Kommentar:Chance verpasst

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Im Jahr 2017 feiert das Fahrrad seinen 200. Geburtstag. Doch die Bundesregierung versäumt es, das Jubiläum zu nutzen, um das Rad als Verkehrsmittel der Zukunft zu etablieren.

Von Marco Völklein

Seit Jahren schon bereiten sich Planer zum Beispiel in Mannheim oder Karlsruhe auf dieses Datum vor. Sie haben sich um die Ausrichtung von Fachkongressen bemüht, sie haben Feste geplant und Ausfahrten konzipiert. Wenn im kommenden Jahr der 200. Geburtstag des Fahrrads in Form der Drais'schen Laufmaschine gefeiert wird, dann wollen die Badener dabei sein. Mittlerweile ist sogar so etwas wie ein Gerangel zwischen den beiden Städten entstanden, wer das Jubiläum wie pompös feiert.

Schade ist allerdings, dass auf Bundesebene sich irgendwie so niemand begeistern konnte für das Fahrrad-Jubiläum. Dabei wäre es eine gute Gelegenheit gewesen, um zu zeigen, dass in der Erfindung des Freiherrn mehr steckt als ein Gerät zur Freizeitgestaltung. Immer mehr Pendler in den Städten setzen auf ihre Kraft und die zwei Räder; und dank der immer öfter eingebauten Elektrounterstützung wird das Velo auch für Langstrecken-Radler sowie (in der Lastenrad-Version) für Kurierdienste oder Handwerker interessant. Das Fahrrad könnte also dabei helfen, den drohenden Verkehrskollaps in den Städten abzuwenden.

So sehr man auch den Mannheimer Dialekt schätzen mag - ein 200-Jahre-Fest auf eine Regionalmarke wie "Monnem Bike" zu reduzieren, wird dem Anlass da keineswegs gerecht. Schließlich kommt auch niemand auf die Idee, das 200. Jubiläum der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn im Dezember 2035 den beiden Städten Nürnberg und Fürth zu überlassen. Und jede Wette: Wenn die Automobilindustrie im Jahr 2018 zum 130. Mal die erste Fernfahrt eines Automobils von Bertha Benz im patentierten Motorwagen ihres Gatten Carl feiert, wird die Kanzlerin sicher vorbeischauen.

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