Mitsubishi Pajero und Nissan Patrol:Zwei Brüder im Geiste

Die beiden Offroader haben 4x4-Geschichte geschrieben und gehen doch völlig unterschiedliche Wege.

Tobias Opitz

Es gibt Situationen im Leben, die kann man eigentlich nur im SUV, im Sports Utility Vehicle, ertragen. Wer schon einmal mit zwei Pferden im Hänger auf matschigen Turnierparkplätzen rangieren oder die Motoryacht auf glitschiger Schräge aus dem Hafenbecken ziehen musste, weiß davon ein gar lustig Lied zu singen.

Mitsubishi Pajero und Nissan Patrol: Hart, aber herzlich: Der Patrol GR ist ein sehr stabiles Auto - dem man das beim Fahren auch anmerkt.

Hart, aber herzlich: Der Patrol GR ist ein sehr stabiles Auto - dem man das beim Fahren auch anmerkt.

(Foto: Nissan)

Zu den Oftgefahrenen und Gerngesehenen dieser Gattung gehören zweifelsfrei Mitsubishi Pajero und Nissan Patrol - zwei große Allradler, die ursprünglich auf die Straße kamen, um vor allem abseits davon zuverlässig vorwärts zu kommen.

Mittlerweile allerdings hat aber auch bei den einst echten Offroadern der Zeitgeist vehement Einzug gehalten - und mit ihm Ausstattungen und Extras, die die Preise in respektable Höhen treiben und die Sehnsucht nach Wellblechpisten allein der Werterhaltung wegen spürbar kleiner werden lassen.

Rallyes und Vereinte Nationen

Der auf Anhieb augenfällige Unterschied zwischen den beiden - der Pajero nach umfassendem Facelift durchaus elegant, der Nissan bei allem Bemühen nach wie vor eher barock - spiegelt sich auch im Marketing wider: Während Mitsubishi auf Siege bei den härtesten Rallyes der Welt setzt, ist Nissan in den TV-Nachrichten vor allem als nie genannter, aber dafür formatfüllender Dienstwagenlieferant der Vereinten Nationen präsent. Verschiedene Welten, die im direkten Vergleich schnell offenbar werden.

Das macht sich vor allem bei den Motoren bemerkbar: jeweils turbogeladene Diesel-Direkteinspritzer, die in ihren Kerndaten fast deckungsgleich sind - siehe unten.

Nissan, der Kaltblüter

Aber während der Mitsubishi durchaus kultiviert und mit viel Schwung antritt, nagelt der Nissan - Nostalgiker werden es mögen - unverdrossen vor sich. Und gibt schon auf den ersten Kilometern zu verstehen, dass er seine Kraft nicht unbedingt freiwillig fürs schnelle Fortkommen zur Verfügung stellen will: Bei mühsamen 160 km/h ist Schluss, Steigungen wittert das Aggregat schon von weitem.

Wenn man so will: Er ist mehr der Kaltblüter im Offroad-Contest; wer mit ihm Strecke machen will, muss sich auf dem Kutschbock in Geduld üben. Und auch wenn das Gestühl auf Wunsch gegen 2200 Euro Zuzahlung ledern ist: Aus einem durchaus ehrenwerten Arbeitstier, dem zweifellos Zuverlässigkeit und Tatkraft aus allen Poren dampfen, wird durch eine edle Trense noch lange kein Vollblut.

Misubishi, der Harmonische

Natürlich bringt auch die von uns gefahrene Elegance-Variante des Pajero viel Schnickschnack mit, die mit der aus Puristensicht ursächlichen Bestimmung eines Offroaders nur noch wenig gemein hat - unter anderem schwarzes Privacy Glass hinten oder Holz- und Titanoptik. Allerdings: Anders als beim Patrol ist beim Mitsubishi das Wechselspiel zwischen äußerem Auftritt und Innenleben deutlich harmonischer.

Wenn es allerdings darum geht, auf allen Vieren unterwegs zu sein, stehen sich die beiden Konkurrenten in nichts Wesentlichem nach. Beiden ist ein bewährtes und robustes 4-x-4-System zu eigen, dass sich über einen kleinen Schaltstock aktivieren lässt.

Generationenunterschiede

Doch auch hier zeigen sich Generationsunterschiede: Während der Mitsubishi die Umschaltbefehle elektronisch weitergibt und fast unmerklich umsetzt, fordert der Nissan noch etwas handfesteres Eingreifen per Wahlhebel. Und auch das Sperren des Differenzials folgt unterschiedlichen Philosophien: Beim Pajero genügt wiederum ein Griff zum elektronischen Wahlhebel; im Nissan wartet ein Drehschalter auf Aschenbecher-Höhe, der an das kultverdächtige Bakelit-Programm aus dem Manufactum-Katalog erinnert.

Nicht eben billig

Beide Offroader sind die Summe einer jeweils langen Markengeschichte - vor mehr als 50 Jahren tauchte der Name "Patrol" erstmals auf; immerhin 21 Jahre sind es beim Pajero. Und wer Spaß am gewaltigen Auftritt - der Nissan Patrol GR misst als Fünftürer 5,01 Meter und ist 1,93 Meter breit - oder einen Gutshof hat, ist mit beiden gut bedient. Den Rest entscheiden Geschmack und Etat: Knapp 50.000 Euro sind mit ein paar Extras schnell erreicht.

Mitsubishi Pajero 3,2 DI-D; 118 kW (160 PS); max. Drehmoment 373 Nm bei 2000 / min; Höchstgeschwindigkeit: 170 km/h; Verbrauch: 9,5 Liter; Preis: 43.280 Euro Nissan Patrol GR 3,0 Di; 116 kW (158 PS); max. Drehmoment 323 bei 2000 / min; Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h; Verbrauch: 10,8 Liter; Preis: 41.900 Euro

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