100 Jahre Suzuki:Gullivers Reisen

Suzuki feiert 100. Geburtstag. Die Marke hat klein angefangen, ist bescheiden geblieben und hat doch die ganze Welt im Fokus. Auch in Deutschland ist sie erfolgreich - nicht zuletzt dank der Abwrackprämie.

S. Viehmann/J. Wolff

Handwerk hat bekanntlich goldenen Boden. Michio Suzuki, 1887 in dem kleinen Küstendorf Hamamatsu geboren, tauchte sofort ein in eine Tradition, die von Textil- und Holzverarbeitung geprägt ist. 1909 gründete der gerade einmal 22-Jährige die "Suzuki Loom Works" - und baute dort Webstühle. Seine Apparate wurden immer ausgefeilter, blieben aber leicht zu bedienen - ein wesentlicher Grund für Suzukis Erfolg. In die Motorenproduktion stieg die Firma erst viel später ein: 1952 kam Suzukis "Power Free" auf den Markt. Es hat einen Zweitakter und ist eigentlich ein Fahrrad mit Hilfsmotor.

100 Jahre Suzuki: Ein Suzuki Minivan aus dem Jahr 1966

Ein Suzuki Minivan aus dem Jahr 1966

(Foto: Foto: Suzuki)

1954 benannt sich das Unternehmen in Suzuki Motor Corporation um und fing an, sich sein Stück vom großen Kuchen des aufstrebenden japanischen Automarktes abzuschneiden. Das erste Modell hieß "Suzulight" und rollte 1955 vom Band. Mit dem Zweizylinder-Wägelchen stieg Suzuki in die "Kei-Car"-Klasse ein, die in Japan bis heute eine wichtige Rolle spielt.

Das Unternehmen trat mit seiner Ausrichtung auf Kleinstwagen in direkte Konkurrenz zu Honda. Die Modelle Suzulight und Fronte bildeten den Grundstock für eine Modellfamilie von Winzlingen. Der Fronte ist ein knuffiger Kleinstwagen, dessen Name ein wenig irreführend ist - er hat nämlich keinen Frontantrieb, sondern einen Heckmotor.

Während in den 60er- und 70er-Jahren auch viele japanische Autos immer größer wurden und sich an europäischen oder amerikanischen Vorbildern orientierten, blieb Suzuki dem Kleinwagen-Segment treu. Die Leistung des 360 Kubikzentimeter-Motörchens im Fronte reichte von 34 bis 37 PS. 1970 trat der Geländewagen LJ10 mit Zweitakt-Motor ebenfalls in der Pygmäen-Klasse an - ein Urahn des Jimny.

Der Start einer Export-Offensive

Parallel zu den Autos bauten die Japaner ihr Motorrad-Angebot weiter aus und feierten Erfolge im Rennsport. Motorräder wie die T500, die GT550 oder die GT750 festigten den ausgezeichneten Ruf der Marke im Zweirad-Segment.

1974 startete Suzuki eine langfristige Export-Offensive. Erfolgsentscheidend war vor allem der 1979 eingeführte Kleinwagen Alto - zunächst befeuert von einem Zweitaktmotor mit 550 Kubik. 1981 kam die Europa-Version des kleinen Viertürers auch nach Deutschland. Am erfolgreichsten war hierzulande die zweite Alto-Generation (27.200 Zulassungen von 1986 bis 1993), die in Japan vom Band lief. Seit der dritten Generation (1995 bis 2001) wird der Wagen in Indien gebaut. Der Alto IV (2002 bis 2006) wurde in Deutschland 13.200 Mal zugelassen.

Der deutsche Markt ist für Suzuki jedoch nur ein Nebenschauplatz. Die Modelle Swift und Alto gehören zu Suzukis "Weltauto"-Strategie, die ganze Kontinente mobilisieren soll.

Während viele Hersteller erst seit einigen Jahren in den zukunftsträchtigen Markt Indien drängen, spielt Suzuki Hase und Igel und kann sagen: "Ich bin schon da". Bereits 1982 gründete das Unternehmen ein Joint-Venture mit einem indischen Autobauer. Heute ist die Maruti Suzuki India Ltd. eine hundertprozentige Suzuki-Tochter und hat in Indien einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. Seit 1982 hat Maruti-Suzuki in seinen beiden Werken mehr als 7,5 Millionen Autos gebaut. Auch die fünfte Alto-Generation kommt aus Indien.

Ein Imagewandel brachte den Erfolg

Heute ist Suzuki Weltmarktführer im Minicar-Segment, viertgrößter Autobauer in Japan und Nummer zwölf weltweit. In Deutschland hatte Suzuki 2008 einen Marktanteil von 1,2 Prozent - fast doppelt soviel wie im Jahr 2000 - und konnte sich mehr als 36.000 Zulassungen auf die Fahnen schreiben.

Mit beigetragen zu dem rasanten Anstieg hat vor allem auch ein radikaler Imagewandel. Suzuki schaffte mit den richtigen Modellen (wie dem Swift oder dem Splash) und einer gekonnten Vermarktungsstrategie binnen weniger Jahre im öffentlichen Bewusstsein den Wechsel vom leicht verschnarchten Hersteller kleiner und billiger Autochen zum Produzenten pfiffiger und trendiger Lifestyle-Flitzer für ein vor allem junges Publikum. Für den sportlich-dynamischen Touch sorgt mit dem Suzuki Rallye Cup eine eigene Rennserie im Rahmen der Deutschen Rallye Meisterschaft. Vor allem Nachwuchsfahrer verdienen sich hier die ersten Sporen.

Trotz der Branchenkrise rechnen die Japaner im Jahr 2009, das die meisten Autohersteller bereits verloren geben, mit einem leichten Zuwachs und hoffen auf 38.000 Zulassungen. Den Löwenanteil soll mit rund einem Drittel der Swift ausmachen, gefolgt vom Splash, SX4, Grand Vitara und dem neuen Alto.

Nicht zuletzt die Abwrackprämie hat dem Kleinwagen-Spezialisten einen kräftigen Schub beschert. Während der Grand Vitara in den ersten Monaten des Jahres Federn lassen musste, stiegen die Verkäufe des Swift und des Jimny rasant an.

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