Mittelklasse-Coupé im Test:Das Mercedes C 180 Coupé ist eine stilvolle Geduldsprobe

Schick ist es, das C-Klasse Coupé. Bequem ist es auch, und viel Technik steckt drin. Allerdings ist es langsam - nicht nur wegen des Basismotors.

Test von Thomas Harloff

10 Bilder

Der Fond des Mercedes C-Klasse Coupés

Quelle: Daimler AG

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Leise aber vernehmbar surren die kleinen Elektromotoren, als sie den Fahrersitz nach vorne schieben. Mehrere Sekunden vergehen, bis er so positioniert ist, dass jemand in den Fond des Mercedes C-Klasse Coupés klettern könnte. Oder besser: Sich durch den kleinen Spalt zwischen Sitz und B-Säule zwängen müsste, um auf Sitzen Platz zu nehmen, die weder für den Kopf noch für die Knie genug Raum bieten. Deren Lehne außerdem zu steil steht und deren Fenster so schmal sind, dass man sich vorkommt, als wäre man eingesperrt.

Natürlich erwartet keiner von einem Coupé überragenden Alltagsnutzen oder ein Höchstmaß an Platz. Schon gar nicht von einem, das der Mittelklasse angehört. Aber etwas mehr davon darf es schon sein; beim BMW 4er oder Audi A5 klappt es ja auch.

Mercedes C-Klasse Coupe

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Aber das hier ist eben der neue Zweitürer aus Stuttgart, und der ordnet seinem geschwungenen Heckdesign einiges unter. Und nicht, dass der Verdacht aufkommt, bei Autotests der SZ würden Menschen gefoltert: Eigentlich sollte nur eine Aktentasche im Fußraum hinter dem Fahrersitz verstaut werden. Doch das dauert! Ewig braucht der Sitz, bis er erst nach vorne und dann wieder zurück in seine Position gleitet. Hier ist Geduld gefragt. Eine Tugend, die das Mercedes-Coupé dauernd einfordert.

Das Cockpit des Mercedes C-Klasse Coupès

Quelle: Daimler AG

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Vorne stellt sich dagegen schnell ein Gefühl der Entspanntheit ein. Klar, auch hier sitzt alles knapp, was vor allem den einteiligen und eng anliegenden Integral-Sportsitzen und der breiten Mittelkonsole geschuldet ist. Aber ein Coupé darf eng geschnitten sein. Angenehme Materialien schmeicheln dem Tastsinn. Gleiches gelingt den Instrumenten und Anzeigen mit den Augen. Die Bedienelemente befinden sich da, wo sie sein sollen, das Cockpit präsentiert sich trotz der Fülle an Funktionen aufgeräumt. Alle Tasten, Knöpfe, Schalter und Hebel rasten sauber und unterstreichen den soliden Eindruck des C-Klasse Coupés.

Das Infotainmentsystem des Mercedes C-Klasse Coupés

Quelle: Daimler AG

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Genauso der zentrale Dreh- und Rückstellknopf auf der Mittelkonsole, der die Funktionen des über ihm thronenden Bildschirms kommandiert. Souverän lassen sich mit ihm die vielen Menüpunkte des digitalen Herzens steuern. Als Alternativen gibt es ein Touchpad, das aussieht wie ein Dach über dem Drehknopf; außerdem lässt sich die Spracheingabe nutzen. Aber wer jahrelang mit den Dreh-/Rückstellern hantiert hat, bedient mit ihnen das Infotainment am souveränsten. Gelernt ist gelernt.

Mercedes C-Klasse Coupé

Quelle: Daimler AG

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Es sind außerdem Sonderausstattungen wie "Leder Porzellan Schwarz", automatische Gurtbringer oder die indirekte Ambientebeleuchtung bei Dunkelheit, die eine Fahrt im kleinen Mercedes-Coupé so gemütlich machen. Das Problem daran: Allein die Extras im Innenraum summieren sich beim Testwagen auf 10 031,70 Euro. Ein weiterer großer Posten in der Preisliste ist das "Fahrassistenz-Paket Plus" für 2499 Euro. Das fasst die elektronischen Fahrhilfen der zweitürigen C-Klasse zusammen - und das sind eine ganze Menge: Abstandsregeltempomat mit Stop-and-Go-Pilot, automatische Notbremse mit Fußgängererkennung, Totwinkel- und Spurhalteassistent mit Lenkeingriffen und ein präventiver Insassenschutz, der die Mitfahrer auf einen Unfall vorbereitet, wenn er kurz bevor steht - etwa die Gurte strafft oder die Fenster schließt. Hinzu kommen weitere Details, beispielsweise eine Verkehrszeichenerkennung.

Das Head-up-Display des Mercedes C-Klasse Coupés

Quelle: Daimler AG

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Die Ingenieure haben die Fahrassistenten akkurat aufeinander abgestimmt. Vor allem im ewigen Stehenbleiben und Losrollen des Berufsverkehrs nimmt die Technik dem Fahrer viele unangenehme Aufgaben ab. Bremsen muss er nicht mehr selbst, das erledigt der Mercedes automatisch und sehr zuverlässig.

