Mini Cooper Clubman im Test:Dieses Auto ist zu groß, um ein echter Mini zu sein

Der neue Clubman ist der erste richtige Kombi der Marke. Er ist viel seriöser als andere Minis - und dennoch weit entfernt von einem Vernunftauto.

Test von Thomas Harloff

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Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Augen auf bei der Wahl des Markennamens. Erst recht, wenn er so präzise Erwartungen weckt wie bei Mini. Damals, beim zwischen 1963 und 2000 produzierten Urahnen, passte die Bezeichnung. Der Mini übertraf die Drei-Meter-Marke schließlich nur um sechs Zentimeter. Doch schon mit der ersten Generation der Neuauflage, die 2001 auf den Markt kam und 3,63 Meter lang war, machte sich die nun vom BMW-Konzern geführte Marke des Etikettenschwindels verdächtig. Nun, da der in der Länge 4,25 Meter messende Clubman auf dem Markt ist, führt Mini seinen eigenen Markennamen ad absurdum.

Mini Cooper S Clubman

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Andererseits: Die Autofahrer-Generation, die Mini in den Nullerjahren von sich überzeugen konnte, stellt nun andere Ansprüche an ein Auto. Sie ist erwachsen geworden, hat Familien gegründet, will es jetzt bequemer haben als damals. Fordert Platz statt Enge, praktische Variabilität statt überdrehter Farbenshow im Innenraum, Autobahn-Kompetenz statt Kurvenkunst. Für diese Menschen gibt es nun den Clubman. Dem bleibt, um die beschriebenen Qualitäten bieten zu können, gar nichts anderes übrig, als die vom Markennamen vorgegebenen Dimensionen zu sprengen.

Der Kofferraum des Mini Cooper S Clubman.

Quelle: BMW Group

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Der Grundgedanke der Produktmanager ist nachvollziehbar. Man darf jedoch nicht glauben, der Clubman sei ein durch und durch praktisches Auto. Sicher, der Kofferraum ist mit 360 bis 1250 Liter Fassungsvermögen größer als der eines jeden anderen Minis. Aber zum Vergleich: Der fast genauso lange Škoda Fabia Combi lädt zwischen 530 und 1395 Liter ein.

Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Der Škoda hat - wie eigentlich alle seriösen Kombis - außerdem eine normale Heckklappe. Der Mini hat dagegen die "Split Doors", also zwei gegenläufig öffnende Türflügel. Eine charmante Reminiszenz an den Ur-Clubman aus den späten Sechzigerjahren, aber eine nicht gerade hilfreiche Konstruktion. Erstens nehmen die Türen im offenen Zustand mehr Platz ein als eine nach oben schwingende Klappe. Zweitens muss all das, was ein- und ausgeladen werden soll, um sie herum getragen werden. Und drittens erschweren sie den Blick nach hinten durch den Innenspiegel, da eine durchgängige Heckscheibe fehlt.

Der Fond des Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Außer bei der Größe bleibt sich Mini beim Clubman treu. So geräumig und variabel wie nötig, so verspielt und detailverliebt wie möglich. Deshalb blinkt der farbige Ring rund um den zentralen Bildschirm immer dann, wenn irgendeine Taste gedrückt oder an einem Regler gedreht wird. Deshalb ist die vordere Sitzreihe noch immer derart zugebaut, dass das Raumgefühl von Fahrer und Beifahrer leidet. Deshalb verdient die Knie- und Kopffreiheit im Fond gerade einmal das Urteil "ausreichend". Immerhin lässt es sich hier auch für Erwachsene auf langen Etappen aushalten und können die hinteren Passagiere durch angemessen dimensionierte Türen bequem ein- und aussteigen. Beides ist bei der fünftürigen Version des normalen Minis nur Kindern vorbehalten.

Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Hat man die - im Vergleich zu konsequent praktischen Autos wie dem Škoda Fabia Combi - Nachteile erst einmal akzeptiert, fällt es leicht, Spaß am Mini Clubman zu finden. Selbst dann, wenn er, wie der Testwagen, mit einem Dreizylindermotor bestückt ist. Im Cooper leistet der 1,5-Liter-Turbobenziner 136 PS, beschleunigt den Kombi in 9,1 Sekunden von Null auf Hundert und auf eine Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h - wahrlich nicht die Daten eines untermotorisierten Autos. Kraftmangel herrscht in keinem Drehzahlbereich. Nicht einmal ganz unten, schließlich liegt das maximale Drehmoment von 220 Newtonmetern schon bei 1250 Kurbelwellenrotationen an.

Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Seine Qualitäten zeigt das Triebwerk auch bei niedrigem Tempo. Mit dem Cooper-Motor lässt sich vortrefflich im fünften Gang durch die Stadt bummeln, ohne dass er brummig wird. Überhaupt drückt er sich sehr gewählt aus für einen Dreizylinder, läuft nur wenig rauer als ein gewöhnlicher Vierzylinder - und das auch nur dann, wenn ihm Leistung abverlangt wird. Der Motor kommt mit dem Clubman also gut zurecht, obwohl er mit knapp 1,4 Tonnen gut 200 Kilogramm schwerer ist als der dreitürige Mini Cooper. Nur beim Verbrauch verfehlt er die Vorgabe, und zwar deutlich: Mini verspricht zwischen 5,1 und 5,3 Liter, der Test ergab 7,8 Liter auf 100 Kilometer.

Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Minis neuentdeckte Seriosität drückt sich auch im Fahrverhalten aus. Die Hibbeligkeit der kleineren Modelle ist ihm fremd. Er lenkt zum Beispiel weiterhin exakt, aber spürbar behäbiger ein als etwa der Drei- oder Fünftürer. Zu einem Kombi passt diese Abstimmung jedoch gut, befähigt sie den Clubman doch auch zu stressfreien Autobahnetappen, ohne dass der Fahrer ständig an der nervösen Lenkung zupfen muss. Einen Vorteil in Sachen Fahrkomfort bringt sie obendrein, das Fahrwerk dämpft Unebenheiten gut weg und verleiht dem Sechstürer eine souveräne Straßenlage. Aber bevor Missverständnisse aufkommen: Agil ist der Maxi-Mini trotzdem, seinen kleinen Kombi-Konkurrenten fährt er auf kurvigem Terrain davon.

Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Wobei dem Mini Cooper Clubman echte Gegner fehlen. Wer sich in diesem Segment umschaut, wird keinen zweiten Kleinwagen-Kombi finden, dessen Motor 136 PS leistet und dessen Materialqualität im Innenraum durchgängig ein so hohes Niveau erreicht. Obwohl Mini mit dem Clubman bis zu einem gewissen Grad den Spießer in sich entdeckt hat, ist er eine edle, dynamische und unterhaltsame Alternative zu den so verdammt bodenständigen Vertretern dieser Klasse. Ein Auto, das sich mit Wonne die eine oder andere Schrulligkeit leistet - und das markentypisch selbstbewusst eingepreist ist.

Der Innenraum des Mini Cooper S Clubman

Quelle: BMW Group

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Obwohl die Mini-Strategen den Basispreis mit 23 900 Euro hoch angesetzt haben, fehlen viele Selbstverständlichkeiten in der Grundausstattung. Sitzheizung? Macht 330 Euro extra. Die Möglichkeit, Smartphones ins Bordsystem einzubinden, kostet als Teil eines Paketes mindestens 500 Euro. Genauso teuer ist die Klimaautomatik. Und so summieren sich die Aufpreise, bis das Auto letztlich 35 000 Euro oder mehr kostet. Immerhin bietet Mini für den Clubman auch Dinge wie einen Abstandsregeltempomaten, ein Head-up-Display oder eine Rückfahrkamera an. Das haben nicht viele Autos in dieser Klasse. Aber es sind ziemlich teure Alleinstellungsmerkmale.

Technische Daten Mini Cooper Clubman:

R3-Benzinmotor mit 1,5 Litern Hubraum und Turboaufladung; Leistung 100 kW (136 PS); max. Drehmoment: 220 Nm bei 1250/min (230 Nm mit Overboost); Leergewicht: 1375 kg; Kofferraum: 360 - 1250 l; 0 - 100 km/h: 9,1 s; Vmax: 205 km/h; Testverbrauch: 7,8 l / 100 km (lt. Werk: 5,1 - 5,3; CO₂ -Ausstoß: 118 - 123 g/km); Euro 6; Grundpreis: 23 900 Euro

Das Testfahrzeug wurde vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

© SZ.de/mkoh
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