KTM Freeride E:Erste Elektro-Enduro

Kein Lärm, keine Emissionen: Anwohner werden sich über die KTM Freeride E freuen. Dazu bietet die erste Offroad-Maschine mit Batterieantrieb genügend Leistung und Laufzeit. Nur kaufen kann man das Motorrad noch nicht - aber gratis testen.

Thilo Kozik

Drei Jahre und den neuen firmeninternen Geschäftsbereich E-Mobility hat es gebraucht, um aus dem Gedankenansatz Realität werden zu lassen: KTM bringt mit der Freeride E einen Geländegänger mit emissionsfreiem und geräuschlosem Elektro-Herz. Dass die Österreicher mit der Markenfarbe Orange damit ihren eigenen Weg gehen, ist ja klar - KTM ist berühmt-berüchtigt für Alleingänge: Während die etablierte Konkurrenz zaghaft versucht, mit Elektromopeds und -rollern für den Alltagseinsatz Fuß zu fassen, stellt KTM ein reinrassiges Offroad-Gerät für abgesperrte Pisten auf die Stollenreifen. Neben Neu- und Wiedereinsteigern möchte KTM damit auch Offroad-Haudegen ansprechen, die wegen des Lärms und der Emissionen kaum noch Gelegenheiten zum Ausüben ihres Hobbys finden.

Auch bei der Technik setzt KTM auf eigene Ideen: Statt des vielfach verwendeten Asynchronmotors sorgt in der Freeride E ein Permanentmagnet-Synchronmotor für den Antrieb. Der Scheibenläufer baut kompakter und lässt sich feiner regeln. Seine Spitzenleistung von 30 PS, die einem 125er-Zweitakt-Crosser entspricht, leitet der im Rahmen fixierte E-Motor wie üblich über eine Kette ans Hinterrad. Die herausnehmbare Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 2,1 kWh steckt in einem vollkommen gekapselten Aluminiumgehäuse, um Umwelteinflüsse auszuschalten. Strom verträgt sich bekanntlich nicht gut mit Schlamm und Wasser. Im Offroad-Betrieb kommt Letzteres spätestens beim Einsatz des Hochdruckreinigers ins Spiel.

Natürlich stellt sich bei allen stromgetriebenen Fahrzeugen die Frage nach der Sicherheit. Bei der Freeride E ist der Berührungsschutz besonders wichtig: KTM setzt als bislang einziger Zweiradanbieter auf eine Technologie mit 300 Volt. Bei Hybrid- und Elektro-Pkw sind solche Spannungen bereits üblich, weil sie eine hohe Leistungsdichte bei kompakten Bauteilgrößen möglich machen.

Der Akku bietet eine ausreichende Gelände-Einsatzzeit

Dieser innovative Antrieb steckt in einem voll geländetauglichen Fahrwerk mit üppigen Federwegen, das weitgehend dem der Freeride-Schwester mit 350er-Viertaktmotor entspricht. Das Chassis zeichnet sich durch gute Handlichkeit und leichte Fahrbarkeit aus, und weil die "E" lediglich 95 Kilo auf die Waage bringt, ist sie selbst für Offroad-Anfänger leicht beherrschbar. Zur Eingewöhnung lässt sich das kräftige Anfahrdrehmoment des E-Motors über drei Fahrmodi domestizieren. Doch selbst wenig versierte Geländegänger schalten nach kurzer Zeit auf vollen Schub, da die Leistungsabgabe direkt und sehr gut kontrollierbar ausfällt. Bei Amateuren reicht der Stromspaß für eine Dreiviertelstunde, geübte Erdferkler haben die Batterie nach gut 20 Minuten leer gefahren - für engagierte Offroader eine ausreichende Einsatzdauer. Schon nach rund einer Stunde ist der herausnehmbare Akku an der Haushaltssteckdose wieder voll geladen. Etwaige Bedenken, mit einer Freeride E von weiteren Entwicklungen der Stromspeicher abgeschnitten zu sein, zerstreut KTM mit einer Leasing-Idee: Die im angepeilten Kaufpreis von unter 10.000 Euro enthaltenen Akkus werden nur gemietet und können später gegen möglicherweise leistungsstärkere ausgetauscht werden.

Noch gibt es die Freeride E nicht zu kaufen - aber zu fahren: In Munderfing direkt hinter der Rennabteilung hat KTM eine große Wiese zum Testareal mit Anliegern, Sprüngen und Waschbrettpiste umgebaut. Hier können Interessierte die Freeride nach Anmeldung unter blog.ktm.com kostenlos testen und ihre Meinung kundtun. Probleme mit Anwohnern ob des intensiven Offroad-Betriebs stehen nicht zu erwarten - die Freeride E verursacht ja weder Lärm noch Abgase.

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