Neuvorstellung: Lambo Murciélago LP 640:Rasendes Testosteron

Nach dem giftigen Gallardo Spyder schicken die Norditaliener zum Sommer den nächsten Stier in die Arena: den reformierten Murciélago.

Von Jürgen Wolff und Andreas Schätzl

Es ist nicht so, dass der seit 2002 auf dem Markt befindliche Murciélago an Altersschwäche leiden würde. Im Gegenteil. Doch die Entwicklergilde aus Sant'Agata legt bei der neuesten Lambo-Version noch eine Schaufel Kohlen nach.

lambo murciélago lp640

Auch ein wilder Rücken kann verzücken.

(Foto: Foto: Lamborghini)

Der Zusatz "LP 640" sagt Motorsportexperten, dass der neue Murciélago einen sanften Hauch mehr Lamborghini bietet. "LP" bezieht sich auf die Motorposition längs hinter den Frontsitzen ("longitudinale posteriore"). Das kennt man schon vom Uralt-Countach LP400 her.

Bei der verheißungsvollen Zahl "640" indes lässt sich schnell erahnen, dass es beim Neuen mit den bisherigen 580 PS nicht mehr getan ist. So leistet der künftige Supersportler denn auch 471 kW/640 PS - und 660 Nm Drehmoment bei 6000 Touren.

Klar, noch fixer

Das satte Leistungsplus von 60 Pferdestärken bleibt für die Fahrleistungen nicht ohne Folgen: Null auf 100 km/h schafft die allradgetriebene Flunder nun laut Werk in 3,4 Sekunden (zuvor waren es noch 3,8 Sekunden). Und die Höchstgeschwindigkeit kletterte von 330 auf anbetungswürdige 340 km/h.

Dafür, dass diese Potenz auch auf dem Asphalt ankommt, sorgen der intelligente Allradantrieb und Reifen im Format 245/35 ZR 18 vorn und 335/30 ZR 18 hinten (Winterreifen sind lieferbar!). Im Normalfall werden 70 Prozent der Motorleistung an die Hinterachse übertragen. Bei Schlupf an einer der beiden Achsen kann die Kraft bis zu 100 Prozent nach vorn oder hinten transferiert werden.

Rasendes Testosteron

Dezenz in der Wildheit

Das Design des Lamborghini Murciélago LP 640 wurde nur äußerst dezent überarbeitet - sofern man bei einem Lamborghini überhaupt von "dezent" reden kann.

So gibt es neue Stoßgänger und Schürzen an Front und Heck. Besonders auf der Autobahn dürften die meisten das Kraftpaket nur von hinten bestaunen können. Auffällig der neue Heckdiffusor und die knallroten Rückleuchten, die beim Bremsvorgang asiatischen Wurfsternen gleichen - wenn der hungrige Zwölfzylinder Respekt einflößend vorbeiheult, geht es auch nicht wesentlich ungefährlicher zu.

Eine Design-Feinheit zeigt sich bei der Seitenansicht. Während sich der rechte Seitenschweller nahezu geschlossen präsentiert, fällt an der gleichen Stelle links eine große Öffnung auf. Hierdurch wird der Ölkühler mit dringend benötigter Kaltluft versorgt: bei dieser Leistung und den im Motorraum vorherrschenden Temperaturen ein höchst sinnvolles Stilelement.

Wer das Kraftwerk seines käuflich erworbenen 640 PS gerne offen zur Schau stellen möchte, bestellt den LP 640 mit einer transparenten Motorhaube aus Glas.

Weitere Modifikationen gibt es im nach wie vor sehr knapp geschnittenen Innenraum. Edelste Materialien wie Leder und Carbon sind selbstverständlich.

Auf Wunsch ist der Bolide auch mit Keramik-Bremsen zu bestellen. Die kosten ebenso extra (rund 10.000 Euro) wie das empfehlenswerte Navigationssystem: Schließlich ist man auch in einem Murciélago nicht nur auf dem Rundkurs unterwegs.

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