Neu: Harley-Davidson Rocker:Auf großem Fuß

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Nach Jahren der Zurückhaltung zeigt Harley-Davidson mit der Rocker wieder Mut für Neues. Ein 240 Millimeter breiter Hinterreifen fungiert als Hingucker.

Ulf Böhringer

Neue Harleys - da gab es in der Vergangenheit lediglich eine neue Farbe und, ganz verwegen, die Kombination der Fahrzeugfront einer Modellreihe mit dem hinteren Kotflügel einer anderen, vielleicht einen veränderten Scheinwerfer. Wirklich neue Modelle musste man seit der Präsentation der V-Rod im Jahr 2000 mit der Lupe suchen. Für das Modelljahr 2008 hat sich die nun 105 Jahre alte Motorrad-Schmiede in Milwaukee deutlich mehr einfallen lassen.

Zum einen gibt es für die Touring-Modelle sowie die VSRC-Reihe jetzt optional ABS; vorgestellt sind auch eine finster dreinschauenden 1200er Sportster-Variation mit Namen Nightster und eine feiste Dyna-Version namens Fat Bob mit unerwartet feinem Fahrverhalten. Besondere Erwähnung aber verdienen die neuen Rocker-Modelle, die Teil der Softail-Familie sind. 18.995 Euro kostet die Rocker, 21.395 Euro die Rocker C - das C steht für viel Chrom - und beide geben sich, als wären sie soeben aus dem Showroom eines Veredlers gerollt.

Absoluter Hingucker bei beiden ist der 240 Millimeter breite Hinterreifen, über dem sich ein nur im vorderen Bereich an zwei Punkten fixierter, mitfedernder Kotflügel spannt. Für dessen Herstellung waren diverse Kunstgriffe nötig, doch die Harley-Techniker sind sich sicher, dass die so filigran wirkende Konstruktion ein ganzes Motorradleben durchhalten wird.

Show-Effekt jetzt ab Werk

Dass Harley ein solch radikal aussehendes Bike ins Modellprogramm aufnimmt, wird natürlich in der Veredler-Szene lange Gesichter zur Folge haben. Denn ließ man bislang eine Softail auf ein angesagtes 240-Millimeter-Hinterrad umbauen, war man wegen der nötigen tiefgreifenden Änderungen an der Schwinge flugs mit fünf bis sechs ganz großen Scheinen dabei. Und jetzt gibt es diesen begehrten Show-Effekt in gleich drei verschiedenen Farbkombinationen ganz einfach ab Werk.

Zur pfiffigen Serienausstattung der Rocker C gehört auch ein unsichtbar im bequemen Solo-Sitz verborgener Zusatzplatz. Er hat die Funktion eines Notsitzes, wobei die Unterbringung des Beifahrers erstaunlich komfortabel ist - zumindest im Vergleich mit jenen Lösungen, die für Fahrzeuge ähnlicher Konzeption oder auch für supersportliche Straßenfeger angeboten werden. Drei Handgriffe genügen, schon ist der frei über dem breiten Kotflügel schwebende Notsitz installiert.

Auch wenn's zunächst anders aussieht: Sie macht Spaß

Natürlich besitzen Rocker und Rocker C trotz ihrer Starrrahmen-Optik auch hinten eine Federung; das Federbein ist unter dem Motor versteckt und lässt mit seinen 88 Millimeter Hub sogar Wohlbefinden aufkommen. Weil auch die Sitzposition lässig-entspannt ist und weitaus bequemer ausfällt, als man auf den ersten Blick befürchtet, steht dem Spaß mit der Rocker nichts im Weg.

Noch nicht einmal Sorgen über möglicherweise unzureichend gesäuberte Abgase muss man sich machen, denn: Obwohl Harley-Davidson nach wie vor die Ausrüstung mit ungeregelten Katalysatoren für seine Fahrzeuge angibt, gibt es an Bord längst eine Lambdasonde. Allerdings ist deren Regelung nicht dahingehend ausgelegt, um die Abgase weitestmöglich zu minimieren, sondern soll unter Einhaltung der Euro-3-Grenzwerte die Motorleistung maximieren - einen luftgekühlten Motor in Euro-3-Zeiten bei Kräften zu halten, ist nun mal deutlich schwieriger als bei wassergekühlten Triebwerken.

Dank der lässigen Leistungsentfaltung des 1584 Kubik großen, luftgekühlten V2-Motors mit seinem schönen Drehmoment von 117 Newtonmeter bei nur 3200 Umdrehungen und 52 kW (71 PS) stellt sich auf der Rocker beim Fahrer schnell Zufriedenheit ein - und die bleibt auch auf Dauer, weil das Fahrverhalten deutlich harmloser ist, als es der überbreite Hinterreifen vermuten lässt.

© SZ vom 11.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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