Mittelklasse-Kombi im Test:Der neue Mazda 6 - ein Rebell passt sich an

Der Mittelklasse-Kombi ist durch seine jüngste Auffrischung komfortabler geworden. Darunter leidet allerdings das zuvor so dynamische Fahrverhalten.

Test von Thomas Harloff

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Der neue Mazda 6 Kombi.

Quelle: Mazda

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In einer Autowelt, in der der Herdentrieb unter den Herstellern so stark ausgeprägt ist wie nie, war Mazda in den vergangenen Jahren einer der letzten Individualisten - zumindest unter den Volumenmarken. Die Japaner bauten Wankelmotoren in ihre Autos ein, als sie alle anderen längst ins Museum verfrachtet hatten. Als die Fahrwerke der Wettbewerber immer komfortabler wurden, setzten die Ingenieure aus Hiroshima weiter auf straffe Federungen und behielten die Fahrdynamik im Fokus. Und sie setzen noch heute auf puristische Saugmotoren, dabei hat die Konkurrenz fast komplett auf Turbobenziner umgestellt. Aber mit dem Facelift des in der Mittelklasse angesiedelten 6ers passt sich Mazda ein Stück weit an.

Der neue Mazda 6 Kombi.

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Der Mazda 6 ist nach seiner Auffrischung komfortabler geworden. Vor allem, weil er jetzt leiser ist als zuvor. Dem 2,2-Liter-Diesel haben die Motoreningenieure das typische Nageln beim Kaltstart zwar nicht ganz abgewöhnt, aber während der Fahrt säuselt er kaum vernehmbar vor sich hin. Die Federung ist geschmeidig, spricht sensibel auf Unebenheiten an und hält diese wirkungsvoll von den Insassen fern. Doch genau hier leidet das Mazda-Gefühl: Die frühere Agilität, die geschätzte Traktionsstärke, die gewohnte Verbindlichkeit weicht einem schwammigen Fahrgefühl.

Der neue Mazda 6 Kombi

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Dabei sollte genau das eigentlich nicht passieren. Als wichtigste technische Neuerung bekommt der Mazda 6 bei der Modellpflege nämlich die G-Vectoring-Control. Diese Fahrdynamikregelung greift minimal ins Motordrehmoment ein und soll das Fahrverhalten stabilisieren. Dazu glättet es die beim Beschleunigen, Bremsen und Lenken auftretenden Kräfte und stärkt die Seitenführungskräfte der in der Kurve besonders beanspruchten Reifen.

Auf den leicht schmierigen vorweihnachtlichen Landstraßen des Münchner Umlandes lässt sich jedoch kein positiver Effekt spüren. Immer wieder machen sich beim Beschleunigen Antriebseinflüsse in der Lenkung bemerkbar. Öfter als gedacht haben die Bridgestone-Winterreifen Mühe, die Kraft des Dieselmotors auf den Asphalt zu übertragen und in flotten Kurven die Linie zu halten. Am meisten irritiert aber das entkoppelte Fahrgefühl. Irgendwo zwischen den Reifen und der zwar direkten, aber gefühllosen Lenkung bleiben viele wertvolle Informationen zur Fahrbahnbeschaffenheit und zum Gripniveau hängen.

Der neue Mazda 6 Kombi.

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Überzeugender ist der Antrieb. Der 150 PS starke Vierzylinder-Turbodiesel baut seine Kraft schon im niedrigen Drehzahlbereich auf (das Drehmoment-Maximum von 380 Newtonmetern steht ab 1800 Umdrehungen zur Verfügung) und konserviert sie bis kurz vor den roten Drehzahlbereich. Leider ist das Triebwerk lange nicht so sparsam wie versprochen: 6,9 Liter im Test sind zwar gerade noch akzeptabel, aber deutlich über der Normangabe von fünf Litern. Dafür fühlt sich der Schalthebel des Sechsganggetriebes so an, wie man sich das Fahrwerk gewünscht hätte: knackig, exakt, gut geführt.

Das Cockpit des neuen Mazda 6 Kombi.

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Gewohntes Mazda-Flair gibt es im Innenraum. Das schlanke Lenkrad liegt perfekt in der Hand, die Instrumente lassen sich gut ablesen und die wenigen Tasten am Volant und in der Mittelkonsole sind logisch verteilt. Die Materialien sind von angemessener Qualität: Der Mazda 6 schmeichelt dem Tastsinn innen mehr als vergleichbare Autos aus japanischer Produktion. Umso stärker fällt die altmodisch-pixelige Grafik im rechten Rundinstrument auf, die über die Daten des Bordcomputers informiert. Solche Displays sehen bei den meisten anderen schöner aus.

