Tage zuvor hatten sich beide Stürme lautstark angekündigt. Der erste namens Kyrill wurde zum Orkan und zog tosend durch Deutschland. Der zweite kommt von Mercedes und will die Mittelklasse ab April in Aufruhr versetzen.
Die dezente Pfeilung in der breiten Haube, kraftvolle Schürzen und leicht ausgestellte Kotflügel lassen den Stuttgarter Neuling auch optisch zu einem direkten Konkurrenten der Sportskanonen Audi A4 und BMW 3er werden.
(Foto: Foto: oh)Es schien, als hätte die bayerische Konkurrenz aus Angst vor der neuen C-Klasse die Hilfe der Götter herbeigefleht.
Für viele wird die neue Mercedes C-Klasse das Referenzmodell in der Mittelklasse sein. Das Sturmtief Kyrill zog über Deutschland her und war am Morgen nach der Weltpremiere der C-Klasse in Stuttgart wieder verschwunden.
Sportlich wie nie
Das neue "Schwaben-C" wird sich deutlich länger in unserer Mitte breit machen und besonders den Wettbewerbern aus Ingolstadt und München einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Denn so sportlich kam noch keine andere Limousine von Mercedes daher.
Die Erwartungen an die neueste Generation sind hoch. Schließlich war der Vorgänger einer der erfolgreichsten Mercedes-Modelle überhaupt. Seit Frühjahr 2000 wurden mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkauft - ein Drittel davon allein in Deutschland.
24 Millionen Testkilometer zurückgelegt
"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", erläutert Entwicklungschef Dr. Thomas Weber, "für die neue C-Klasse entstand ein Lastenheft mit über 6000 Seiten." In rund drei Jahren wurden mehr als 24 Millionen Testkilometer zurückgelegt; dreimal so viel beim Vorgänger.
Ob ein Auto sportlich oder träge unterwegs ist, darüber entscheidet nicht zuletzt ein Blick in die Augen. Im Gesicht der neuen C-Klasse fallen insbesondere die bulligen Scheinwerfer und der dreidimensionale Kühlergrill auf.
Die drei bekannten Modellversionen Avantgarde, Elegance und Classic differenzieren sich durch unterschiedliche Kühlergrills und verschiedene Ausstattungsdetails voneinander. Nach Mercedes-Aussagen würden so einzelne Produkte in der Linie der C-Klasse geschaffen. Abseits solch munteren Marketingspalavers gefällt besonders der Avantgarde mit seinen mächtigen drei Streben, die perfekt zu den Lichtelementen und dem integrierten Stern in Übergröße passen.
Neu heißt auch: größer
Erinnerte die alte Mercedes C-Klasse bei ihrer Weltpremiere an ein geschrumpftes Schwestermodell der S-Klasse, so zeigt sich der Nachfolger deutlich eigenständiger. Die dezente Pfeilung in der breiten Haube, kraftvolle Schürzen und leicht ausgestellte Kotflügel lassen den Stuttgarter Neuling auch optisch zu einem direkten Konkurrenten der Sportskanonen Audi A4 und BMW 3er werden.
Beim Anblick des bürzelartigen Hecks kommt einem unweigerlich der alte Audi A4 in den Sinn. Die bogenförmige Seitenlinie wurde im Gegensatz dazu von den größeren Modellen der CLS-, CL- und S-Klasse entliehen. "Mit der neuen C-Klasse wollen wir die Messlatte im Segment der kompakten Premium-Automobile ein Stück höher legen", so der DaimlerChrysler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche, "und zwar in allen Belangen."
Neu heißt bei Mercedes einmal mehr auch größer. Im Vergleich zum Vorgängermodell wuchs die neue C-Klasse um sechs Zentimeter auf 4,58 Meter. Während die Überhänge nahezu gleich bleiben, kommt der Längenzuwachs fast ausschließlich dem Radstand und somit dem Innenraum zugute.
Neue Formen erwarten die Passagiere auch im Innenraum. Das Design ist sehr nüchtern und gewohnt übersichtlich. Chromumrandungen und metallene Verkleidungen versuchen, einen zarten Hauch Sportlichkeit zu verbreiten. Wichtiger sind jedoch Ergonomie und Haptik. Hier macht die neue C-Klasse einen ausgezeichneten Eindruck.
