. Die aktuellen Entwicklungen im Newsblog.

  • Elektroauto mit nur 900 Kilogramm Gewicht: Ein ganz anderes Fahrzeug haben die Wissenschaftler der TU Dresden mit ihrem Elektroauto entwickelt. Das nur 900 Kilogramm schwere Demonstrationsfahrzeug ist aber nur ein reiner Technologieträger. Mit dem Viersitzer möchte das Forscherteam die Vorteile einer integralen Mischbauweise, bei der vorrangig Carbon, Aluminium und Stahl Verwendung finden, aufzeigen. Der mindestens 80 Kilometer weit fahrende Hecktriebler hat leistet umgerechnet 120 PS und schafft den Sprint auf Tempo 100 in 7,5 Sekunden. Auf den Tag, an dem der 4,20 Meter lange, 1,87 Meter breite und 1,40 Meter hohe Demonstrator auf einer Messe stehen würde, hat das Team dreieinhalb Jahre hingearbeitet. Man mag gar nicht daran denken, was die Forscher mit dem Geld leisten könnte, das reiche Kunden für oben genannte Luxusfahrzeuge ausgeben.
  • Smartphone-Anschluss im Auto ist wichtiger als eine hohe PS-Zahl: Das geht aus einer Studie hervor, die der Branchenverband Bitkom auf der IAA vorgestellt hat. Demnach ist zwar die Motorleistung für knapp die Hälfte der Befragten ein wichtiges Kaufkriterium (47 Prozent). Mit 49 Prozent liegt der Wert beim Thema Smartphone aber noch ein bisschen höher. Von den Autofahrern unter 30 legen sogar zwei Drittel (66 Prozent) Wert auf eine Smartphone-Anbindung im Wagen. Das Bedürfnis nach Kommunikation per Telefon und Internet ist der Untersuchung zufolge offenbar groß: Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) gab an, am Steuer zu telefonieren. Für knapp ein Viertel (23 Prozent) ist eine Online-Anbindung an soziale Netzwerke wichtig, bei den unter 30-jährigen liegt dieser Wert bei einem Drittel (33 Prozent). Das Meinungsforschungsinstitut Aris befragte mehr als 1000 Personen ab 14 Jahren, darunter 687 Autofahrer. Die Zahlen sind repräsentativ für die deutschen Autofahrer ab 18 Jahren.
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Ein Smartphone-Anschluss ist Autofahrern wichtiger als viele PS.

(Foto: Bloomberg)
  • Rolls-Royce erwägt den Bau eines Geländewagens: "Das durchdenken wir gerade", sagte Vorstandschef Torsten Müller-Ötvös auf der IAA. Es gebe keine Pläne, lediglich erste Zeichnungen, wie eine SUV-Version der britischen Superluxusmarke aussehen könnte. "Da ist nichts entschieden", so Müller-Ötvös. Das Geländewagensegment sei ein Wachstumsmarkt und werde sich auch im Luxusbereich etablieren. Auch die zum VW -Konzern gehörenden Edelmarken Bentley und Lamborghini arbeiten an Geländewagen-Versionen. Dass andere Hersteller hier schon weiter sind, interessiert den Rolls-Royce-Chef nicht. Die Kunden von Rolls-Royce hätten viele Autos in der Garage, da gehe es nicht darum, sich entweder das eine oder andere Modell zuzulegen. Der Wunsch nach einem Geländewagen tauche bei den Kunden immer wieder auf, sagte Müller-Ötvös. Die Frage, ob man sich das 109 Jahre alte britische Traditionslabel in diesem Segment vorstellen kann, werde vorher allerdings genau geprüft. "So eine Marke kann man ganz schnell kaputt machen." Deshalb will Rolls-Roys zwar langfristig wachsen, aber nicht unbegrenzt, um die Exklusivität nicht zu gefährden.
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Die Kühlerfigur "Spirit of ecstasy", auch "Emily" genannt, ist seit jeher Erkennungszeichen eines Rolls-Royce.

