Škoda Fabia RS:Limousinenschreck

Mit einem Kleinwagen möchte man eigentlich sparen. Der Fabia RS gibt sich aber als giftgrüner Wüstling, der gerne gestandene Limousinen verschreckt. Ein etwas anachronistischer Škoda, dafür einer mit hohem Spaßfaktor.

Markus Mechnich

Für einen Kleinwagen gibt es gute Argumente. Schlau sind die Fahrer derselben und passen sich nicht dem üblichen automobilen Streben nach mehr PS, mehr Karosserie oder hoch gebauten Pseudo-Geländewagen an.

In der Stadt drehen sie mancher Großraumlimousine bei der Parkplatzsuche eine lange Nase und beim Kauf sparen sie ebenso viel Geld wie an der Tankstelle. Der Škoda Fabia ist so ein Geselle. Er gilt gar als besonders schlauer Kauf, weil er solide VW-Technik zum Koreaner-Preis bietet. Da ist es kein Wunder, wenn in der Regel auch kleine, eher schwächere Motoren in den kleinen Kisten stecken.

Es gibt aber auch diese anderen Kleinwagen. Die nämlich, die aussehen wie frisch von der Rennstrecke gekommen und reichlich PS unter Haube haben. Und die erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Die meisten der renommierten Kleinwagen-Hersteller haben mittlerweile einen Giftzwerg im Programm. Die erzielen zwar keinen großen Absatz, sind aber gut fürs Image.

Am eigenen Image feilen will auch der Škoda Fabia RS. Er zeigt sich In giftgrün, mit schwarzem Dach und rot lackierten Bremssätteln, die zwischen den Speichen der 17-Zoll-Felgen frech hervorlugen - und will die Limousinen ärgern. Auf deren ureigenstem Revier, de Autobahn.

Dazu hat er einen 1.4-TSI-Motor mit auf den Weg bekommen, der stolze 180 PS leistet. Damit lässt der Tscheche exakt die gleichen, großen Muskeln spielen wie sein deutscher Bruder VW Polo GTI oder der rassige Spanier Seat Ibiza Cupra. Daneben gibt es noch Konkurrenz von Fiat in Form des Abarth 500 Essesse mit 160 PS, den Opel Corsa OPC mit 192 und den Renault Twingo Gordini RS mit 133 Pferdestärken. Viel Feind, viel Ehr' also.

Eine feine Sache, so ein Powerzwerg, und so steuern wir geradewegs auf die Autobahn, wo derlei Konkurrenz an geballter Kleinwagen-Kraft allerdings eher selten zu finden ist. Was sich aber reichlich findet sind die Audi A4, die C-Klassen von Mercedes und die 3er von BMW, die vom Status her erst mal einen erhöhten Anspruch auf die linke Spur erheben. Und die kann der Fabia RS durchaus das Fürchten lehren.

Denn mit seinem verhältnismäßig geringen Gewicht von 1315 Kilogramm und dem drehmomentstarken aufgeladenen Direkteinspritzer gibt es auch jenseits der 160 Stundenkilometer noch reichlich Vortrieb. Zwischen 2000 und 4500 Umdrehungen pro Minute stellt er seine 250 Newtonmeter bereit und hat seine Leistungsspitze erst bei 6200 Umdrehungen erreicht.

Der Kampfzwerg ist auf links gebucht

Wir stellen schnell fest, dass die meisten Limousinen, selbst die der höheren Klasse und mit mehr PS, da erst mal nicht mithalten können. Die Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h erreicht unser Testwagen locker, auch wenn es in diesem Bereich ziemlich laut und ruckelig wird.

Und so ernten wir reichlich wütende Blicke und teils wilde Attacken auf den wenigen Streckenabschnitten ohne Tempolimit, wo sich der Kraftzwerg mit den Premium-Kollegen so richtig anlegen darf. Da schüttelt einer das Establishment auf der Autobahn so richtig durch.

So viel Spaß hat aber auch seinen Preis, selbst bei einem Sparmeister aus unserem östlichen Nachbarland. Super Plus mit 98 Oktan hätte er schon gerne, auch wenn er sich theoretisch mit normalem Super begnügt. Und der Norm-Verbrauch von 6,2 Liter wird bei solchen Vollgasabenteuern, naturgemäß, zur Makulatur.