Sportlich wie nie
Ähnlich wie beim aktuellen Audi A8 klappt der sieben Zoll große Multifunktionsbildschirm für Navigation, Soundsystem und Telefon über der Mittelkonsole erst auf Knopfdruck aus. Bedient wird das System über die Lenkradtasten oder den zentralen Controller auf dem Mitteltunnel - bei BMW nennt man das ganze iDrive. Das Platzangebot ist vorne und hinten nicht nur in der Länge, sondern durch die breitere Spur besonders in der Breite gewachsen. Das Kofferraumvolumen beträgt 475 Liter.
Das Platzangebot ist vorne und hinten nicht nur in der Länge, sondern durch die breitere Spur besonders in der Breite gewachsen.
(Foto: Foto: oh)"Sprengt die Grenzen der Fahrphysik"
Nicht nur die Optik soll mehr Sportlichkeit in die Mercedes C-Klasse des Jahrgangs 2007 zaubern. Mit einer direkten Lenkung, einer präziseren Handschaltung und adaptiven Dämpfern will man die Leistungszuwächse der Benzin- und Dieselaggregate auch standesgemäß auf den Asphalt zaubern.
Ab Herbst lässt sich durch das "Advanced Agility Paket" auf Knopfdruck die Charakteristik von Stoßdämpfern und Getriebe ganz auf sportlich trimmen. Vorne arbeitet eine Dreilenkerachse mit Schraubenfedern und einem adaptiven Dämpfersystem. Hinten setzen die Stuttgarter jetzt auf eine Raumlenkerachse.
Entwicklungschef Weber: "Wir sind stolz auf das neue Modell - es ist klassisch und modern zugleich und sprengt nicht zuletzt aufgrund seiner exzellenten Gewichtsverteilung von 52:48 das ein oder andere Mal die Grenzen der Fahrphysik." Sprüche, die man besonders in München mit einem Stirnrunzeln vernehmen wird. Bisher galt der BMW 3er als die sportlichste Versuchung in der Mittelklasse.
Sportlich wie nie
Zunächst sind bei der C-Klasse drei Diesel- und fünf Benzinmotoren mit Leistungen zwischen 136 und 272 PS im Programm.
(Foto: Foto: oh)Bei den Triebwerken zeigen sich Veränderungen allein im Vergleich zum Vorgänger. Weitgehend wurden die bekannten Motoren der E-Klasse übernommen. Erwartetes Volumenmodell auf dem deutschen Markt wird der C 220 CDI bleiben, der mit 125 kW / 170 PS und 400 Nm Drehmoment ein Leistungsplus von 13 Prozent aufweist, seinen Verbrauch jedoch auf sparsame 6,1 Liter Diesel pro 100 Kilometern senken konnte.
Kombi kommt erst 2008
Eine Bremsrückgewinnung oder ein Start-Stopp-System, das weitere Einsparpotenziale erschließen würde, ist in nächster Zeit nicht verfügbar. 0 auf 100 km/h schafft der Diesel in 8,5 Sekunden; die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 229 km/h. Zunächst sind bei der C-Klasse drei Diesel- und fünf Benzinmotoren mit Leistungen zwischen 136 und 272 PS im Programm.
Eine AMG-Version dürfte ebenso wie das T-Modell erst Anfang 2008 folgen. In diesem Herbst kommen bereits die 4matic-Modelle.
Die Sicherheitsausstattung ist ab sofort auf Höhe der S-Klasse. So gibt es neben den bekannten sechs Airbags, ABS und ESP ab sofort einen Knieairbag für den Fahrer, einen Notbremsassistenten und aktive Kopfstützen vorn.
Mega-Media-Multi-Speicher
Das Sicherheitssystem Pre-Safe, das Intelligent-Light-System und ein DVD-Navigationssystem mit einem 30 Gigabyte großen Festplattenspeicher und vier Gigabyte Musikgenuss sind gegen Aufpreis zu bekommen.
Seine offizielle Publikumspremiere feiert die Mercedes C-Klasse Anfang März auf dem Genfer Automobilsalon. Der Einstiegspreis des Basismodells Mercedes C 180 soll knapp unter 30.000 Euro liegen. Und die Aufpreisliste wird erwartungsgemäß lang bleiben. Getreu dem neuen Motto: "Mehr Raum für Individualität."