(Foto: dpa)
  • Ferrari 458 Speciale kostet fast 240 000 Euro: Er hat den V8 mit der stärksten Literleistung aller Saugmotoren und ist das teuerste Modell in der Baureihe, der 458 Speciale ist ein Rennwagen der Superlative. Das Coupé hat ein schnelleres Regelsystemen, ein überarbeitetes Fahrwerk und ein schnittiges Design mit beweglichen Spoilern. Die Leistung des 4,5 Liter großen V8-Motors wird gegenüber dem 458 um etwa fünf Prozent auf 605 PS angehoben. Mit maximal 540 Newtonmetern Drehmoment beschleunigt der laut Ferrari stärkste V8-Saugmotor in der Firmengeschichte den Zweisitzer in 3,0 Sekunden auf Tempo 100 und ermöglicht eine Spitzengeschwindigkeit von über 320 km/h. Eher illusorisch ist der Verbrauch: Den gibt Ferrari mit 11,6 Litern an, den CO2-Ausstoß mit 275 Gramm pro Kilometer.
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Ferraris Topmodell 458 Speciale

(Foto: REUTERS)
  • Smartwatch von Nissan: Sportliche Nissan-Modelle heißen Nismo. Nun entwickeln die Japaner als erste Autobauer eine Uhr, um Fahrer und Maschine miteinander zu verbinden, die Nismo Smartwatch. Die Technik stammt aus dem Rennsport: Die Uhr hat Sensoren, die mit dem Fahrer und mit dem Wagen kommunizieren, und laut Nissan drei Kernfunktionen bieten: die Gesundheitsfunktionen des Fahrers überprüfen, Fahrzeugdaten übertragen und Nachrichten übermitteln. Das bedeutet, dass der Pilot beispielsweise am Handgelenk die Durchschnittsgeschwindigkeit oder den Kraftstoffverbrauch überwachen kann. Sie empfängt Nachrichten von Nissan, beispielsweise, wenn die nächste Inspektion fällig ist. Im Gegenzug hat die Uhr den Pulsschlag oder andere biometrische Werte des Fahrers im Blick. Bis zu sieben Tage soll die Lithium-Ionen-Batterie die Uhr mit Energie beliefern können. Über den Preis und den möglichen Verkaufsstart macht Nissan noch keine Angaben.
Nissan Smartwatch

Nissan Smartwatch Nissan Smartwatch

(Foto: Hersteller)
  • Renault Espace wird zum Crossover: Der Van-Klassiker Espace wird in Zukunft kein Van mehr sein, sondern zum Crossover mutieren - lang, luxuriös, geräumig und modern. "Das Auto hat auch Anleihen eines Geländewagens", sagte Renault-Designchef Laurens van den Acker. Wer durch die gegenläufig angeschlagenen Türen der 4,85 Meter langen Studie blickt, schaut auf ein futuristisches Cockpit, vier beinahe schwebende Schalensitze in den ersten beiden Reihen und ein Loungesofa in der dritten Reihe. Unter dem Blech ist die Studie vergleichsweise konventionell gestrickt: Sie fährt laut Renault mit einem weiterentwickelten Vierzylinder-Diesel, der auf etwa 160 PS kommt und mit einer sechsstufigen Doppelkupplungsautomatik kombiniert wird. Gegenüber Dieseln mit vergleichbarer Leistung soll der Motor dank Formel-1-Technologien wie der hohlen Kolben etwa 25 Prozent weniger verbrauchen. Zwar stellt van den Acker die Serienversion des neuen Espace schon für 2014 in Aussicht und will an der Form bis dahin nicht mehr viel ändern. Doch viele der von der Design- und Modemetropole Paris inspirierten Details werden es wohl kaum in die Produktion schaffen. Allein um den Stadtplan der Metropole ins Aluminiumdach zu fräsen, haben die Designer drei Wochen gebraucht.
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Inspiriert durch Paris: Renault gibt einen Ausblick auf neuen Espace.

(Foto: dpa-tmn)

Opel Ampera wird günstiger

  • Opel senkt die Ampera-Preise: Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hat den Preis für den Opel Ampera gesenkt - und zwar um 7600 Euro. Bisher hatte das Elektroauto 46.000 Euro gekostet, ab sofort liegt der Preis bei 38.300 Euro. Das ist gut für die Verbreitung der Elektromobilität und schont den Geldbeutel der Kunden, doch der Grund dafür liegt weniger im Gutmenschentum der Rüsselsheimer, sondern vielmehr im gestiegenen Druck durch die Konkurrenz. Denn in diesem Herbst kommt BMWs Elektro-Cityflitzer i3 zum Händler. Außerdem zeigt Opel das bereits bekannte Konzeptfahrzeug Monza. Details zu dem Elektro-Sportwagen lesen Sie hier. Neben den Ambitionen auf dem Feld der Elektromobilität verkündete Neumann außerdem zusätzliches Engagement auf einem weiteren Gebiet, dem autonomen Fahren. Bis zum Jahr 2020 will Opel semi-autonome Autos auf den Markt bringen.
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Der Opel Monza Concept ist einer der schönsten Entwürfe aus Rüsselsheim seit Langem.

