Jeep Grand Cherokee 3.0 CRD:Aufgewertet

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Ein Facelift gerät nicht immer zum Vorteil des Autos. Beim Grand Cherokee hat Jeep dagegen alles richtig gemacht: Der Kern des Ami-Kraxlers blieb unangetastet, die meisten Schwächen wurden beseitigt.

Günther Fischer

Saft und Kraft Nichts Neues unter der Haube: Der bekannte und ziemlich kraftvolle Dreiliter-Common-Rail-Diesel mit 160 kW/218 PS und 510 Nm maximalem Drehmoment hat uns vorangetrieben. Kräftiger Vortrieb und ein prima Drehmoment (ab 1600 U/min) sind zwar gut fürs Gelände (wohin sich aber die wenigsten begeben werden), heißt im Alltag leider auch: Der Ami-Kraxler ist immer noch etwas zu durstig. Mit weniger als 13 Litern gab er sich nie zufrieden - auch nicht bei gelassener Autobahnfahrt.

Ein Facelift, das zumindest von der Seite kaum zu erkennen ist: der Jeep Grand Cherokee anno 2008 (Foto: Foto: Jeep)

Immerhin hat das facegeliftete Modell zwei Neuheiten an Bord: Die elektronischen Hilfen Hill Start Assist (Anfahrhilfe bergauf) und Hill Descent Control (der Jeep fährt konstant mit langsamer Geschwindigkeit bergab, ohne dass der Fahrer eingreifen muss). Zwei sinnvolle Einführungen für alle, die ihren Grand Cherokee tatsächlich abseits befestigter Straßen bewegen wollen - aber da war er eh immer schon besser als die meisten seiner Konkurrenten. Für den Geländeeinsatz kann auch nach wie vor der untere Teil des Frontschwellers (die sogenannte "Lippe") abgenommen werden - zur Verbesserung des vorderen Böschungswinkels (mit etwas Geschick und Kraft geht das auch ohne Werkzeug).

Stuss & Genuss Außen blieb der Grand Cherokee fast unangetastet: kantig und kernig wie gehabt. Lediglich der Seven-Slot-Grill wurde etwas in die Breite gezogen und die Nacht wird jetzt mit Xenon-Licht (das war überfällig) erhellt. Die neuen Scheinwerfer sind an ihrer Dreiteilung und dem kleinen Kreis in der Mitte zu erkennen. Auch die Nebellampen sitzen jetzt näher am Asphalt.

Wenn beim Vorgänger etwas ernsthaft kritisiert wurde, dann war es der für ein Auto der 50.000-Euro-Klasse zu billig wirkende Innenraum. Neue, hochwertigere Materialien, dunkle Farbtöne sowie Holz und Leder an den richtigen Stellen werten ihn jetzt deutlich auf.

Auch beim Navigationssystem hat Jeep nachgearbeitet, um es auf Klassenstandard zu bringen: Ab sofort gibt es Festplatte für den schnelleren Datenzugriff und das Staumodul TMC. Eine Rückfahrkamera ist auf Wunsch ebenfalls zu haben.

Dass die Pedalstellung nach wie vor per Knopfdruck den kürzeren oder längeren Beinen angepasst werden kann, gehört zu den amerikanischen Annehmlichkeiten dieses Autos - und ist auf langen Fahrten eine erholsame Spielerei.

Family & Friends Mein Gott, was sollen wir sagen? Er ist seit Jahren unser Lieblingsjeep. Die hohe Ladekante? Geschenkt. Denn dafür hängt unterm Boden einer der besten Allradantriebe (mit Reduktionsgetriebe), den wir kennen (je nach Ausstattung: Quadra-Trac II oder Quadra-Drive II).

Die hohe Sitzposition und das niedrige Dach in der zweiten Reihe? B52-Turmfrisuren-Trägerinnen bekämen vielleicht wirklich Probleme, allen anderen empfehlen wir, einfach ein wenig quer zu lümmeln. Dann lässt sich auch im großen Jeep bequemst reisen. Und man wird darüber hinaus auch hinten mit einer Sitzheizung belohnt - zumindest bei der empfehlenswerten Overland-Ausstattung.

Der nur gefühlt kleine Kofferraum? Ein Fassungsvermögen von 978 Liter (bis zur Fondsitzlehne) bis 1909 Liter (bei umgeklappter Fondsitzlehne) ist durchaus ausreichend - auch wenn die transportierten Güter nicht allzu sperrig sein sollten.

Wunsch & Wirklichkeit Die leidige Fünfgang-Automatik, die zwar prima mit dem Motor harmoniert, aber angesichts all der Sechs- und Siebengang-Automaten der Konkurrenz inzwischen doch etwas antiquiert wirkt. Zumal mehr Gänge auch ein wenig helfen könnten, etwas Treibstoff zu sparen. Selbst der Discovery, der potente Kokurrent aus dem Hause Land Rover, lässt sich sparsamer bewegen (bei wesentlich großzügigeren Platzverhältnissen - soviel Seitenhieb muss sein).

Schön wäre es auch, wenn die integrierte Freisprecheinrichtung namens U-Connect endlich, endlich etwas einfacher einzurichten und zu bedienen wäre - es gibt längst logischer aufgebaute Systeme.

Gut ... ... dass nun auch der große Jeep etwas mehr auf Premium macht - dem Preis ist's angemessen. Aber ... ... zu luxuriös wollen wir ihn nicht - Gelände und Schmutz muss er nach wie vertragen. Wir wissen: ein Widerspruch der Wünsche. Also ... ... ist der Grand Cherokee nach wie vor ein prima Geländekraxler und ein entspannter Cruiser - zu einem fairen Preis und dem Versprechen einer 6-Jahre-Sorglos-Garantie.

Jeep Grand Cherokee 3.0 CRD: 160 kW (218 PS); max. Drehmoment: 510 Nm bei 1600-2800 U/min; 0-100 km/h: 9,0 s; Vmax: 200 km/h; CO2: 272 g/km; Testverbrauch: 13,5 l; Grundpreis: 44.890 Euro (Laredo-Ausstattung); 53.990 Euro (Overland-Ausstattung)

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