Kia Sorento 2.5 CRDi:Schöne Überraschung

Kia baut sein Modellprogramm nach und nach aus. Im August reiht sich mit dem Sorento ein stattlicher Offroader ein.

Michael Harnischfeger

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Kia Sorento 2.5 CRDi: Vom kompakten Rio bis zum repräsentativen Magentis reicht die Modellpalette bereits, und Grund zu falscher Bescheidenheit sieht Kia-Vizepräsident Mark Juhn nicht.

Vom kompakten Rio bis zum repräsentativen Magentis reicht die Modellpalette bereits, und Grund zu falscher Bescheidenheit sieht Kia-Vizepräsident Mark Juhn nicht.

(Foto: Foto: Kia)

Bis zum Jahr 2010 wolle man zu den fünf größten Automobilherstellern der Welt gehören, sagt der nette Mann mit einem Lächeln. Dabei lässt er offen, ob damit nur Kia oder auch die Konzernmutter Hyundai gemeint ist.

Ein wichtiger Schritt

Eine Station auf dem Weg zu diesem ambitionierten Ziel ist für Kia der Sorento, ein gut 4,5 Meter langer Offroader, der es noch ernst nimmt mit den klassischen Tugenden eines bereiften Erdarbeiters: Die Hinterräder sind an einer aufwändig geführten, aber trotzdem starren Achse geführt, die ein langes Leben und große Verschränkungswinkel verspricht. Solche sind wichtig im Gelände, wenn die Piste mal so buckelig ist, dass jeder Zentimeter Federweg gebraucht wird.

Rückgrat des Autos ist ein stabiler Leiterrahmen, dessen Vorname traditionell Unverwüstlich ist. Auf diesem Rahmen thront die fünftürige Karosserie, deren Design eine angenehme Überraschung ist. Da finden sich nirgends so, nun ja: eigensinnige Wölbungen und Schwünge, wie sie etwa der Hyundai Santa Fé zeigt. Das Blech ist adrett gebügelt ohne große Schnörkel, aber keineswegs ohne Chic.

Gediegenheit

Das Außendesign wirkt irgendwie europäisch, und innen hat Kia einen schönen Mittelweg gefunden zwischen praktischem asiatischen Einheitslook und plumper Imitation.

Kunstholz und metallisch glänzendes Plastik rahmen etwa die Mittelkonsole ein, die einzelnen Rundinstrumente gehen leicht ineinander über und erscheinen so als funktionale Einheit. Ablagen und Cupholder gibt es in ausreichender Zahl, die Materialen wirken gediegen, wenngleich viel graues Plastik den Qualitätseindruck ein wenig trübt.

Das Platzangebot ist ausreichend

Auch dank der Karosseriebreite von 1,86 Metern. Zu dritt auf der Rücksitzbank reisen zu müssen, ist keine Strafe. Groß gewachsene Mitfahrer stellen nur fest, dass die Bank sehr weit unten montiert ist und die Sitzfläche ihrer Oberschenkel nicht wirkungsvoll unterstützen kann.

Perfekt ist der Sitzkomfort allerdings auch vorn nicht: Dazu geben die großen Sitze schlicht zu wenig Seitenhalt - vor allem dann, wenn sie gegen 1.270 Euro Aufpreis mit von Natur aus rutschigem Leder bespannt sind.

Nun ja, Autos vom Schlage des Sorento sind ja nicht für die eilige Kurvenhatz gemacht, und darauf weist der Kia auch schon früh mit starker Karosserieneigung und quietschenden Reifen hin.

Ein Akt der Entspannung

Der Common-Rail-Diesel mit 140 PS / 103 kW ist eines der leisesten Aggregate seiner Art. Auf der Autobahn ist kaum etwas von den vier Zylindern zu hören, und da die Geräuschdämmung des gesamten Autos ziemlich ambitioniert ausfiel, reist man auch weitgehend unbehelligt von Wind- oder Abrollgeräuschen.

Nicht viel anders dürfte das auch bei den zwei Benzinmotoren sein, die voraussichtlich im vierten Quartal nachgeliefert werden: Im Oktober kommt ein 2,4-Liter-Vierzylinder mit 139 PS / 102 kW zu Preisen ab 22.700 Euro, im Dezember krönt ein Sechszylinder mit 3,5 Liter Hubraum und 195 PS / 144 kW die Modellreihe, der in Topausstattung maximal 32.500 Euro kosten soll.

Nicht ganz so kommod geht die Federung zur Sache. Die einzeln geführten Vorderräder stecken zwar eine Menge weg, doch die hintere Starrachse ist bald mit ihrem Latein am Ende, wenn die Räder gleichzeitig einfedern müssen - etwa beim Überfahren von Bodenwellen. Dann dringen kräftige Stöße bis in die Sitzflächen und nähren die Gewissheit, dass die an der Fahrwerksabstimmung beteiligten Fachleute von Porsche auch nicht zaubern können.

Ein ehrlicher Off-Roader

So ist etwa ein ESP nicht lieferbar, und Seiten-Airbags gibt es ebenso wenig. Dafür aber Kopf-/Schulter-Airbags, die ihm - so Kia - zu einer Vier-Sterne-Wertung im EuroNCAP-Crashtest verhelfen sollen.

Kurios auch die Entscheidung, das Basismodell LX zwar mit Klimaanlage, vier elektrischen Fensterhebern und Zentralverriegelung auszustatten, ihm aber keine elektrisch einstellbaren Außenspiegel mit auf den Weg zu geben.

Gegen wen?

Dass Kia den Sorento als ernsthafte Alternative zu Mercedes ML, BMW X5 oder Lexus RX sieht, ist nicht nur deshalb zu hoch gegriffen. Denn diese Fahrzeuge bieten als Gesamtsystem spürbar mehr Feinschliff als der Sorento und haben ihm - zumindest in Deutschland - voraus, dass man ihre Abstammung dem Nachbarn nicht erst umständlich erklären muss.

Erheblich wirkungsvoller kommen die Stärken des Sorento zum Vorschein, wenn man ihn in einem Atemzug mit bürgerlichen SUVs (Sport Utility Vehicles) à la Ford Maverick, Opel Frontera, Nissan Terrano oder Suzuki Grand Vitara nennt. Da dürfte er nicht nur beim Preis für manche Überraschung gut sein. Doch an Überraschungen aus Asien ist man ja spätestens seit der Fußball-WM gewöhnt.

Quelle: autocert.de

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