Neuer Opel im Fahrbericht:Nie fuhr sich ein Astra besser

Der neue Opel Astra.

Schick in Schale: Der neue Opel Astra macht in der fünften Generation eine recht gute Figur.

(Foto: Opel)

Opels Kompakter ist zwar kleiner geworden, aber er übertrifft seinen Vorgänger in jeder Hinsicht. Dennoch gibt es Dinge, die die Konkurrenz dem neuen Astra voraushat.

Von Michael Specht

Mit dem letzten Astra hat Opel sich keinen Gefallen getan. Das Auto war außen zu groß und innen zu klein. Zudem war es zu schwer und die Motoren nicht wirklich sparsam. Nicht einmal der Importkonkurrenz wie Kia cee'd und Hyundai i30, Peugeot 308 und Renault Mégane konnte man damit Paroli bieten, ganz zu schweigen von VW Golf oder Ford Focus. Der Golf verkaufte sich fast fünfmal so oft. Also fand man sich in Rüsselsheim eben damit ab, Zweiter zu sein.

Aber zeigen, was sie so draufhaben, wollen die Designer und Entwickler schon. Und das ist nicht wenig, wie jetzt die erste Fahrt im neuen Astra unter Beweis stellte. Die inzwischen fünfte Generation - zählt man die Kadett-Vorläufer mit, sind es sogar elf Generationen - kommt am 11. Oktober auf den Markt. Und es hat sich viel getan: neues Chassis, neue Karosserie, neue Motoren, neues Fahrwerk, neue Elektronik, alles arrangiert auf fünf Zentimeter weniger Außenlänge. Das ist löblich. Normalerweise lassen die Autohersteller ihre Modelle mit jeder Generation noch ein Stück wachsen. Opel machte den Astra dagegen bis zu 200 Kilogramm leichter - ein gewaltiger Schritt in dieser Klasse.

Souverän in vielerlei Hinsicht

Wie sich das auswirkt, spürt man bereits auf den ersten Kilometern. Der Astra lenkt präzise ein, zieht spurtreu durch die Kurve, federt sanft, rollt sehr leise ab und fühlt sich dennoch straff und solide an. Auch auf abrupt provozierte Spurwechsel reagiert der Opel souverän, kein Nachschaukeln, keine Unsicherheit am Lenkrad. Besser fuhr sich ein Astra nie, auch wenn Opel auf ein adaptives Fahrwerk verzichtet hat, wie es manche Konkurrenten anbieten. Auf der Straße vermisst man es keinen Moment lang.

Fahren konnten wir unter anderem den stärkeren der neuen 1,4-Liter-Vierzylinder mit 150 PS (der schwächere hat 125 PS). Der Turbobenziner läuft ausgesprochen leise. Auch die Elastizität ist in Ordnung, Wunder sollte man von 245 Newtonmetern Drehmoment aber nicht erwarten. Die Höchstgeschwindigkeit des 1.4 Ecotec gibt Opel mit 215 km/h und den Normverbrauch mit 4,9 Liter an. Das Display des Bordcomputers zeigte nach unserer Testfahrt 7,1 Liter. Nachreichen will Opel einen 1,6-Liter-Turbo-Benziner mit 200 PS (bestellbar ab November) und nächstes Jahr einen 1,6-Liter-Diesel mit circa 170 PS.

Tadellos sind die Getriebe. Sowohl die Fünf- als auch die Sechsgangvariante lässt sich exakt und leicht schalten. Davon kann sich manch anderer Hersteller eine Scheibe abschneiden. Auf der anderen Seite: Opel bietet kein Doppelkupplungsgetriebe an. "Wir denken, dass unsere Automatik in Sachen Haltbarkeit überlegen ist", sagt Marc Schmidt. Passen muss der Chef-Ingenieur auch bei der Frage nach einem Allradantrieb. "Dafür haben wir die neue Plattform nicht ausgelegt, das niedrige Gewicht war uns wichtiger."

Mehr Platz als im Vorgänger

Der neue Opel Astra Sports Tourer.

Große Klappe: Der Astra Kombi ist 4,70 Meter lang, in den Kofferraum passen bis zu 1630 Liter.

(Foto: Opel)

Überrascht hat im neuen Astra der kleine Dreizylinder-Turbobenziner. Der nur 1,0 Liter große und 105 PS starke Leichtmetallmotor entpuppt sich als quirliges kleines Aggregat und zerstreut Bedenken mühelos, er könnte mit dem kompakten Astra überfordert sein. Das Gegenteil ist der Fall. Er hängt schnurrig am Gas, klingt kernig und fühlt sich in der Stadt bisweilen sogar besser an als der größere 1,4-Liter. Der Verbrauch? Nach EU-Norm sind es 4,3 l/100 km, real lässt sich der 1.0 Ecotec mit rund sechs Litern fahren.

Trotz seiner geringeren Außenabmessungen bietet der neue Astra innen mehr Platz als sein Vorgänger. Auch hinten sitzen Erwachsene bequem und müssen ihre Knie nicht in die Vordersitzlehne drücken. Außerdem bleibt Raum für 370 Liter Gepäck. Fallen die Lehnen nach vorne, entsteht eine ebene Fläche und bietet bis zu 1210 Liter Ladevolumen.

Was Materialien und Verarbeitung angehen hat Opel die Qualität weiter verfeinert. Das Cockpit wirkt aufgeräumt und klar gegliedert, die Bedienung geht fast intuitiv von der Hand. Ein Makel mag das kleine Schriftbild auf den Instrumenten sein, was die Ablesbarkeit erschwert.

Ein rundum gelungenes Auto

Großes Kino dagegen betreibt Opel beim Thema Konnektivität. Serienmäßig in allen Astra-Modellen ist OnStar. Damit lässt sich zum einen das Internet ins Auto holen - Mitfahrer können über den Wlan-Hotspot surfen - und zum anderen per Knopfdruck Hilfe von außen. Zudem erlaubt der Astra, Apple- und Android-Handys anzuschließen, sodass sich deren Apps auf dem Display im Armaturenbrett bedienen lassen.

Auch auf die vielen Assistenzsysteme ist man stolz in Rüsselsheim - und auf manches andere, das sonst nur in höheren Klassen zu finden ist. Beispiel: Als einziger Volumenhersteller bietet Opel ein Matrix-LED-Licht an. Es leuchtet nachts die Fahrbahn perfekt aus, ohne dabei den Gegenverkehr oder den Vordermann zu blenden. Wer will, kann den Astra darüber hinaus mit Spurassistent inklusive Lenkkorrektur, Rückfahrkamera, Parkassistent, Kollisionswarner und anderem mehr ausstatten.

Unser Fazit: Schon zum Einstiegspreis von 17 260 Euro ist Opel mit dem neuen Astra ein rundum gutes Auto gelungen. Die Diesel-Motorisierungen beginnen bei 20 260 Euro.

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