Kommentar:Platz da, wenn's gelb blinkt

Marco Völklein

Menschen, die tagtäglich für die Sicherheit auf deutschen Autobahnen sorgen, können haarsträubende Geschichten über sture Autofahrer erzählen.

Von Marco Völklein

Neulich, so berichtet es Oberstraßenmeister Rene Herberg von der Autobahnmeisterei Holzkirchen, da habe ihm ein Autofahrer direkt ins Gesicht gesagt: "Ihr mit Eurem Gelblicht auf dem Dach - ihr interessiert mich nicht." Ein Feuerwehrfahrzeug auf Einsatzfahrt oder ein Streifenwagen der Polizei, unterwegs mit Blaulicht und Tätütata - ja, sagte der Autofahrer zu Herberg, bei denen fahre er schon noch zur Seite. Aber für einen orangefarbenen Lastwagen der Autobahnmeisterei mache er sicher nicht den Weg frei.

Nun sind die vielen Geschichten mittlerweile ja fast schon Legenden, die Menschen zu berichten haben, die tagtäglich beruflich für die Sicherheit auf deutschen Autobahnen sorgen. Feuerwehrleute berichten von Verkehrsteilnehmern, die partout keine Rettungsgasse bilden - selbst wenn sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie damit Menschenleben gefährden. Immer öfter, so erzählen es Herbergs Leute von der Autobahnmeisterei, müssen sie einen Streifenwagen anfordern, der ihren Lkw mit Blaulicht den Weg durch einen Stau bahnt.

Die Aussage des Autofahrers gegenüber Oberstraßenmeister Herberg und seinen Leuten allerdings ist nicht nur dreist, sie ist auch noch dumm. Denn meistens läuft es doch so: Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste kümmern sich bei einem Unfall um die Versorgung der Verletzten, Löschen einen Brand oder sichern die Unfallspuren. Dann aber kommen die Aufräumer - und die sind meist mit Gelblicht unterwegs. Beispielsweise die Abschlepper der Automobilklubs und die Reinigungsfahrzeuge der Autobahnmeistereien. Oder eben die Dienstautos von Oberstraßenmeistern wie Rene Herberg, deren Aufgabe es ist, zu schauen, ob sie die Fahrbahn wieder freigeben können. Kommen all diese Helfer aber nicht durch - und sei es nur, weil ein Autofahrer meint, auf gelbes Blinklicht auf dem Dach nicht reagieren zu müssen -, dann geht überhaupt nichts voran. Dann dauert der Stau halt nur noch länger.

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