Das Cockpit des neuen Mazda 6 Kombi.

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Die Menüs des Infotainmentsystems, dessen Sieben-Zoll-Bildschirm mittig auf dem Armaturenbrett thront, sind dagegen grafisch hübsch aufbereitet. Kommandiert wird er entweder über Touch-Befehle oder per Dreh-/Druckknopf samt einiger Tasten auf dem Mitteltunnel. Wo sich die gerade gesuchte Funktion befindet, lässt sich in diesem System leicht und ohne große Ablenkung herausfinden. Nur das Navigationssystem gönnt sich hin und wieder bockige Einlagen und ist etwas zu träge bei seinen Ansagen.

Der Innenraum des neuen Mazda 6 Kombi.

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Der Mazda 6 Kombi schafft es, elegantes Aussehen und viel Platz im Innern zu vereinen. Das war schon vor dem Facelift so und stimmt jetzt immer noch. Am knappsten geschnitten ist der Japaner vorne, wo die bequemen und stark konturierten Sitze und die Mittelkonsole auf Tuchfühlung zu den Insassen gehen. Im Fond bleibt viel Luft für Knie, Ellbogen und Kopf, der praktisch geschnittene Kofferraum schluckt zwischen 522 und 1664 Liter Gepäck. Hilfreich sind zudem die Taschenhaken, Kleinkram-Ablagen hinter den Radkästen und die Fernentriegelung, mit der sich die Rücksitzlehne vom Kofferraum aus umklappen lässt. Wer eine elektrische Heckklappe möchte, muss sich bei der Konkurrenz umschauen. Für den Mazda 6 Kombi gibt es keine - auch nicht gegen Aufpreis.

Der neue Mazda 6 Kombi.

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Ungewöhnlich ist, dass Mazda die Limousine und den Kombi der 6er-Baureihe zum gleichen Preis anbietet. 29 190 Euro kostet der Japaner in der Basisausstattung Prime-Line. Damit ist er billiger als die meisten Konkurrenten, hat aber mit 17-Zoll-Felgen, Klimaanlage und CD-/MP3-Radio auch nur das Nötigste an Bord. Das Infotainment- und Konnektivitätssystem gibt es erst ab der 33 690 Euro teuren Exclusive-Line. Es heißt MZD Connect, koppelt das Auto mit dem Smartphone und macht darüber einige Web-Funktionen wie Internetradio, soziale Netzwerke oder Echtzeit-Verkehrsinformationen über den Touchscreen verfügbar. Weniger schön: Das System unterstützt weder Apple Carplay noch Android Auto. Darüber hinaus enthält die Ausstattungslinie elektronische Sicherheitsfunktionen wie einen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung, einen Totwinkelwarner und einen Tempomaten, außerdem LED-Licht, Digitalradio, eine Klimaautomatik sowie eine Einparkhilfe. Die Topausstattung Nakama, die eigentlich als Sondermodell fungiert, kostet nur 700 Euro mehr, bietet obendrein aber ein Bose-Soundsystem, 19-Zoll-Leichtmetallfelgen, eine Rückfahrkamera und Lenkradheizung sowie ein schlüsselloses Zugangssystem.

Der neue Mazda 6 Kombi.

Quelle: Mazda

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Viel mehr braucht man eigentlich nicht. Manch einer mag sich weitere Assistenzsysteme wünschen. Aber die Umfeldüberwachung beim Rückwärtsfahren, die Müdigkeitserkennung, der Spurhalteassistent und die an das Head-Up-Display gekoppelte Verkehrszeichenerkennung bleibt den Topausstattungen vorbehalten - die wiederum nur mit den stärksten Motoren erhältlich sind. So bleibt der Mazda 6 Kombi auch nach dem Facelift ein Auto für aufmerksame Selbstfahrer, das zwar nicht so fahraktiv ist wie andere Modelle der Marke, aber dafür für bequeme Autobahnfahrten prädestiniert.

Technische Daten Mazda 6 Kombi Skyactiv-D 150:

R4-Dieselmotor mit 2,2 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 110 kW (150 PS); max. Drehmoment: 380 Nm bei 1800 - 2600/min; Leergewicht: 1495 kg; Kofferraum: 522 - 1664 l; 0 - 100 km/h: 9,3 s; Vmax: 210 km/h; Testverbrauch: 6,9 l / 100 km (lt. Werk: 5,0; CO₂-Ausstoß: 110 g/km); Euro 6; Grundpreis: 29 190 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/cag
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