75 Jahre Peugeot in Deutschland:Kräftiger Löwe

Schicke Limousinen, heiße Rennsemmeln und kleine Stromer: Seit 75 Jahren verkauft Peugeot Automobile in Deutschland. Neuerdings rangiert die Löwenmarke sogar unter den Top Five der Sportwagenanbieter.

Sebastian Viehmann

Die elektrische Revolution kommt auf leisen und ganz bescheidenen Sohlen. 179-mal wurde der Stromer Peugeot Ion in diesem Jahr in Deutschland zugelassen. Ein Verkaufsschlager sieht anders aus.

Trotzdem setzen die Franzosen auf alternative Antriebe. Beim 3008 und 508 soll künftig jedes vierte Modell mit Hybridantrieb verkauft werden. Peugeot will mehr sein als eine Brot-und-Butter-Marke, auch wenn die erfolgreichsten Modelle in Deutschland brave Kleinwagen und Kompaktklässler sind.

Der 207 führt die Verkaufszahlen an, gefolgt vom 308 und 206 Plus. Letzterer verlängert den Erfolg des 206, denn kein Peugeot verkaufte sich in Deutschland jemals besser: Mehr als 450.000 waren es bis 2010.

Seit 75 Jahren exportiert die Löwenmarke Autos nach Deutschland, insgesamt waren es bis jetzt mehr als 3,3 Millionen Stück. 1,2 Millionen davon sind noch auf unseren Straßen unterwegs.

Der erste in Deutschland registrierte Peugeot tuckerte zwar schon 1907 übers Kopfsteinpflaster, der offizielle Import begann aber erst später, nämlich 1936 in Saarbrücken. Die Kraftwagen-Handelsgesellschaft "Kochte & Rech" mietete eine Garage mit Werkstatt, Büros und Tankstelle. Die Verkaufszahlen blieben bescheiden, erst nach dem Zweiten Weltkrieg brummte das Geschäft.

Der 205 kam mit jugendlichem Image

Das erste Nachkriegsmodell war der 203, der in den Inflationswirren des Jahres 1948 eine Million Saarfranken kostete. Der wohl bekannteste Peugeot der frühen Nachkriegsjahre war das Modell 403 von 1955. Die Cabrio-Version ging als Dienstfahrzeug von Inspektor Columbo in die Filmgeschichte ein und fand auch in Deutschland seine Fans. Die fuhren den Wagen gern offen, während der Inspektor das Verdeck seiner Rostlaube fast nie abwarf.

In den sechziger Jahren war dagegen der Peugeot 404 das Aushängeschild der Löwenmarke. Er avancierte mit seinen winzigen Heckflossen zum Straßenkreuzer des kleinen Mannes. Dem 404 folgte 1968 der 504. Die Technik des Wagens konnte sich sehen lassen: Einzelradaufhängung und Scheibenbremsen an allen vier Rädern hatte damals bei weitem nicht jeder.

Es gab den 504 als Limousine, Kombi, Coupé, Cabriolet und in manchen Ländern sogar als Pick-up. Seine besten Jahre hatte er in den Siebzigern. Allein 1975 wurden in Deutschland mehr als 27.000 Exemplare zugelassen, insgesamt waren es von 1968 bis 1985 mehr als 213.000 Stück. In Deutschland war der 504 zudem der erste Peugeot mit geregeltem Katalysator.

Ein großer Erfolg war auch der Peugeot 205. Kaum ein Auto versprühte solch ein jugendliches Image wie der kleine Franzose, der Generationen von Fahranfängern ein täglicher Begleiter wurde. Nicht einmal die labbrige Schaltung oder die tristen Plastik-Wüsten im Innenraum konnten die Liebe zum 205 trüben.

Der Wagen feierte im September 1983 seine Deutschland-Premiere. Sogar in der Golf-Klasse konnte er räubern, denn die Dimensionen des 205 lagen für damalige Verhältnisse irgendwo zwischen Klein- und Kompaktwagen. Sein bestes Jahr hatte er 1991 mit 62.496 Zulassungen.

Beim Design wieder in den Vordergrund gefahren

Der Autohunger der neuen Bundesbürger nach der Wiedervereinigung hatte daran natürlich seinen Anteil. Der Kleinwagen brachte Peugeot zudem ein ganz neues, sportliches Image, denn es gab ihn bald als 205 GTI. Der erste Dreitürer der Modelfamilie hatte zum Markstart einen 1,6 Liter großen Vierzylindermotor mit 105 PS unter der Haube, die bei 6250 Umdrehungen anlagen.

Mit 19.295 D-Mark war der Kraftzwerg freilich nicht billig, ein Golf GTI kostete damals knapp 22.000 Mark. Dank des Leergewichts von 850 Kilogramm beschleunigte der Peugeot in 8,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Der Umgang mit dem starken Fronttriebler erforderte einen sensiblen Gasfuß, besonders bei Nässe: Unsensibel gehandhabt drehten die Antriebsräder noch im dritten Gang durch.

Den Erfolg des hochgezüchteten GTI können heute Autos wie der 207 THP oder 308 THP GTi nicht so recht wiederholen. Doch Peugeot findet sich trotzdem unter den Top Five der deutschen Sportwagenanbieter - und zwar dank des Coupé-Renners RCZ. Von Januar bis Oktober 2011 wurden in Deutschland 2123 Peugeot RCZ zugelassen, damit schlug der schnelle Franzose sogar knapp die Porsche Cayman und Boxster.

Mit Autos wie dem 508 spielte sich Peugeot auch in Sachen Design wieder in den Vordergrund, auch sehenswerte Studien wie der SxC oder HX1 halfen dabei.

Ein kleiner, aber recht hübscher Pfeil im Köcher ist der neue 208. Weil der 207 doch arg groß und schwer geraten ist - wovon auch der Erfolg des 206 Plus zeugt - wird der 208 deutlich abspecken und beim Leergewicht weit unter eine Tonne bleiben. Mit 3,96 Metern ist er zudem etwas kürzer als der 207. Zu sehen ist der Wagen erstmals auf dem Genfer Salon, nach Deutschland kommt er im April 2012.

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