Wird richtig draufgetreten, dann fließt mehr als das Doppelte durch die Leitungen. Allerdings haben wir bei gemäßigtem Fahrstil auch Verbrauchswerte von 7,5 Litern erzielen können. Er kann also auch sparsam, der Fabia RS.

Die flotte Fahrt macht dennoch viel mehr Spaß. Zumal das Doppelkupplungsgetriebe mit seinen sieben Gängen sehr angenehm und unterbrechungsfrei die Gänge durcheilt und das Fahrwerk auch in engen Kurven ausreichend Sicherheitsreserven bereithält. Die Neigung zum Aufstellen bleibt überschaubar, in der Regel schiebt der Tscheche recht brav über die Vorderräder.

Wer mag, kann auch per Paddel am Lenkrad manuell schalten. Der Sportmodus macht aus dem Kleinen allerdings einen Krawallbruder, denn dann dreht das DSG die Gänge auch wirklich bis zu 7000 Umdrehungen aus. Das ist auf die Dauer eine anstrengende Geschichte und wir stellen fest, dass auch der normale Modus für ausreichend Vortrieb sorgt.

Der Fabia RS ist auch so kein Leisetreter im Innenraum. Wer einen Sportzwerg möchte, muss Abstriche beim Komfort hinnehmen. Das Fahrwerk ist hart ausgelegt, was zum Kurvenräubern gut ist - auf Dauer aber auch für Rückmeldungen von der Wirbelsäule sorgt.

Qualität bleibt auf Kleinwagen-Niveau

Die Verarbeitung des Autos ist auf hohem Niveau und das serienmäßige Lederlenkrad vermittelt gar einen Hauch von Luxus. Die Sitze dürften mehr Seitenhalt bieten, sind aber ansonsten für die Klasse in Ordnung. Dass die Tür beim Schließen einen blechernen Nachklang hinterlässt, ist zwar Standard, aber dennoch schade. Das geht auch bei Kleinwagen besser.

Für den Preis von 21.890 Euro - immerhin 610 Euro weniger als der Polo GTI kostet - gibt Škoda noch etwas Ausstattung obendrauf. Das DSG-Gebtriebe zum Beispiel ist ebenso Serie wie die 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, das Sportfahrwerk und die elektronische Differenzialsperre.

Außerdem bringt er für den Komfort noch Sitzheizung, Klimaautomatik und Geschwindigkeitsregelung mit. Extra kosten hingegen die Armlehnen vorne, das Navigationssystem (ab 890 Euro) und die Bluetooth-Freisprecheinrichtung (ab 300 Euro).

Insgesamt hat uns der grüne Giftzwerg richtig Spaß bereitet. Mit Wirtschaftlichkeit dagegen, eigentlich ein Kernattribut eines Kleinwagens, hat der Škoda Fabia RS eher wenig zu tun. Dazu ist der Kaufpreis zu hoch und der Verbrauch zu deutlich über dem Durchschnitt.

Dennoch bringt er auch die Alltags-Vorteile eines normalen Fabia mit. Ein ordentlicher Kofferraum (von 315 bis zu 1180 Litern), vier Sitzplätze plus Notsitz hinten mittig und eine Länge von genau vier Metern.

Ein komfortables Langstreckenfahrzeug wird der Tscheche zwar auch mit dem kräftigen Motor nicht, aber guter Kumpel für gelegentliche Spritztouren auf jeden Fall. Und mit denen macht es doch immer noch am meisten Spaß.

Škoda Fabia RS: Vierzylinder-Reihenmotor; 132 kW / 180 PS; max Drehmoment 250 Nm zwischen 2000 und 4500 U/min; 0-100 km/h:7,3 sec; Vmax: 224 km/h; Normverbrauch 6,2 l; CO2: 148 g/km; Euro 5; Testverbrauch: 12,7 l; Leergewicht incl. Fahrer und Tank: 1318 kg; Preis: ab 21.890 Euro

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