Im Laufe der Zeit zeigt aber auch dieses System Schwächen. So erspäht das Abstandsradar immer wieder Hindernisse, wo keine sind, und verringert autark die Geschwindigkeit. Das passiert vor allem, wenn ein Fahrzeug, dem der Mercedes zuvor noch brav mit dem voreingestellten Sicherheitsabstand folgte, die Spur wechselt. Manchmal beschleunigt er dann nur sehr zögerlich auf die im Tempomat eingestellte Geschwindigkeit, obwohl die Spur längst frei ist. Die Verkehrszeichenerkennung kann ebenfalls nerven: Sie funkt jede Tempobegrenzung in das Display zwischen die Instrumente. Stellt man dort aber gerade etwas ein, zum Beispiel die Assistenzsysteme, oder fragt den Bordcomputer ab, wird man von den visualisierten Verkehrsschildern dauernd unterbrochen. Eine Info im - übrigens sehr ansehnlich und informativ gestalteten - Head-up-Display (für 1178 Euro extra spiegelt das Coupé Informationen wie Geschwindigkeit, Navi-Hinweise oder eben Tempolimits vor den Fahrer in die Frontscheibe) würde völlig genügen.

Der Motor des Mercedes C-Klasse Coupés

Quelle: Daimler AG

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Ob die Kraft des Motors genügt? Von der Papierform her durchaus: 156 PS und maximal 250 Newtonmeter sollen den zweitürigen C 180 zu einem Null-auf-Hundert-Sprintwert von 8,5 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h befähigen. Diese objektiv ordentlichen Werte zerfließen subjektiv jedoch zu einem zähen Brei. Hart auf die Probe gestellt, ringt die 2499 Euro teure Siebengang-Automatik um Drehmoment, schaltet hin und her - und das nicht einmal besonders schnell - und lässt den Motor angestrengt aufheulen. Doch das hilft wenig, der 1,6-Liter-Turbobenziner beschleunigt zahm. Manuelles Schalten per Lenkradwippen ist möglich, bringt aber wenig. Erstens gibt es keinen echten manuellen Getriebemodus, die Eingriffe sind also nur von kurzer Dauer. Zweitens sackt die Power ab 4000 Umdrehungen wieder spürbar ein. Letztlich beträgt das für sportlich ambitionierte Fahrer nutzbare Drehzahlband gerade einmal 2800 Touren. Das führt zu einer Motorcharakteristik, die einfach nicht zu einem dynamischen Auto passt.

Mercedes C-Klasse Coupe

Quelle: Daimler AG

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Wobei, so dynamisch ist die zweitürige C-Klasse gar nicht. Jedenfalls nicht als 180er. Selbst im Sportmodus fühlt sich die Lenkung etwas teigig und unpräzise an und straffen sich die Dämpfer kaum. Etwas zu stark bewegt sich die Karosserie auf dem Chassis, um stets präzise die Ideallinie zu treffen. Natürlich bleibt der Mercedes immer stabil und sicher, und er ist natürlich auch nicht völlig fahrspaßbefreit. Aber Fahrdynamik, das können die eingangs erwähnten Konkurrenten besser.

Mercedes C-Klasse Coupé

Quelle: Daimler AG

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Mehr Freude am Mercedes C 180 Coupé hat, wer es als stilvollen, gelassenen Gleiter interpretiert. Am sanft federnden Fahrwerk, der effektiv geräuschgedämmten Karosserie und den bequemen Sportsitzen kann man Gefallen finden. Die Komfortabstimmung passt besser zum Wesen dieses Autos als der Sportmodus, denn dann wählt die Getriebeautomatik lieber hohe Gänge, senkt damit das Drehzahlniveau und gleichzeitig den Geräuschpegel. Und natürlich den Verbrauch: Zaghaft bewegt, sind Verbrauchswerte mit einer Sieben vor dem Komma realistisch. Im Test waren es 8,9 Liter auf 100 Kilometer. Laut Mercedes sollen es höchstens 5,8 Liter sein.

Mercedes C-Klasse Coupé

Quelle: Daimler AG

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Das C 180 Coupé ist ein Auto für Gemütliche, die einen Zweitürer wegen seiner Form kaufen, um sich vom Kombi-, Van- und SUV-Einerlei des deutschen Straßenverkehrs abzuheben. Besonders schnell darf man nicht sein wollen, weder geradeaus noch in Kurven. Aber einigermaßen solvent sollte man sein. 38 080 Euro kostet der Mercedes mit dem Automatikgetriebe mindestens; er ist dann aber notdürftig ausgestattet. 62 403,60 Euro - so viel kostet der Testwagen - müssen es aber auch nicht sein. Die 1547 Euro für die elektrischen Sitze zum Beispiel lassen sich sparen. Das schont den Geldbeutel und die Nerven. Von Hand betätigt rutschen die Sitze schnell und einfach nach vorne oder hinten - und surren nicht ewig herum.

Technische Daten Mercedes C 180 Coupé 7G-Tronic:

R4-Benzinmotor mit 1,6 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 115 kW (156 PS); max. Drehmoment: 250 Nm bei 1200 - 4000/min; Leergewicht: 1475 kg; Kofferraum: 400 l; 0 - 100 km/h: 8,5 s; Vmax: 225 km/h; Testverbrauch: 8,9 l / 100 km (lt. Werk: 5,3 - 5,8; CO₂-Ausstoß: 122 - 135 g/km); Euro 6; Grundpreis: 38 080 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/mkoh/sks
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