Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder:Sonneneruption

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Welches Auto hat nach vier Sekunden die meisten Fliegen auf der Scheibe? Ein aussichtsreicher Kandidat ist der Gallardo Spyder.

Sebastian Viehmann

Lamborghini stellt seine Kunden vor eine harte Entscheidung: schwarz, blau, grau oder beige? Diese vier Farbtöne stehen für das Verdeck des neuen Gallardo LP 560-4 Spyder zur Verfügung, der auf der L.A. Auto Show Premiere feiert. Die leichtere Entscheidung hat der Spyder-Käufer dann schon hinter sich - denn natürlich ist der offene Gallardo puristischer, kerniger und kompromissloser als das Coupé.

Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder: "in seiner extremen Konsequenz absolut konkurrenzlos" (Foto: Foto: Lamborghini)

In 13 Sekunden auf Tempo 200

"Offen wie geschlossen ist das Verdeck uneingeschränkt Höchstgeschwindigkeits-tauglich", versprechen die Italiener. Ob die Frisur bei 324 km/h noch hält, darf allerdings bezweifelt werden. Der Fahrer sollte sein Käppi jedenfalls tief ins Gesicht ziehen, denn nach 13 Sekunden zeigt der Tacho Tempo 200. Die 100er-Marke reißt der Lambo schon nach vier Sekunden - ungefähr die Zeit, die man braucht, um die Typenbezeichnung des Wagens auszusprechen. Noch schneller sind nur die mit Federkraft vorgespannten Überrollbügel hinter den Sitzen. Von einem Sensor gesteuert schießen sie innerhalb von 250 Millisekunden nach oben - sollte ein Überschlag drohen.

Vergleichsweise gemütlich geht dagegen das Verdeck an die Arbeit. 20 Sekunden lang üben sich eine Hydraulikpumpe, sechs Zylinder, ein Elektromotor und zwei elektrische Stellglieder in der Faltkunst für Fortgeschrittene. Beim Öffnen des Verdecks klinkt sich zuerst die Heckscheibe aus und gleitet nach unten. Wenn die Entfaltung vollendet ist, fährt die Scheibe wieder nach oben und dient fürderhin als Windschott.

Im Vergleich zum Coupé wurde die Schulterlinie des Spyder leicht erhöht, um Platz für das Verdeck zu schaffen. Verstärkungen in der Space Frame-Struktur der Karosserie gleichen den Wegfall des festen Daches aus. Front und Heck wurden neu gestaltet, große kantige Lufteinlässe gieren nach der frischen Brise. Unterhalb der Bi-Xenon-Scheinwerfer sorgen 15 Y-förmig angeordnete Leuchtdioden für das markante Tagfahrlicht der aktuellen Lamborghini-Modelle. Der Heckspoiler wird bei 120 km/h automatisch ausgefahren.

Der Wagen sei "in seiner extremen Konsequenz absolut konkurrenzlos", sagt Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann. Das Zehnzylinder-Triebwerk wurde für den Spyder überarbeitet. Aus 5,2 Litern Hubraum schöpft es bei 8000 Umdrehungen pro Minute 560 PS (412 kW), 40 mehr als beim Vorgängermodell. Permanenter Allradantrieb mit Visco-Kupplung, Trockensumpfschmierung und ein Sperrdifferenzial für die Hinterachse sollen dafür sorgen, dass der 1,55 Tonnen schwere Lambo auch bei extremen Querbeschleunigungen die bestmögliche Figur macht.

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:Soviel Bolide muss sein

Mit dem LP 560-4 will Lamborghini die Latte für Supersportwagen deutlich höher legen.

Der "Lamborghini Thrust Mode" ermöglicht maximale Beschleunigung aus dem Stand. Drosselklappenwinkel und Kupplungsweg werden so eingestellt, dass sich auch bei ungeübten Lambo-Piloten schnell ein Erfolgserlebnis einstellt - schließlich will sich in der Supersportwagen-Liga niemand durch einen verpatzten Kavaliersstart blamieren. Erfahrene Stierkämpfer können die Eingriffsschwelle von ESP und Traktionskontrolle per Knopfdruck in zwei Stufen herabsetzen, um die Fähigkeiten von Auto und Pilot im Kurvendrift auszuloten.

Stolz betonen die Italiener, dass man den Verbrauch des Gallardo Spyder um 18 Prozent gesenkt habe. 14 Liter Durchschnittsverbrauch pro 100 Kilometer (mit automatisiertem Getriebe e.gear) und 21 Liter im Stadtverkehr sichern dem italienischen Geschoss aber immer noch seine Stellung als sprithungriges Spielzeug für Superreiche.

Zur Serienausstattung gehören Zweizonen-Klimaautomatik mit Sonnenstands-Regelung, Audioanlage, Sportsitze mit elektrisch verstellbarer Rückenlehne, Lederpolster sowie Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED-Tagfahrlicht. Wie der Spyder-Spaßzuschlag im Vergleich zum Coupé ausfällt, verrät Lamborghini noch nicht. Der geschlossene Gallardo kostet jedenfalls 173.740 Euro.

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