Neue BMW-Motorräder:Generation X

Xchallenge, Xmoto, Xcountry - die neuen BMW-Einzylinder können sich mit den Großen messen und gehen munter zur Sache.

Ulf Böhringer

Weniger kann mehr sein - schließlich ergibt sich das Maximum an Fahrspaß mit einem Motorrad nicht dadurch, dass Ingenieure vom Marketing getrieben die technische Essenz mit Nichtigkeiten aufpeppen. Im Gegenteil: Das Prinzip heißt Sehnigkeit. Dieser Überlegung folgend, hat sich BMW zusammen mit Aprilia der Einser-Baureihe angenommen - das Ergebnis sind drei leichtgewichtige Einzylinder mit breitem Einsatzspektrum.

BMW Motorrad Einzylinder x-Modelle X-Challenge

Eine X-Challenge in Aktion.

Gemeinsam ist ihnen - vom Kennbuchstaben G abgesehen - der 652 Kubik große, flüssigkeitsgekühlte Einzylindermotor mit Rotax-Genen, ein leichter Stahl-Brückenrahmen, Alu-Schwinge und die mächtig dimensionierte Upside-down-Gabel. Die Spezifizierung auf ihren jeweiligen Zweck - Enduro, Supermoto und Scrambler - erfolgt primär über die Dimensionierung der Federwege sowie die Unterschiede bei Rädern und Reifen.

Auch ABS ist erhältlich

Das Triebwerk mit neuer Steuerungselektronik und gegenüber seinem Vorgänger in der bald auslaufenden F 650 GS ist um gut zwei Kilogramm leichter und nun 39 kW (53 PS) stark. Zudem wurde der Einzylinder wesentlich drehfreudiger und überzeugt mit einem in dieser Klasse einmalig breiten Leistungsband - von wenig mehr als Leerlaufdrehzahl bis hoch an die Drehzahlgrenze steht verwertbare Leistung zur Verfügung.

Besonders erfreulich: Mit gut vier Liter Super sind 100 Kilometer ohne Zurückhaltung der Gashand möglich, was trotz des kleinen 9,5-Liter-Tanks deutlich mehr als 200 Kilometer Reichweite garantiert. Dass die aktuelle Abgashürde Euro 3 ebenfalls klar übersprungen wird, versteht sich.

Treu ist sich BMW auch auf dem Bremsensektor geblieben. Alle drei G-Modelle sind gegen 710 Euro Zuzahlung mit einem sehr einfach deaktivierbaren ABS neuester Generation zu haben - es wirkt auf die vordere wie die hintere Einscheibenbremse.

Generation X

Beeindruckend fällt die Handlichkeit der vollgetankt 156 bis 160 Kilogramm leichten Bikes aus. Die Fahrwerksabstimmung ist großartig gelungen, die Stabilität ist auch bei schnellen Manövern unerschütterlich. Die Enduro mit Namen Xchallenge entpuppt sich dank Luftfederbein, 270 Millimeter Federwegen und schmaler Offroad-Bereifung als ambitionierte Softenduro. Die Supermoto namens Xmoto kommt mit Gasdruckfederbein, kürzeren Federwegen und breiteren, besonders haftfähigen Reifen im 17-Zoll-Format. Die dritte im Bunde wurde Xcountry getauft, weist nochmals kürzere Federwege und moderat breite Reifen im Stile einer Reiseenduro auf.

BMW Motorrad Einzylinder x-Modelle X-Moto Fahrgestell

Knochig und puristisch: das Fahrgestell der X-Modelle.

Vorzügliches Fahrverhalten

Mit dieser Spezies hat die kleine G 650 Xcountry zwar nichts zu tun, trotzdem lassen sich Bezüge zur R 1200 GS, dem Platzhirsch dieser Gattung, nicht ganz vermeiden. Denn der kleine Einzylinder erinnert in seiner Universalität stark an die große GS und stellt sie in puncto Handlichkeit und Agilität deutlich in den Schatten. Auf kurvenreichen Strecken müssen GS-Treiber dann auch alle Register ziehen, um ähnlich schnell über Land zu kommen wie die Fahrer der Xcountry. Und im leichten und mittelschweren Gelände ist es kein Problem, mit der unscheinbaren Xcountry die Spaß-Fährte aufzunehmen.

Seine Erklärung findet dieses vorzügliche Fahrverhalten in der konsequenten Verringerung der bewegten Massen - alles, was nicht zwingend erforderlich ist, um zügig, sicher und umweltschonend vorwärts zu kommen, wurde schlicht weggelassen; die unbedingt nötigen Dinge wurden konsequent abgespeckt. Heraus kommen drei in ihrem Wesen ähnliche, aber doch stark spezifizierte Motorräder, die in der Fahrspaßwertung hervorragende Noten erhalten.

Kein Profit durch den günstigen Yen

Ein mögliches Problem stellen, angesichts der anvisierten jungen Kundschaft, die Preise dar: Da die jungen Wilden in Europa gebaut werden, kommen sie nicht in den Genuss der Unterbewertung des japanischen Yen. Dieser ist seit dem Jahr 2000 um mehr als 65 Prozent gefallen, ohne dass sein Kurs angepasst worden wäre. Und um eben diesen Satz liegt BMW, wie jeder andere europäische Hersteller, gegenüber Honda & Co. im Nachteil.

Deshalb müssen sich G-Interessenten mit der Frage plagen, ob 7900 Euro für eine Xcountry angemessen sind; bei der Xmoto muss über 8300 Euro, bei der Xchallenge sogar über 8700 Euro nachgedacht werden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: