Mazda 626:Wieder für eine Überraschung gut

Beim neuen Mittelklassewagen aus Japan kann zwischen drei Ausstattungslinien gewählt werden

(SZ vom 17.01.1998) Über viele Jahre hinweg war der Mazda 626 erfolgreichstes Import-Fahrzeug Deutschlands. Teilweise kletterten seine Jahreszulassungen über die 40 000-Marke. Seine Kunden gehörten zu den zufriedensten Autokäufern in der Republik, wie ADAC und TÜV in ihren Statistiken festhalten. Das war Ende der achziger Jahre. Dann kam der große Einbruch, und die Verkaufszahlen fielen dramatisch.

Den Grund dafür meint auch Mazda zu kennen und hat nun das Ruder herumgerissen. Mehr Bodenständigkeit, scheint die Devise zu lauten, und weniger Design-Experimente. Schluß mit Tokimeki, dem seinerzeit beschworenen Aha-Effekt, den Kunden beim Anblick schöner Mazda-Formgestaltung erleben sollten. Ein erstes Ergebnis des neuen Weges erreicht uns mit dem neuen Mazda 626, der seit August bei deutschen Mazda-Händlern steht.

Abkehr von der Verspieltheit

Der neue Mazda 626 ist unauffälliger geworden. Von vorn hebt sich nur der neu gestylte Kühlergrill mit Firmenlogo in der Chromleiste aus dem Einheitslook der Mittelklasse-Importware hervor. Im Profil könnte man die Stufenheckversion mit dem Opel Vectra verwechseln, und dessen Heckansicht weiß nicht so recht, ob sie nun lieber einem Mitsubishi oder einem Citroën nacheifern soll. Doch dahinter steckt Programm. Das Design des neuen 626 verbinde Dynamik mit Funktionalität, sagt Mazda-Designer Roland Sternmann und meint die Abkehr von verspielter Darstellung.

Auf dem Chassis seines Vorgängers und mit gleichem Radstand wie dieser kommt auch der neue 626 daher. Trotz zwölf Zentimeter weniger Außenlänge bietet er im Interieur mehr Platz. So ist die größere Schulter- und Kopffreiheit auf vier Zentimeter Breiten- und ebensoviel Höhenwachstum der Karosserie zurückzuführen. Auch der Kofferraum unterm mächtigen Heck wuchs auf ein Volumen von 502 Liter (nach VDA).

In zwei Karosserievarianten und mit drei verschiedenen Motoren kommt der neue 626 nach Deutschland. Neben dem 626 mit Stufenheck kann er auch als Fließheck-Modell geordert werden. Unter der Haube werkeln nur noch Vierzylindermotoren: Mit 1,9 Liter Hubraum leisten sie 66 kW (90 PS) und mit 2,0 Liter wahlweise 85 kW (115 PS) oder 100 kW (136 PS), wobei der stärkste Motor nur in der Fließheckversion und auf Wunsch auch mit Viergang-Automatik angeboten wird. Alle Motoren verfügen über moderne Vierventiltechnik. Drei Ausstattungsstufen stehen für den Kunden bereit: Comfort, Exclusive und Exclusive mit Touring-Paket.

Das Überraschendste am neuen Mazda 626 aber ist die Ausstattung gemessen am Preis. Bereits für 31 790 Mark bekommt man im 626 mit 66 kW (90 PS) und Comfort-Ausstattung zusätzlich zu den beiden Airbags in Lenkrad und Armaturenträger zwei Seitenairbags, die Schultern und Kopf bei einer Seitenkollision schützen sollen. Daß außerdem Gurtstraffer vorne, ABS, elektronischer Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, eine Wegfahrsperre, Klimaanlage und asymmetrisch geteilte Rücksitzlehnen zur Serie gehören, muß verwundern. Die Preisspanne reicht bis 40 600 Mark für den Mazda 626 Fließheck Exclusive, der neben weiteren Details zusätzlich vier elektrische Fensterheber, eine Audioanlage, Bordcomputer, Tempomat und Lederlenkrad besitzt.

Aber hinter dem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis steckt Programm. Zurück zu den Werten, die Mazda einst Marktvorteile verschafften, möchte der deutsche Mazda-Geschäftsführer kommen. Sie sieht der Norweger Jan Brentebraten in einem überzeugenden Angebot an Produktqualität mit üppiger Ausstattung zum konkurrenzlos günstigen Preis. Das scheint mit dem neuen 626 gelungen zu sein.

Von Jürgen Lewandowski

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