Škoda Superb vs. Renault Talisman:Kombi-Vergleich: Der Geradlinige gegen den Gefühlvollen

Skoda Superb Combi und Renault Talisman Grandtour

Kombi-Vergleich: Der Renault Talisman (li.) und der Škoda Superb Combi

(Foto: Hersteller)

Mit dem Škoda Superb und dem Renault Talisman treffen zwei unterschiedliche Auto-Charaktere aufeinander. Was setzt sich durch: Strenger Praxisnutzen oder lässige Bequemlichkeit?

Test von Jörg Reichle

"Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar", schrieb einst Friedrich Schiller. Ein solches Paar passt natürlich in so gut wie jedes Auto. Aber so wie die älteste Geschichte der Menschheit erfahrungsgemäß weitergeht, ändert sich der Platzbedarf bald. Das Paar bekommt Nachwuchs und sieht sich mir nichts, dir nichts mit der Frage konfrontiert, wie man diesen denn, verflixt noch mal, tagtäglich von A nach B bekommt. Und den ganzen Kram noch dazu: Buggys, Roller, Räder und was die Kleinen sonst noch glücklich macht.

So werden aus ganz normalen Menschen Kombi-Käufer. Und weil ein großer Kombi besser ist als ein kleiner Kombi, vorausgesetzt, man kann ihn sich leisten, findet dieser Vergleich so etwas wie zwei natürliche Kombattanten: den neuen Škoda Superb Combi, mit vollem Namen hier Superb Combi Style 2,0 l SCR 4x4 genannt, sozusagen einen Laderaum auf Rädern, und den etwas weniger geräumigen, aber dafür ziemlich lässigen Renault Talisman Grandtour, der den schönen Namenszusatz Energy TCe 200 EDC trägt.

Zwei Autos mit ganz eigenen Charakteren

Man hat im vorliegenden Fall also nicht nur die Wahl zwischen unterschiedlichen Fassungsvermögen, sondern auch zwischen ganz eigenen Charakteren. Der Škoda, klar und geradlinig gestaltet, dazu mit feinen Proportionen, strahlt fugentreue teutonische Strenge aus, wenn man so will. Irgendwie verlässlich und berechenbar. Der Talisman wiederum, kurviges Design, massige Front, modische Leuchten, gibt eher den gefühlvollen, französisch-lebenslustigen Bonvivant mit dem Hang zur Avantgarde. Dass er sich am Ende nicht wirklich entscheiden mag, ob er nun Lebenskünstler oder lieber Sportler sein will, kann man ihm ankreiden. Der Škoda jedenfalls ist eindeutiger, komfortabel und verschwenderisch mit Platz. Besonders dynamisch will er gar nicht sein.

Attraktiv sind beide, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art. Was für den Superb spricht, ist vielleicht der Vorteil der besseren Übersichtlichkeit. Und wenn wir schon beim Praktischen sind, hier ein kurzer Laderaum-Vergleich: Škoda 660 bis 1950 Liter bei 4,86 Meter Außenlänge; Renault 572 bis 1681 Liter bei 4,87 Meter Länge. Wer das als weiteren Nachweis für die rationale Auslegung des Superb sehen will, liegt nicht ganz falsch. Nur allzu viel Schweres sollte man nicht einpacken: Die maximale Zuladung von 507 Kilogramm ist nicht gerade rekordverdächtig, Renault erlaubt immerhin 25 Kilo mehr. Und ob man den hinteren Knieraum des Superb von der Dimension eines Burggrabens wirklich braucht, muss jeder selbst beurteilen. Eine verschiebbare Rückbank könnte noch mehr Flexibilität bringen. An Ablagen und ähnlich praktischen Dingen herrscht dennoch kein Mangel.

Der Škoda ist ein Meister der Gelassenheit

Ansonsten ist das Fahren in diesem Kombi, wie der Name sagt: superb. Ein Sportwagen ist der Škoda nicht, muss er aber auch nicht sein. Obwohl der Zweiliter-TDI mit seinen 190 PS (Testverbrauch: 6,6 Liter/100 km) kräftig anschiebt, ist der Combi eher ein Meister der Gelassenheit, auch wenn das adaptive Fahrwerk für 910 Euro extra fahrdynamisch nichts anbrennen lässt. Es ginge aber auch ohne.

Alles in allem ist der Superb ein Auto mit vielen Stärken, aber so gut wie keinen echten Schwächen - von der Zuladung und den bekannten Mucken des stufenlosen DSG-Schaltwerks einmal abgesehen. Beste Verarbeitung bis ins Detail, unkomplizierte Bedienung, dazu fahrsicher dank Allradantrieb, zahlreiche Assistenten und Multimedia: Wer sich für den Superb Combi entscheidet, macht nichts falsch.

Der Renault versucht sich als Kurvenräuber

Der Renault pfeift auf Geradlinigkeit, draußen und vor allem drinnen. Beschwingte Optik überall, nur der hochkant stehende und auf Berührung reagierende 8,7-Zoll-Riesenbildschirm auf der Mittelkonsole beherrscht nach Tesla-Manier geradlinig die Szene - vielfältig konfigurierbar und dementsprechend gewöhnungsbedürftig. Geschmacksache ist auch das im Vergleich zum Superb eher höhlenartige Raumgefühl, was den Talisman zwar nicht unsympathisch macht, dafür aber etwas unübersichtlich. Die kuscheligen Sitze und das Platzangebot hinten und vorn gehören dagegen eindeutig auf die Haben-seite des Franzosen. Und auch sein selbstbewusster Auftritt.

Dass er sich auch als Kurvenräuber versucht (und seine Sache vor allem dank der Allradlenkung gar nicht schlecht macht), müsste dagegen nicht sein. Den Leistungssportler nimmt man ihm sowieso nicht wirklich ab, zumal der 1,6-Liter-Vierzylinder (Testverbrauch: 8,8 Liter) zwar 200 PS aufbietet, aber eben erst bei 6000 Umdrehungen. Dass er sich dafür quält, hört man ihm deutlich an, und auch die versprochene Höchstgeschwindigkeit von 231 km/h erreichte der Talisman nur annähernd - bergab und mit angelegten Ohren. Das mag verzeihlich sein, nährt aber den Verdacht, man hätte sich mit der Auslegung, typisch französisch, besser auf die Bequemlichkeit fokussiert.

Der Renault ist das günstigere Auto

Dafür ist der Talisman recht gut ausgestattet. Die Preise beginnen mit 28 950 Euro, unser Testwagen in der Version Intens kostete ab 34 950 Euro. Dabei sind Annehmlichkeiten wie beheizbare Vordersitze oder Voll-LED-Scheinwerfer und diverse Assistenten inklusive.

Der billigste Superb Combi belastet das Konto mit mindestens 26 090 Euro, unser Testwagen kam nackt auf 40 050 Euro. Und wie das für den VW-Konzern typisch ist, darf man dann noch sehr viel draufzahlen - von der Lounge-Fußmatte bis zum Abfallbehälter für die Innentür. Ein ganz billiges Vergnügen ist das nicht.

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