Luxusautos in der Krise:"Wir sind zeitgemäß"

Schadstoff-Emissionen sind für Luxusanbieter bisher kaum ein Thema. Jetzt will Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann Sportwagen umweltfreundlicher machen.

Thomas Fromm

Unter Automanagern ist er so etwas wie der Italo-Popstar. Fragt man Stephan Winkelmann, 44, nach einer Umschreibung für seine Firma Lamborghini, sagt er: "kompromisslos, extrem, italienisch". Der Deutsch-Italiener, der das Unternehmen von Norditalien aus regiert, kam vor fünf Jahren von Fiat zur Volkswagen-Tochter.

Luxusautos in der Krise: Stilikonen unter sich: Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann und der neue Reventón Roadster bei der Frankfurter Automobilmesse vor zwei Wochen. Der deutsch-italienische Manager setzt nicht nur auf kräftige PS-Motoren und ausgefallenes Design: Bis zum Jahr 2015 will er die CO2-Schadstoffe von Lamborghini um insgesamt 35 Prozent senken.

Stilikonen unter sich: Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann und der neue Reventón Roadster bei der Frankfurter Automobilmesse vor zwei Wochen. Der deutsch-italienische Manager setzt nicht nur auf kräftige PS-Motoren und ausgefallenes Design: Bis zum Jahr 2015 will er die CO2-Schadstoffe von Lamborghini um insgesamt 35 Prozent senken.

(Foto: Foto: Reuters)

SZ: Herr Winkelmann, Sie bauen Autos mit 670 PS, die mehr als 20 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Man könnte kritisch anmerken, dass es zeitgemäßere Autos gibt.

Stephan Winkelmann: Sie spielen an auf unsere Ikone Reventón Roadster, die wir auf der IAA vorgestellt haben. Von diesem Sammlerstück werden weniger als 20 Einheiten gebaut. Dagegen verbraucht unser im Rekordjahr 2008 meistverkauftes Modell, der Lamborghini Gallardo, mit 560 PS im Drittelmix bereits heute deutlich weniger, nämlich 15 Liter. Der neue hinterradgetriebene LP 550-2 sogar nur rund 13 Liter. Dazu kommt: Es geht bei uns um eine sehr limitierte Stückzahl - und da Lamborghinis ganz besondere Autos sind, werden sie von ihren Besitzern im Alltag kaum gefahren. Mit anderen Worten: Natürlich sind wir zeitgemäß!

SZ: Sie wollen die C02-Emissionen von Lamborghini bis 2015 um 35 Prozent senken. Wie geht das?

Winkelmann: Wir nehmen das Thema CO2 sehr ernst. Und wir arbeiten ständig daran, den CO2-Ausstoß unserer Autos weiter zu reduzieren. Das schaffen wir, indem wir unsere Autos leichter bauen und den Antrieb immer weiter verbessern. Dabei profitieren wir natürlich davon, Teil des VW-Konzerns zu sein. Ohne den typischen Charakter von Lamborghini zu verwässern, versteht sich.

SZ: Werden Ihre Autos von den Käufern nicht auch so akzeptiert, wie sie sind?

Winkelmann: Natürlich, sie werden geliebt und bewundert, weil sie für Schönheit, Kraft und Eleganz stehen. Aber wenn unsere Autos zusätzlich auch noch modernsten Abgasnormen entsprechen, schadet das nicht. Unsere CO2-Offensive zeigt schon heute erste Früchte. Wir haben beim aktuellen Gallardo die CO2-Emission um 18 Prozent gegenüber dem Vorgängermodell gesenkt. Und was oft vergessen wird, ist die Belastung der Atmosphäre durch den Energieverbrauch bei der Produktion von Neuwagen. Hier werden wir bis 2010 den CO2-Wert um 30 Prozent senken. Dies schaffen wir vor allem durch unsere neue Photovoltaikanlage auf unseren Werksdächern in Sant' Agata Bolognese.

"Lamborghini ist einer der kleinsten Hersteller der Welt"

SZ: Sie sind ein Nischenhersteller. Müssen Sie sich überhaupt über Dinge wie CO2 Gedanken machen?

Winkelmann: Lamborghini ist mit 2430 verkauften Einheiten im Jahr 2008 einer der rein zahlenmäßig kleinsten Hersteller der Welt. Und wir haben in unserer 46-jährigen Unternehmensgeschichte nur Autos hergestellt, die zu absoluten automobilen und technischen Ikonen geworden sind. Und dabei soll es auch in Zukunft bleiben - deswegen ist es wichtig, dass wir uns Themen wie dem Abbau von Emissionen stellen.

SZ: Sprechen wir über den Lamborghini des Jahres 2020. Wie wird das Luxusauto der Zukunft aussehen? Ein Elektro-Lambo?

Winkelmann: Alles, was wir tun, muss zu unserer Marke passen. Und ob Sie es glauben oder nicht, aber der Klang unserer Autos gehört mit zur Faszination, die Lamborghinis auslösen. Ein E-Auto klingt einfach anders - daher wird eine reine Elektrovariante nicht sehr wahrscheinlich sein. Aber eine Hybridlösung wäre denkbar.

SZ: Hat das Luxussegment langfristig überhaupt eine Überlebenschance?

Winkelmann: Der Hang zum Schönen und Besonderen gehört zum eigentlich Menschlichen wie das Träumen. Der Markt für Produkte, die uns zum Träumen verleiten, wird daher nie verschwinden.

SZ: Wann kommt der Luxusmarkt wieder auf die Beine?

Winkelmann: Europa und die USA müssen sich wirtschaftlich wieder erholen. Es ist aber einfach noch zu früh, jetzt schon ein Ende der Krise zu beschwören, wie das nun bereits mancherorts geschieht. China wächst bereits wieder deutlich. Die Erholung wird kommen, sie wird wohl 2010 einsetzen, dafür aber langsam und über mehrere Jahre vonstatten gehen.

Zusammenarbeit mit Porsche?

SZ: Sie haben demnächst eine neue Schwestermarke im Volkswagen-Konzern, nämlich den Stuttgarter Autobauer Porsche. Können Sie mit Porsche zusammenarbeiten?

Winkelmann: Wir arbeiten grundsätzlich als Marken des Konzerns zusammen. Wichtig ist, dass die Markenwerte nicht verwässert werden.

SZ: Wer sind eigentlich Ihre Kunden? Bei 825 verkauften Autos im ersten Halbjahr 2009 müssten Sie doch jeden Einzelnen persönlich kennen . . .

Winkelmann: Unsere Kunden sind hauptsächlich erfolgreiche Unternehmer, aber auch bekannte Namen aus der Medienwelt wie etwa Nicolas Cage und bekannte Sportler. Wir kennen sie fast alle persönlich und sind auch im Gespräch mit ihnen. Persönliche Kontakte gehören zu unserem Geschäft.

SZ: Sie haben auf der Messe den Reventón Roadster - 670 PS; 1,1 Millionen Euro ohne Mehrwertsteuer - ausgestellt, das teuerste Auto, das bei der IAA zu sehen war. Wie viele der 15 Autos sind mittlerweile verkauft?

Winkelmann: Alle.

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