Mit dem Radl zur Wiesn:Oans, zwoa, Führerschein weg

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Aufbau für das Oktoberfest 2010 auf der Münchner Theresienwiese: im Bild eine Absperrung für Radfahrer. (Foto: lok)

Knapp zehn Euro kostet ein Liter Bier auf der Wiesn. Wer jedoch nach einigen Maß mit dem Fahrrad weiter will, ist schnell ein paar Tausend Euro und seinen Führerschein los. Es gibt Alternativen für den Weg nach Hause - doch bei einigen ist Vorsicht geboten.

Von Sascha Gorhau

Es gab Zeiten in Bayern, da wurde der Alkoholkonsum am Steuer von höchster Stelle legitimiert. Nach dem Konsum von zwei Maß Bier könne man noch Autofahren, sagte der damalige CSU- Ministerpräsident Günther Beckstein 2008. Einzige Bedingung: Man müsse sich sechs, sieben Stunden Zeit nehmen.

Dennoch ist Fahren unter Alkoholeinfluss riskant, Angetrunkene gefährden sich und andere Verkehrsteilnehmer und können zudem den Führerschein und viel Geld verlieren. Auch der ADAC rät Autofahrern, am besten ganz auf Alkohol zu verzichten. Denn jeder Mensch baut Alkohol unterschiedlich schnell ab.

Doch auch Radfahrer haben keinen Freibrief zum hemmungslosen Trinken. Das Strafgesetzbuch legt eindeutig fest, dass sich strafbar macht, wer nach Alkohol- oder Drogenkonsum ein Fahrzeug nicht sicher im Verkehr führen kann (§316 StGB). Das gilt auch für Fahrräder. Ab einem Blutalkoholwert von 1,6 Promille ist ein Verkehrsteilnehmer absolut fahruntüchtig.

Jeder Zweite fällt durch die erste MPU

Der Führerschein des Promillesünders wird zwar nicht sofort eingezogen, jedoch droht die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen-Untersuchung (MPU) durch die Führerscheinstelle. Dabei muss der der Betroffene nachweisen, dass er geeignet ist, am Straßenverkehr teilzunehmen. Nur wer sie besteht, kann seine Fahrerlaubnis wiederbekommen. Das Verfahren kostet mehrere Hundert Euro und nur jeder Zweite besteht den Test auf Anhieb. Neben der MPU kann ein Promille-Radler sogar mit einem Fahrradverbot belegt werden. Im Juni hat der Verwaltungsgerichtshof in München dies erneut für rechtmäßig erachtet (Beschluss vom 18.06.2012 - 11 C 12.1175).

Die Polizei wird in der Umgebung der Münchner Theresienwiese verstärkt für Ordnung sorgen - auch auf der Straße. Etwa 200 Polizisten werden rund ums Festgelände patroullieren. Doch warum einen Konflikt mit den Beamten riskieren, wenn es alternative Fortbewegungsmittel gibt, um sicher nach Hause zu kommen:

  • ÖPNV: Bus und Bahn steuern einige Haltestellen rund um die Wiesn an. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) plant 6000 zusätzliche U-Bahn-, Tram- und Busfahrten. Um auch personell die Ausnahmesituation bewältigen zu können, unterstützen 20 Mitarbeiter der Hamburger Hochbahn die die Münchner Kollegen. Auch die Deutsche Bahn stellt sich auf den Besucheransturm ein und bietet etwa 600 zusätzliche S-Bahnfahrten und nutzt außerdem 155 Züge der DB Regio Oberbayern.
  • Taxi: Kein Gedränge im U-Bahnschacht und die Aussicht auf eine Fahrt direkt ans Wunschziel machen ein Taxi zum begehrten Transportmittel zur Wiesnzeit. Doch der Ansturm auf die Taxen ist groß. Die Unternehmen haben 3500 offizielle Taxen auf den Straßen. Damit sind während der Wiesn fast rund um die Uhr ungefähr 15.000 Fahrer unterwegs - in verschiedenen Schichten. Die Preise sollten nicht höher als zur Nicht-Wiesn-Zeit sein und ein Taxometer muss immer eingeschaltet sein, wie die Münchner Taxi-Innung betont. Bei Ungereimtheiten können sich Fahrgäste an die zentrale Beschwerdestelle des Münchner Kreisverwaltungsreferates (KVR) wenden. Wenn keine der begehrten Taxen zur Verfügung stehen, stellen oft Privatfahrer ihre Dienste zur Verfügung. Das Risiko solcher Fahrten ist allerdings nicht kalkulierbar, Wucherpreise oder der Rausschmiss aus dem Wagen sind mögliche Folgen.
  • Rikscha: Exotisch aber schnell sind Rikschas. Im vergangenen Jahr allerdings sind die Karren in Verruf geraten, da einige Fahrer betrunkene Fahrgäste mit Wucherpreisen geprellt hatten. Nun hat die Stadt das Rikscha-Geschäft stärker reglementiert. Die Fahrer müssen Preislisten an ihren Gefährten anbringen und dürfen nur noch an acht fixen Standpunkten Gäste aufnehmen.
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