Kinder im Straßenverkehr:Für den Helm begeistern

Seit langem beklagen Verkehrsexperten die mangelnde Akzeptanz des Fahrradhelms bei Kindern. Dabei sind gerade sie, deren Körper verletzbarer sind als die von Erwachsenen, besonders auf diesen Schutz angewiesen. Worauf Eltern achten sollten.

Ein Fahrradhelm kann Radfahrer bei einem Sturz vor schwersten Kopfverletzungen bewahren. Das gilt umso mehr für Kinder, deren Körper in der Regel zierlicher und leichter verletzbar sind als die von Erwachsenen.

Kinder im Straßenverkehr: 62 Prozent der radelnden Kinder bis zehn Jahre tragen keinen Fahrradhelm.

62 Prozent der radelnden Kinder bis zehn Jahre tragen keinen Fahrradhelm.

(Foto: Foto: DVR/dpa/gms)

Seit langem beklagen Verkehrsexperten aber die mangelnde Akzeptanz des Fahrradhelms bei Kindern. Sie zu verbessern, haben nach ihrer Einschätzung vor allem die Eltern in der Hand.

Laut einer repräsentativen Erhebung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) in Bergisch-Gladbach trugen im Jahr 2003 über alle Altersgruppen hinweg nur sechs Prozent der Radfahrer einen Schutzhelm. Erfasst wurden insgesamt 8381 Radfahrer. In der Altersgruppe bis zehn Jahre trugen der Studie zufolge 38 Prozent der Kinder einen Fahrradhelm.

"Nicht cool"

Die Mehrheit war hingegen ohne jeglichen Kopfschutz unterwegs. Ein Grund für die hohe Ablehnungsquote ist laut Bernd Kulow, Pressesprecher beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) in Bonn, dass viele Kinder Fahrradhelme "nicht cool" finden.

Fahrradhelme dämpfen bei einem Unfall den Aufprall des Kopfes und verhindern somit schwere Schädelverletzungen. Der ungeschützte Kopf des Radfahrers ist bei einem Unfall am meisten gefährdet: Mehr als die Hälfte der tödlichen Verletzungen sind nach BASt-Angaben Kopfverletzungen.

Bei Kindern ist das Verletzungsrisiko noch größer: Ihr Kopf ist laut DVR-Sprecher Kulow empfindlicher als der von Erwachsenen. Da Kinder häufig noch nicht so sicher auf dem Rad sind, könnten sie außerdem eher stürzen.

Bis zu 85 Prozent weniger Risiko

Dem ADAC in München zufolge lässt sich mit einem Helm die Wahrscheinlichkeit einer Kopfverletzung um bis zu 65 Prozent senken. Andere Untersuchungen gingen sogar davon aus, dass sich das Verletzungsrisiko am Kopf um bis zu 85 Prozent verringern lässt, so der DVR. Eltern sollten ihre Kinder daher niemals ohne Helm fahren lassen, empfiehlt der ADAC.

Für den Helm begeistern

Ausprobieren

Beim Helmkauf sollten verschiedene Modelle ausprobiert werden. "Ein Fahrradhelm muss ordentlich sitzen", erklärt Bernd Kulow. So darf er beispielsweise nicht verrutschen. Bedeckt werden müssen nach Empfehlungen der BASt der obere Stirnbereich, die Schädeldecke und der Hinterkopf.

Rutscht der Helm zu weit nach vorn, behindert er die Sicht und entblößt den empfindlichen Hinterkopfbereich. Auch wenn der Helm zu weit im Nacken sitzt, bietet er keinen ausreichenden Schutz, da er Stirn und Schläfen freilässt.

Kinder aussuchen lassen

Dem ADAC zufolge sollte der Kinnriemen beim Aufsetzen immer fest gezogen werden. Der Helm sollte fest am Kopf sitzen, ohne jedoch zu drücken. Bernd Kulow vom DVR rät darüber hinaus zu leuchtenden Farben, die in der Dunkelheit besser gesehen werden. Grundsätzlich sollten sich Kinder den Helm aber selbst aussuchen dürfen - ruhig auch "den coolsten Helm, den es irgendwo gibt". Zuletzt sollte gemeinsam das richtige Aufsetzen des Helms geübt werden.

Um für den Helm zu werben, sollten Eltern ihren Kindern klar machen, welchem Risiko sie sich ohne Kopfschutz aussetzen, rät Kulow. Martin Kraft von der Deutschen Verkehrswacht in Meckenheim bei Bonn, empfiehlt Eltern, Kinder schon möglichst früh an einen Fahrradhelm zu gewöhnen. Außerdem sollten die Eltern ein gutes Vorbild sein: "Wenn die Eltern schon keinen Helm aufsetzen, warum sollten es die Kinder tun?", so Kulow.

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