Kia Rio Fastback 1. 5 LS:Kesser Koreaner

Der Fünftürer ist nicht nur praktisch, er sieht auch schick aus

(SZ vom 11.11.2000) Mit ihrem Design haben koreanische Autos in Deutschland noch keinen Schönheitspreis gewonnen. Sie gelten als zurückhaltende und unauffällige Erscheinungen - aber zumindest ein Modell aus der Kia-Palette ragt aus dem fernöstlichen Einheitsdesign, wie böse Zungen lästern, positiv hervor: der Rio.

Von vorne betrachtet, kann er zwar mit seinen beinahe tropfenförmig schräg geschnittenen Scheinwerfern seine Abstammung nicht ganz verleugnen, aber schon ein Blick auf die Seitenlinie lässt eher an ein Auto europäischer Herkunft denken: Die Gürtellinie steigt schön nach hinten an, und der kokette Gegenschwung an der C-Säule erinnert an einen modern gestylten Kombi. Kia selbst will zwar beinahe die Linie eines Coupés erkennen, aber dem stehen die vier Türen im Weg. Auf jeden Fall besitzt der Rio eine sportliche Ausstrahlung, die viele der normalerweise nüchtern und sachlich gestylten Klein- und Kompaktwagen nicht aufweisen. Zwischen diesen beiden Segmenten ist der Rio mit einer Länge von 4,22 Metern einzuordnen und von der Karosseriegestaltung her ist er ein Schrägheck oder Fastback, wie sich der Hersteller auf Neudeutsch ausdrückt. Autokenner werden wissen, dass es vom Rio auch noch eine Stufenheck-Variante gibt - aber die ist so wenig aufregend, dass man hier nicht viele Worte über sie verlieren sollte. Analog zu den zwei Karosserievarianten gibt es für den Rio auch bei der Motorisierung zwei Wahlmöglichkeiten: Basismodell ist der 1,3-Liter-Motor, der 55 kW (75 PS) leistet. Der von uns gefahrene Rio mit dem 1,5-Liter-Motor bringt es auf 72 kW (98 PS).

Damit lässt sich zwar nun nicht gerade Samba tanzen, wie es in den Presseunterlagen von Kia heißt - eine zu kesse Sohle auf der Straße geht eh meistens in den Graben. Aber der Rio setzt seine durch die Optik geweckten sportlichen Ansprüche ordentlich in flotte Fortbewegung um. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 175 km/h und wer ihn aus dem Stand auf 100 km/h scheuchen will, benötigt dafür mindestens 11,7 Sekunden. Das sind zwar nicht die Leistungen eines Sportwagens, aber man ist in beinahe allen Lebens- und Straßenlagen ausreichend motorisiert. Die Abstimmung des Fahrwerks tendiert eher in Richtung Komfort - hier hätten die Koreaner durchaus noch härter zu Werke gehen können. Über Lenkung und Schaltung lässt sich nichts Negatives sagen - ebenso wenig über den Benzinverbrauch, der durchschnittlich 7,3 Liter Normal auf 100 Kilometer beträgt. In der Praxis pendelte der Verbrauch um die acht Liter - ein akzeptabler Wert. Lediglich die Tonlage der Motorengeräusche macht keine rechte Freude: Das Aggregat hat einen hohlen Klang und zudem könnte die Dämmung besser sein. Anerkennenswert ist, dass der Motor die strenge Abgasnorm D4 erfüllt. Der Kofferraum ist praxistauglich: Er fasst 449 Liter und lässt sich durch Umklappen der Rückbank bis auf 1277 Liter erweitern.

Zwei Ausstattungsvarianten stehen für den Rio 1. 5 zur Wahl: RS und das höherwertige LS-Paket. Zur RS-Version gehen ABS, Servolenkung, Fahrer- und Beifahrerairbag, umklappbare Rückbank und eine Laderaumabdeckung. Dafür sind 21 490 Mark fällig - aber komfortabel wird die Reise mit dem Rio erst mit der LS-Ausstattung, die 22 990 Mark kostet. Dann kommen Annehmlichkeiten wie elektrisch einstellbare Außenspiegel, Türgriffe, Spiegel und Seitenschutzleisten, die allesamt in Wagenfarbe lackiert sind, Drehzahlmesser, höhenverstellbarer Fahrersitz, Make-up-Spiegel, Zentralverriegelung und elektrische Fensterheber vorne hinzu. Aufpreispflichtig ist eine Klimaanlage für 1990 Mark.

Gerade im Preisvergleich zeigt sich, dass der Rio um einige Tausend Mark günstiger ist als Konkurrenten deutscher Herkunft. Sein attraktives Design und der günstige Preis machen ihn zu einer erwägenswerten Alternative. Allerdings muss auch bedacht werden, dass sein Wiederverkaufswert geringer sein dürfte als der deutscher Wettbewerber.

Von Otto Fritscher

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