Kfz-Versicherung:Mehr für weniger

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Vor dem Autokauf lohnt sich der vergleichende Blick auf die Typklassen. Wichtig: Vollkasko ist oft billiger als Teilkasko.

Wann immer es auf Deutschlands Straßen kracht, sind auch alle anderen deutschen Autobesitzer betroffen, denn: Jeder Unfall hat langfristig Auswirkungen auf die Versicherungsprämien. Minutiös erfassen die Computer der deutschen Autoversicherer alle Unfälle und die daraus entstehenden Kosten, exakt aufgeschlüsselt für jedes Modell. War es ein Haftpflicht- oder Kaskoschaden, wie teuer war die Reparatur, wie viele Unwetter sorgten wo für Dellen, wie oft schlugen Diebe zu?

Aus all diesen Daten entsteht ein umfangreiches Tabellenwerk - die so genannten Typklassen, die den Versicherungsprämien zu Grunde liegen. Die Klassen in der Haftpflicht reichen von 10 bis 25, von 10 bis 33 in der Teilkasko- und von 10 bis 34 in der Vollkasko-Versicherung.

Je niedriger die Klasse, desto günstiger die Versicherungsprämie. Die hängt außerdem noch von anderen Faktoren ab: von der Regionalklasse, also der Unfall- und Diebstahlhäufigkeit des Zulassungsorts, sowie vom Schadenfreiheitsrabatt des Versicherungsnehmers - mithin seinen unfallfreien Jahren.

Vor dem Autokauf kalkulieren

Doch der Unterschied zwischen den Typklassen lässt sich durchaus beziffern. Allein in der Vollkasko verteuert sich die Versicherungsprämie alle fünf Klassen um einen Betrag zwischen knapp 300 und rund 500 Euro im Jahr - berechnet auf Basis der 100-Prozent-Prämie.

Vor einem Autokauf - gleich, ob neu oder gebraucht - gilt es also, sich über die Typklassen des Wunschfahrzeugs zu informieren und dessen Einstufung mit ähnlichen Modellen vergleichen. Ganz einfach geht dies per Internet (siehe Link unten): Die Datenbank zeigt zum Beispiel blitzschnell, dass ein Golf IV TDI mit 130 PS in der Vollkasko um fünf Klassen günstiger ist als das Modell mit 150 PS. Und wer vor der Entscheidung steht, ob es der Audi A4 Avant mit Frontantrieb oder als Quattro mit Allrad sein soll, darf die Versicherungsprämie nicht vergessen: Der Quattro ist in der Haftpflicht um drei Klassen, bei Vollkasko eine Klasse schlechter.

Wenn die richtigen Sparfaktoren zusammentreffen, bekommt man dank des Typklassensystems und seiner Feinheiten für weniger Geld einen wesentlich besseren Versicherungsschutz. Knackpunkt: Die Bewertung erfolgt getrennt für Teil- und Vollkasko. Denn das Risiko für die Assekuranz, nach einem Schaden zahlen zu müssen, kann erheblich auseinanderklaffen.

Voll- versus Teilkasko

Dies macht vor allem Cabrios für die Vollkasko interessant: Sie sind wegen ihrer Beliebtheit bei Dieben in hohe Teilkasko-Typklassen eingruppiert. Der Vollkaskoschutz, der in erster Linie nach selbst verschuldeten Unfällen eintritt, wird bei Cabrios weniger strapaziert, weil sie vorsichtiger und meist auch weniger gefahren werden. Deshalb sind sie in der Vollkasko-Typklasse oft erheblich günstiger eingestuft. ¸¸Aber selbst für normale Limousinen kann es sich lohnen, den besseren Vollkaskoschutz abzuschließen", weiß Versicherungsmakler Ralph Moser.

Allerdings muss der Autofahrer seinen Teil beitragen: einen hohen Schadenfreiheitsrabatt für unfallfreie Jahre. Hohe Rabatte sind aber keine Seltenheit: 40 Prozent aller Autofahrer in Deutschland sind bei 35 oder 30 Prozent angelangt. Diesen Rabatt gibt es aber nur bei Haftpflicht und Vollkasko, nicht in der Teilkasko.

Frappante Differenzen

Wie groß die Unterschiede sein können, zeigen die folgenden Beispiele. So zahlt der Besitzer eines in Duisburg zugelassenen VW Beetle Cabrio (116 PS) für die Teilkasko bei der VHV-Versicherung 168,01 Euro im Jahr, in der Vollkasko bei einem Beitragssatz von 35 Prozent nur 143,77 Euro - 25 Euro weniger bei deutlich besserem Schutz.

Wer ein Audi A4 Cabriolet 3.0 (220 PS) in München zugelassen hat, bezahlt für die Teilkasko im Huk24-Basistarif 302,31 Euro im Jahr, in der Vollkasko liegt der Satz mit 30 Prozent Beitragssatz bei 301,48 Euro - praktisch kein Unterschied, trotzdem mehr Sicherheit.

Für einen in Dortmund zugelassenen Mitsubishi Colt (125 PS) schlägt die Teilkasko bei der VGV-Versicherung mit 331,69 Euro im Jahr zu Buche, in der Vollkasko liegt der Satz in der Schadenfreiheitsklasse 20 mit 35 Prozent bei nur 78,43 Euro - mehr als 250 Euro Ersparnis bei besserem Versicherungsschutz.

Und für ein Chrysler Sebring Cabriolet (141 PS) mit Leipziger Kennzeichen zahlt der Besitzer bei der DBV Winterthur 196,48 Euro für die Teilkasko, für Vollkasko bei 30 Prozent Beitragssatz 229,29 Euro - gut 30 Euro mehr im Jahr, aber deutlich besser abgesichert.

Noch ein Tipp: Sind die Unterschiede zwischen Teil- und Vollkasko größer als fünf Klassen, sollte man sich von seiner Versicherung ein Vollkaskoangebot machen lassen oder im Internet (siehe Link unten) selber rechnen.

© SZ vom 1. Februar 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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