Mautgebühren:Der Umweg ist das Ziel

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Auf privaten Alpenstraßen funktioniert sie ganz gut, ansonsten scheitert die Wegemaut aber vielerorts.

Michael Bauchmüller

Es gibt private Alpenstraßen, da funktioniert das mit der Maut ganz gut, mit Schranke oder Kassenhaus, die Fahrt drei Euro oder zwei oder einen. Und es gibt zwei Tunnel in Deutschland, da wurden zu Beginn des Jahrtausends Millionen vergraben, nur ein Geschäft will nicht daraus werden. 2,80 Euro zahlen die Rostocker für die Unterquerung der Warnow, 1,20 Euro die Lübecker für die Nutzung des Herrentunnels, einmal unter der Trave durch. Wenn sie die Tunnel nutzen.

Zufahrt zur Mautstraße am Südufer des Walchensees. (Foto: N/A)

Umwege, um Geld zu sparen

"Beide Projekte leiden unter sehr fehlerhaften Verkehrsprognosen", sagt Peter Bartsch, Geschäftsführer des Herrentunnels. Von jährlich 45.000 Fahrzeugen war man bei der Travequerung für 2010 ausgegangen, doch den Tunnel nutzen nur 21.000 Autos. Von den Betreiberfirmen ist das Projekt längst größtenteils abgeschrieben. In Rostock sollten jährlich 28.000 Autos durch den Tunnel rollen. Stattdessen waren es anfangs nur 7000, inzwischen sind es 11.000. Ein Verlustgeschäft ist es allemal.

Die Automaut ist das Konzept für die kurze Strecke - die sich aus Lkw-Mauteinnahmen nicht finanzieren ließe. Aber niemand weiß, wie viele Autofahrer sich von der Maut verprellen lassen. Rund 30 Prozent, so die Faustregel, fahren Umwege, um Geld zu sparen. Ursprünglich sollte auch der kostspielige Albaufstieg der A 8 zwischen Stuttgart und Ulm so gebaut werden, mit Sofortkasse an der Mautstation. Inzwischen ist so gut wie sicher, dass das nicht funktionieren wird: Zu viele Autos würden Prognosen zufolge die neue Strecke umfahren.

Oft allerdings prallen die Interessen der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand aufeinander. In Lübeck etwa hätten die Betreiber ihre Mautgebühren gerne selbst kalkuliert - ging nicht. Die Mautgebühren richten sich nun nach der Gebührenordnung, und die schreibt Gebühren entsprechend der laufenden Kosten vor. Weil die über die Jahre mit den Zinsausgaben sinken, ist die Tunnelnutzung heute noch teurer als nötig, in ferner Zukunft irgendwann billiger. Was sicher nicht dazu beiträgt, ihn beliebter zu machen.

© SZ vom 26.06.2008/gf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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