(Foto: dpa)
  • Neues im Kältemittel-Streit: Im Konflikt über den Einsatz des neuen Kältemittels in Auto-Klimaanlagen hofft Daimler-Chef Dieter Zetsche auf eine rechtliche Übergangslösung bis 2017. "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden", sagte Zetsche auf der IAA. Mit der EU solle eine Vereinbarung geschlossen werden, das geforderte neue Mittel bis zur Einführung einer sichereren Alternative spätestens 2017 nicht einsetzen zu müssen. Die EU fordert seit diesem Jahr, bei neuen Automodellen das klimaschonendere Kältemittel R1234yf einzusetzen. Daimler weigert sich aus Sicherheitsbedenken, da sich das Mittel bei Crash-Tests entzündet hat. Die Stuttgarter wollen nun bis 2017 ein Kältemittel auf CO2-Basis einführen, das die Kriterien des EU-Gesetzes ebenfalls erfüllen würde. Dies sei aber nur auf Basis eines neuen Kühlsystems möglich und dauere deshalb noch, erklärte Zetsche. Von 2017 an wird in der EU das bisher verwendete, belastendere Kältemittel nicht mehr zugelassen.
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Daimler-Chef Zetsche hofft im Kältemittel-Streit auf die EU.

(Foto: REUTERS)
  • Jetzt ist es raus: Wenn BMW im nächsten Frühjahr den Plug-in-Hybridsportwagen i8 auf den Markt bringt, werden dafür mindestens 126.000 Euro fällig. Das sagte der Münchner Hersteller heute auf der IAA. Damit liegt der i8 auf einem Preisniveau mit dem konventionell angetriebenen M6, der bislang als sportlichstes BMW-Modell galt. Auf der Messe gibt es das weitgehend aus Carbon gefertigte Coupé zum ersten Mal ohne Tarnfolie zu sehen. Der 2+2-Sitzer mit Flügeltüren wiegt knapp anderthalb Tonnen, ein 1,5 Liter großer Dreizylinder-Turbo und ein Elektromotor treiben ihn an. Alle Details zum i8 und erste Fahreindrücke lesen Sie hier.
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BMW hat erstmals die Preise für den neuen Elektro-Sportwagen i8 genannt.

(Foto: AFP)
  • Kommt der Elektro-Lieferwagen? VW zeigt den Load-Up. Der Viertürer mit einer Länge von 3,54 Metern basiert auf dem Elektro-Kleinwagen E-Up und bietet mehr als einen Kubikmeter Stauraum. Dafür haben die Niedersachsen die Rückbank aus- und neben dem Fahrer einen Klappsitz eingebaut. Statt maximal 951 Liter wie in der Pkw-Version kann der Kleinwagen jetzt 1400 Liter laden und dabei bis zu 306 Kilo transportieren. Angetrieben von einem Elektromotor mit 60 kW/82 PS erreicht der Kleinkurier bis zu 130 km/h und kommt dem Hersteller zufolge auf einen Aktionsradius von 160 Kilometern. Zu den Aussichten auf eine Serienfertigung macht VW noch keine Angaben.
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So könnte ein Elektrolieferwagen von Wolkswagen aussehen: der VW E-Load-Up am Vorabend der IAA.

(Foto: STG)
  • Per Smartphone auf Parkplatzsuche: Vor dem Parkhaus aussteigen, Smartphone zücken, App aktivieren - und wie von Geisterhand gesteuert sucht sich das Auto selbst einen Stellplatz. Das demonstriert der Autozulieferer Valeo auf dem Außengelände der IAA. Das Valet Park4U genannte System aktiviert im speziell dafür ausgerüsteten Auto einen Modus für autonomes Fahren. Der Wagen findet sich im Parkhaus per Ultraschallsensoren, Kameras und Laserscannern alleine zurecht und reagiert auf stehende und bewegte Hindernisse. Während der Pkw ohne Fahrer unterwegs ist, kann sich der Autobesitzer die Videobilder der Fahrzeugkameras auf dem Handy anzeigen lassen. Er bekommt eine Nachricht aufs Smartphone, sobald der vollautomatische Einparkvorgang abgeschlossen ist. Das Ausparken funktioniert nach dem gleichen Prinzip: Per Smartphone-Befehl wird der Wagen zur Parkhausausfahrt gerufen. Damit das System tatsächlich eingesetzt werden kann, müssen jedoch noch rechtliche Rahmenbedingungen für das autonome Fahren geschaffen werden.
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