Land Rover Discovery 3:Englischer Furchenadel

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Die neue Disco-Generation überzeugt mit schnörkellosem Auftritt und ist dem nobleren Range dicht auf den Fersen.

Von Georg Kacher

Der Discovery 2 aus dem Hause Land Rover war fahrdynamisch zweite Klasse, doch auch er hatte schon das gewisse Etwas. Englischer Furchenadel, der kleine Bruder des noblen Range - nicht perfekt, aber zünftig und stilvoll.

(Foto: N/A)

Das Nachfolgemodell, das im Oktober auf den Markt kommt, spielt endlich in der ersten Liga. Dass in Solihull moderne Zeiten angebrochen sind, erkennt man schon auf den ersten Blick an seinem schnörkellosen Auftritt - die Mischung aus bekannten Versatzstücken und einer ebenso schlichten wie funktionalen Basisarchitektur lässt den Wagen aus allen Perspektiven gut aussehen.

Klassischer Balkengrill

Das hinten angehobene Dach ist eine Hommage an den Vorgänger und eine Notwendigkeit für die Passagiere in Reihe drei. Die asymmetrische, horizontal geteilte Heckklappe erleichtert die Beladbarkeit und das Ausrichten der auch in besseren Kreisen beliebten Tailgate-Party.

Das klassische Balkengrill-Gesicht mit den Rundscheinwerfern lässt keinen Zweifel daran, welches Modell hier als prestigeträchtiges Zugpferd Pate stand.

Schon die Abmessungen lassen den neuen Discovery dem Range dicht auf den Pelz rücken - er ist um nur zwölf Zentimeter kürzer, als Topversion verglichen mit dem Range Rover V8 aber um stolze 16.000 Euro billiger.

Die Preisliste beginnt bei 38.500 Euro für den TDV6 S mit dem 140-kW(190 PS) starken 2,7-Liter-V6-Diesel. Das SE-Paket mit Xenonlicht, Luftfederung, Terrain Response-System, Klimaautomatik und 18-Zoll-Felgen erhöht die Rechnungssumme um 4800 Euro; weitere 5000 Euro muss man für die HSE-Ausstattung anlegen.

Neue Allradtechnik

Dafür gibt es elektrisch verstellbare Ledersitze mit Memory, ein High-End-Audiopaket, dreifach geteilte Rücksitzbank und Tempomat.

Der V8 schließlich, dessen 220 kW (299 PS) starker 4,4-Liter-Benziner von Jaguar zugeliefert wird, schlägt als SE mit 52.300 Euro zu Buche. Im Gelände war der Discovery schon immer ein Ass; wer Zweifel hegt, sollte sich Bilder der Camel Trophy zu Gemüte führen.

Doch die dritte Generation kann es noch besser und stellt alle anderen Land Rover in den Schatten. Terrain Response heißt die neue Allradtechnik, die Motor, Getriebe, Elektronik, Differenziale und Luftfederung vollautomatisch auf fünf verschiedene Einsatzgebiete abstimmt - der Fahrer muss lediglich das passende Programm wählen: Gras/Schnee, Schlamm, Sand, Felsen oder Straße.

Auch auf Teer überzeugend

Ebenfalls auf Tastendruck gehorchen die Fahrzeug-Höhenverstellung, das Reduktionsgetriebe und die Bergabfahrkontrolle, die als Kriechgang das Tempo während steiler Abstiege bis auf 3,5 km/h verlangsamen kann.

Vernünftigerweise ist der Disco 3 mit relativ grobstolligen All-Terrain-Reifen ausgerüstet, die nicht schon auf der ersten feuchten Wiese hilflos durchdrehen.

Die neue Einzelradaufhängung kann es in punkto Federweg und Verschränkung mit jeder Starrachse aufnehmen, bietet aber mehr Fahrkomfort und Fahrsicherheit.

Erfreulicherweise ist der Landie nicht nur ein Spezialist bei Kletterpartien. Genauso überzeugend, und mithin im Alltag relevanter, sind seine Fahreigenschaften auf befestigten Straßen.

Auf Asphalt, wo selbst Sir Range bei forciertem Tempo schiebt und torkelt wie ein Schlossherr nach dem dritten Whisky, ist der Discovery 3 die Ruhe selbst. Die Lenkung zieht ihre Spur ohne vorzugreifen oder nachzukarten, die Aufhängung bleibt neben all dem Federn und Dämpfen stets auch der Richtungsstabilität verpflichtet, die belüfteten Scheibenbremsen verzögern den bis 2,7 Tonnen schweren Kantenhauber mit Nachdruck und Spurtreue.

Vernünftiger Diesel

Und trotz seiner Masse lässt sich der Siebensitzer sportlich bewegen. Das prompte Einlenken, die vertrauensbildende Straßenlage, die drastisch reduzierte Seitenneigung und das nur noch leichte Untersteuern summieren sich zu einem hohen Maß an aktiver Sicherheit.

Der Diesel ist ganz klar die kostengünstigere und vernünftigere Antriebsquelle. Die Automatikversion beschleunigt in 12,8 Sekunden von Null auf 100km/h, ist 180 km/h schnell und konsumiert im Schnitt 10,4 Liter auf 100 Kilometer.

Für den Selbstzünder spricht auch die Drehmomentkurve, die ihren Höchstwert von 440 Nm schon bei 1900 Umdrehungen erreicht. Der V8, der es auf 425 Nm bringt, spurtet in 8,6 Sekunden von Null auf 100 km/h und verbraucht im Mix 15,0 Liter auf 100 Kilometer - aber wohl aus falsch verstandener Rücksicht auf den Range wird bei 195 km/h abgeriegelt.

Außer bei der Diesel-Basisversion ist für die Kraftübertragung eine in den oberen drei Gängen relativ lang übersetzte Sechsstufen-Automatik zuständig. Wer es lieber lebhafter hat, kann das Sportprogramm wählen oder im Tiptronic-Modus Hand anlegen.

Das Interieur übernimmt die Formensprache vom Range, nicht aber die Werkstoffe und die Perfektion bis ins Detail. Das Cockpit ist klar gegliedert, doch die Mittelkonsole ist mit zu vielen Tasten, Knöpfen und Hebeln überfrachtet.

Mehr als die meisten verlangen

Man muss schon genau hinschauen und gut zielen, um die gewünschte Funktion abzurufen. Voll überzeugen kann dagegen das Platzangebot auf den ersten zwei Reihen. Die hintersten Sitze sind dagegen schmal, dünn aufgepolstert und nur mit einem gerüttelt Maß an Körpereinsatz zu erreichen.

Bei Bedarf lässt sich das Gestühl in den Reihen zwei und drei mit wenigen Handgriffen im Laderaum versenken. Während das Kofferraumvolumen bei voller Besetzung nur spärliche 280 Liter beträgt, darf man bei fünf umgeklappten Sitzen bis zu 2558 Liter einpacken.

Fazit: Der neue Discovery kann viel mehr, als ihm die meisten abverlangen werden. Und der Range punktet nur mehr mit seinem Image-Bonus und dem nobleren Ambiente.

© SZ vom 4.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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