Mazda 323 F 1. 5i Exclusive:Ein Freund für alle Tage

Vielseitigkeit und Sparsamkeit machen belangloses Design wett

(SZ vom 11.10.2000) Warum hat es der VW Golf geschafft, zum meistverkauften Auto zu avancieren? Weil er - im besten Sinne - ein alltagsfreundliches Auto ohne Mucken und Macken ist. Natürlich eifern andere Hersteller den Wolfsburgern nach, indem sie die vom Golf begründete Kompaktklasse eifrig mit eigenen Modellen beschicken. Zu den ältesten Konkurrenten gehört der Mazda 323, den die Japaner seit 1977 nun schon in der sechsten Modellgeneration auf den deutschen Markt schicken. Auf dem Pariser Autosalon war kürzlich die nächste Evolutionsstufe zu sehen, die aber erst im Januar 2001 nach Deutschland kommen wird.

Im Lauf der Jahre ist der 323 immer weiter gereift - und diese Solidität und Zuverlässigkeit schätzen die deutschen Mazda-Kunden besonders. Diese Ausgereiftheit hilft auch, über ein Manko des 323 hinwegzusehen: sein belangloses, beinahe langweiliges Design. Die Frontpartie wirkt typisch japanisch, mit den großen, glatten Flächen und den mandeläugig schräg geschnittenen Scheinwerfern. Die seitliche Silhouette lässt ebenfalls keine Aufgeregtheiten zu - und der Dachspoiler macht die Sache eher noch schlimmer, weil er aufgesetzt wirkt.

Im Innenraum herrscht fernöstliche Sachlichkeit vor. Die Knöpfe und Schalter geben dem Fahrer keine Rätsel auf und die Anzeigen lassen sich klar ablesen. Das Kunststoffmaterial des Armaturenbretts sieht nicht nur nach Plastik aus, sondern fasst sich auch so an. Dafür fühlen sich die Stoffe der Sitzbezüge gut an, und auch die Sitzposition ist selbst für Großgewachsene in Ordnung - auf den Vordersitzen wohlgemerkt. Dass ein 4,20 Meter langer Kompaktwagen den Rückbänklern Beschränkungen auferlegt, ist klar. Dazu ist das Kofferraumvolumen mit 330 Litern etwas mager ausgefallen. Dieser Nachteil lässt sich durch das Umklappen der Rücksitze beheben.

Einsteigen, losfahren, das Auto vergessen - so könnte man seine Fahrerlebnisse mit dem 323 beschreiben. Man vergisst das Auto, weil es problemlos seinen Dienst tut. Es wartet einerseits nicht mit besonderen Annehmlichkeiten auf, die die Sinne des Fahrers auf sich ziehen würden wie der Geruch von edlem Leder. Auf der anderen Seite gibt es aber nichts, worüber man sich ärgern müsste - der 323 ist ein Auto, das seinen Zweck, Personen und Lasten von A nach B zu transportieren, problemlos erfüllt.

Als Antriebsquelle stehen ein 1,4-Liter mit 54 kW (73 PS), ein 1,5-Liter mit 65 kW (88 PS), ein 1,9-Liter-Aggregat mit 84 kW (115 PS) sowie ein 2,0-Liter-Turbodiesel-Direkteinspritzer mit 66 kW (90 PS) zur Auswahl. Die 1,5-Liter-Variante ist für die meisten Lebens- und Straßenlagen ausreichend - nur an langen Autobahnsteigungen würde man sich einige PS mehr wünschen. Hier für die Statistiker die Werte des 1,5-Liter-Modells: Der Vortrieb endet bei 177 km/h, und mit seiner Spurtfähigkeit in 11,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h stellt der 323 bestimmt keine olympischen Rekorde auf. Dafür ist er aber auch beim Doping mit Treibstoff zurückhaltend: 7,5 Liter Super bleifrei verbraucht er laut Werksangaben auf 100 Kilometer, in der Praxis pendelt der Wert um die acht Liter.

Zwar behauptet Mazda, der Motor des 323 sei ein "Leisetreter", aber da müssen die werkseigenen Fahrer entweder dahingeschlichen sein oder Ohrenstöpsel getragen haben. Das Aggregat verrichtet seinen Dienst mit einem hellröhrigen Sound, der bei Tempi oberhalb der Autobahn-Richtgeschwindigkeit die Passagiere zum lauter Sprechen zwingt. Das Fahrverhalten des kompakten Japaners ist problemlos.

Konkurrenzfähig ist der Preis des 323 1. 5i in der Exclusive-Ausstattung: Für 30 540 Mark gibt es Servolenkung, ABS, Front- und Seitenairbags, das Traktionskontrollsystem TCS, Drehzahlmesser, elektrisch einstellbare Außenspiegel, einen höhenverstellbaren Fahrersitz und einen Beifahrersitz, dessen Lehne komplett umklappbar ist - das begünstigt den Transport langer Lasten. Gönnen sollte man sich noch eine Klimaanlage, die mit 1750 Mark zu Buche schlägt, und wer noch mehr Geld ausgeben will, kann für 1200 Mark das Touring-Paket mit Lederlenkrad, Audio-System mit Bedienung am Lenkrad und elektrischen Fensterhebern hinten ordern. Dann steht ein automobiler Freund für alle Tage vor der Tür.

Von Otto Fritscher

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