KTM Duke:Straßen-Feger

Mit der neuen Duke will KTM bei den Einzylindern Maßstäbe setzen - leider auch beim Preis.

Ulf Böhringer

Knapp 15 Jahre ist es her, dass KTM, seinerzeit kaum vom Konkurs genesen, ein Einzylinder-Straßenmotorrad mit überaus eigenwilliger Frontpartie vorstellte und das Ganze Duke nannte. Das Bike entwickelte sich zwar nicht gerade zum Überflieger, wurde aber doch im Laufe der Jahre zu einem stabilen Pfeiler des österreichischen Herstellers. Dennoch: 2003 geriet die Duke etwas ins Hintertreffen, als KTM eine Zweizylinder-Baureihe mit dem albernen Namen Super Duke auf die Straße brachte.

KTM Duke: Typfrage: die KTM Duke mit exzentrischer Frontmaske und Zentralauspufftopf.

Typfrage: die KTM Duke mit exzentrischer Frontmaske und Zentralauspufftopf.

(Foto: Foto: KTM)

Nichts zuckt, nichts ruckt. Kein Wackeln, kein Pendeln

Jetzt ist die Duke wieder da, rundum neu und nach wie vor exzentrisch im Auftritt. Für die Kraft sorgt die neue LC4-Motorengeneration - ein kultivierter Single, der mit 64 Newtonmeter Drehmoment und 48 kW (65 PS) das Armdrücken genauso beherrscht wie den Sprint. Nutzbar ist das Drehzahlband von 2500 Touren bis hin zum Begrenzer-Einsatz bei fast 8000 Umdrehungen - und das, ohne die Plomben aus den Zähnen zu schütteln. Der Verbrauch ist maßvoll; eine Füllung des 13,5-Liter-Tanks reicht in der Praxis für 230 Kilometer.

Die Duke stammt im Grundsatz zwar von den Geländemotorrädern des Hauses ab, hat mit Offroad aber nichts am Hut und deshalb ein Straßenfahrwerk: 17 Zoll großes Vorder- und Hinterrad aus Aluguss, dicke Straßenreifen, nur 140 Millimeter Federweg. Weil auch der Hinterreifen im Format 160/60 nicht über Gebühr breit ist, darf man die handliche Duke ohne Übertreibung zu den Straßenfegern dieser Zweiradwelt zählen.

Der breite Lenker, die aufrechte und entspannte Sitzposition, das mit kaum mehr als 150 Kilo geringe Gesamtgewicht - alle Details passen perfekt zueinander. Was daraus resultiert, ist extreme Fahrfreude: Die Kurve anvisieren, die Blickführung justieren - zack und durch. Nichts zuckt, nichts ruckt. Kein Wackeln, kein Pendeln.

Straßen-Feger

Ein Vergnügen, das allerdings auf Landstraßen und Bergpässe beschränkt ist. Zwar ist die Duke auch gut dafür, um auf der Autobahn bis Tempo 200 mitzuspielen, doch oberhalb von 130 km/h nervt der Winddruck gewaltig. Ernsthafte Transportaufgaben liegen der Duke deshalb weniger, aber die Action-Sparte beherrscht sie wie nur wenige andere Bikes.

Freilich muss man das mit einer ziemlich exzentrischen Frontmaske, in der zwei vertikal angeordnete Ellipsoid-Scheinwerfer dominieren, versehene Bike erst einmal kennengelernt haben. Duke-Fan wird man nur selten vom Anschauen, sondern überwiegend vom Fahren. Denn hier gilt die alte Motorrad-Erfahrung, dass weniger Zylinder, geringeres Gewicht und vergleichsweise schmalere Leistung unterm Strich manchmal mehr sein können.

Adel verpflichtet - auch beim Preis

Durchaus zum Nachteil gereichen kann allerdings der Preis. Wenigstens 8995 Euro werden für die neue Duke aufgerufen - eine stolze Summe für ein Einzylinder-Motorrad. Doch wer wie KTM in Österreich baut und dabei stark auf Komponenten setzt, die in Europa gefertigt werden, wird in problematischen Wechselkurszeiten hohe Preise wohl nicht vermeiden können. Und attestieren kann man zudem, dass die Qualität stimmt, denn: Verarbeitung wie auch Ausstattung der Duke liegen ohne Zweifel auf hohem Niveau.

Übrigens: Wer es mit optischen Finessen noch weiter treiben will, hat ebenfalls eine Chance. Unter den neudeutsch Power Parts genannten Zubehörteilen finden sich jede Menge unterschiedliche Karbonapplikationen und manches andere, was einer Duke würdig ist. Adel verpflichtet eben.

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