Kfz-Versicherung:Rabatt zum Preis der Privatsphäre

Verkehr, Überwachung, Kfz-Versicherung, Datenschutz

Big Brother is watching you.

(Foto: Robert Haas)

Wenn sich Autofahrer im Verkehr überwachen lassen, zahlen sie weniger Kfz-Versicherung. Im Ausland ist das schon Realität, nun könnte das System nach Deutschland kommen. Doch Datenschützer und Verkehrsexperten sind skeptisch.

George Orwell hat schon in den 1940er-Jahren in seinem Roman "1984" den totalen Überwachsungsstaat geschildert. Die gegenwärtige Vernetzung digitaler Daten ist zwar kein Anzeichen für das Orwell'sche Szenario, könnte aber neuerdings billigere Kfz-Policen für Autofahrer bedeuten. Denn wer sein Verhalten im Straßenverkehr kontrollieren lässt, erhält dafür bessere Konditionen.

Der US-Versicherungskonzern AIG und der Mobilfunknetzbetreiber Vodafone wollen bald gemeinsam neuartige Autoversicherungstarife auf Grundlage des Fahrverhaltens von Autofahrern anbieten - vielleicht bald auch in Deutschland. "In drei Monaten wollen wir damit weltweit außerhalb von Nordamerika Versicherungen anbieten", sagte ein Vodafone-Sprecher dem Handelsblatt. Versicherte in solchen Tarifen sollen demnach künftig Geräte in ihren Autos mit sich führen, die Daten über den Fahrstil, Ort oder Uhrzeit erheben. Ausgestattet sind diese Geräte mit Chips, ähnlich wie die in Handys.

Fahrerdaten im Sekundentakt

Die Fahrerdaten würden von den Geräten dann im Sekundentakt über das Handynetz an den Versicherer übermittelt, berichtete das Handelsblatt. Britische Versicherer hätten festgestellt, dass der finanzielle Aufwand für die Begleichung von Schäden durch solche Systeme um bis zu 30 Prozent sinken könne. Hintergrund sei, dass Fahrer vorsichtiger fahren, wenn sie wissen, dass sie unter Beobachtung fahren. In den USA würden die Versicherer Progressive und State Farm bereits entsprechende Tarife anbieten. Vorsichtige Fahrer erhielten bis zu 50 Prozent Rabatt.

Auch in Deutschland seien ähnliche Preisnächlässe für Kfz-Policen denkbar, sagte Frank Sommerfeld von der Unternehmensberatung Towers Watson dem Handelsblatt. Jedoch sei das Beitragsniveau hier niedriger als andernorts, weswegen die Abschläge geringer ausfallen dürften. Das Beratungsunternehmen ist ebenfalls Projektpartner bei dem Vorhaben.

Deutsche Versicherungen sind skeptisch

Deutsche Versicherer sind indes skeptisch, ob durch solche Systeme das Fahrerrisiko besser bewertet werden kann. "Ob dies durch Telematik verbessert werden kann, ist fraglich", zitierte die Zeitung den Marktführer bei Pkw-Versicherungen, Huk Coburg. Auch Axa will demnach zunächst abwarten. Bislang bestimmen Versicherer die Beitragshöhe für Autoversicherungen unter anderem anhand des Alters des Fahrzeughalters, dessen Wohnort und des Fahrzeugtyps.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar warnte vor etwaigen Datenschutzproblemen. Auf Grundlage bestehender Gesetze müssen Autofahrer genau über die Daten informiert werden, die erhoben werden. "Zu problematisieren wäre, dass Fahrzeughalter und Fahrer nicht immer identisch sind", sagte Schaar dem Handelsblatt. Dies bedeute, dass der jeweilige Fahrer eines Autos vor der Fahrt aufgeklärt werden müsse. Verbraucherschützer betonten zudem, dass abruptes Bremsen nicht von sich aus auf eine riskante Fahrweise hindeute.

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