Lancia Delta HF Integrale 16V Kat:Am Ende seines Weges

Für 64 700 Mark ist eines der letzten 300 Exemplare zu haben

(SZ vom 07.07.1993) Für seine Reife bürgen 14 Jahre Ausdauertraining, davon allein acht Jahre im Griff der besten Rallyefahrer - das Ergebnis waren sechs Rallye-Weltmeistertitel . Und der Siegertyp mag nicht weichen - für weitere eineinhalb Jahre wird es ihn nun noch mit einem 16 V-Zylinderkopf und zwei geregelten Katalysatoren geben. Geblieben ist der stolze Preis: 64 700 Mark wird die modernste Version des allradgetriebenen Hochleistungssportlers in der Basisausführung kosten: der Lancia Delta HF Integrale 16 V Kat. Bis 1995 der Nachfolger kommen soll, haben die Turiner nun das definitiv letzte Evolutionsmodell in Kleinserie aufgelegt, von denen 300 Stück zu uns kommen sollen.

Als Lancia im Jahre 1986 die Serienproduktion des Delta HF 4WD aufnahm, waren die Verkaufsziele bescheiden gesteckt - daß er bis heute über 40 000mal in 28 Länder ging, hatte damals niemand gehofft. 1989 feierte der 16V-Zylinderkopf Einzug im Delta HF Integrale. Er entlockte dem Zweilitermotor 144 kW (200 PS) bei 5500 Touren. 1991 folgte die zweite Evolutionsstufe mit 154 kW (210 PS) bei 5750/min. Eines schienen die Techniker im Bemühen um immer mehr Kraft aber übersehen zu haben: Der Integrale besaß keine Abgasreinigung. Damit blieb er für viele Anhänger außerhalb Italiens tabu, deutsche Integrale-Liebhaber mußten sich mit einem katgereinigten Achtventil- Modell mit 130 kW (177 PS) begnügen.

Ein geregelter Dreiwege-Katalysator und ein Vorkatalysator mit Lambda-Sonde sorgen beim Integrale der dritten Generation nun für heiße, aber saubere Luft.

Die Aufwertung des neuen Delta HF Integrale 16V Kat gelingt über den Einsatz des leistungsstärkeren Zylinderkopfes hinaus mit einem neuen Garrett-Turbolader mit Ladeluftkühler und weiteren Maßnahmen. Als Folge erhöhte sich die maximale Leistung auf 154 kW (210 PS), das maximale Drehmoment stieg auf nunmehr 308 Nm bei wesentlich niedrigeren 2500/min.

In der Praxis kann man einen verbesserten Durchzug unterhalb von 3000 Touren nur schwer nachvollziehen. Geblieben ist der große Schub darüber, der zwar nicht mehr so brachial einsetzt wie früher, aber mit der gleichen Ausdauer bis zur Nenndrehzahl (5750/min) anhält. Bei entsprechendem Umgang mit Motor und Getriebe sprintet der neue HF Integrale 16V Kat schneller aus dem Stand auf 100 km/h als ein Ferrari Testarossa. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt allerdings bei praxisgerechteren 220 km/h. Für den Drittelmix verspricht Lancia einen Durchschnittsverbrauch von 10,6 Litern Super bleifrei pro 100 Kilometer, der bei schneller Autobahnfahrt allerdings bis auf das Doppelte ansteigen kann.

Daß das kostbare Fahrzeug in dieser Kleinserie über Alcantara-gepolsterte Recaro-Sportsitze, ein Lederlenkrad und eine Klimaanlage verfügt, unterstreicht seinen exklusiven und individuellen Charakter. Mit ihm könnte Lancia das Kunststück gelingen, dem Hightech-Boliden im klassisch-aufgeblasenen Outfit noch einmal hohe Attraktivität zu verleihen.

Von Jürgen Zöllter

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: