Induktives Laden:Weg mit dem Kabel!

Induktives Laden bei Elektroautos

BMW will sein System für induktives Laden in der heimischen Garage bis 2018 zur Marktreife bringen.

(Foto: BMW Group)
  • Die Absatzzahlen elektrisch angetriebener Autos sind in Deutschland weiter schwach. 2014 wurden gerade einmal 27 435 Hybride und 8522 reine Elektroautos verkauft.
  • Ein Hindernis ist das umständliche Aufladen der Batterien. Um dies zu vereinfachen und beschleunigen, wird induktives Laden ein immer größeres Thema.
  • BMW will E-Autos und Plug-In-Hybride künftig per Bodenplatte in der Garage laden. In Kooperation mit Mercedes soll das Sytem 2018 marktreif sein.
  • Die elektromagnetische Abstrahlung soll geringer sein als bei einem Induktionsherd. Doch bis die Infratsruktur existiert, wird es noch lange dauern.

Von Joachim Becker

Elektromobilität in der Sackgasse: Im vergangenen Jahr wurden lediglich 27 435 Hybride und 8522 Elektro-Pkws in Deutschland zugelassen. Gründe für den Misserfolg sind die geringen elektrischen Reichweiten, das umständliche Nachladen und ein Imageproblem: Elektroautos appellieren zwar an die Vernunft, wecken aber zu wenig Emotionen. Das zeigt die Continental Mobilitätsstudie 2015: Deutlich weniger Autofahrer als noch vor vier Jahren rechnen damit, mittelfristig (vier bis zehn Jahre) ein reines Elektroauto zu nutzen.

Bedroht ist vor allem die Antriebsstrategie der deutschen Marken. In allen Fahrzeugklassen setzen sie auf die PS-starke Kombination von Verbrennungsmotor und Elektroantrieb. "Wenn unsere Modelle keine Resonanz finden, haben wir ein echtes Problem", gesteht Mercedes-Entwicklungsvorstand Thomas Weber. Die niedrigen Emissionen der Zwitterwesen sollen die CO₂-Flottenwerte klar senken.

Teurer Doppelantrieb als überflüssiger Ballast

Plug-in-Hybride müssen ständig nachgeladen werden, da sie derzeit höchstens 50 Kilometer rein elektrisch fahren können. Der Komfortnachteil aller Stromer macht sich hier am deutlichsten bemerkbar. Ohne das nervige Anstöpseln, wird der teure Doppelantrieb zum weitgehend überflüssigen Ballast: "Wir stellen fest, dass bei Plug-in-Hybriden viele Kunden kaum an die Steckdose gehen. Sie nutzen die Möglichkeiten gar nicht aus, weil es lästig ist, das Kabel in die Steckdose zu stecken", gibt Audi-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg zu.

Wie bei elektrischen Zahnbürsten soll induktives Laden den Komfortnachteil wettmachen: "In Zukunft wird das Laden der Fahrzeugbatterien einfacher und komfortabler. Ein magnetisches Wechselfeld zwischen der Bodenplatte in der Garage und den Fahrzeugboden des Fahrzeugs überträgt die elektrische Energie berührungslos, verschleißfrei und benutzerfreundlich", kündigt Elmar Frickenstein, BMW Bereichsleiter Elektrik/Elektronik an. Spätestens 2018 wollen die Münchner das kontaktlose Laden in einer Kooperation mit Mercedes zur Marktreife bringen.

Ein Problem bleibt

Lange galten hohe Energieverluste als größtes Hindernis auf dem Weg zur kabellosen Stromversorgung. Jetzt soll mehr als 90 Prozent der eingesetzten Energie im Auto ankommen. Dabei sorgt ein kamerabasierter Parkassistent für die exakte Positionierung des Fahrzeugs. Auf diese Weise soll sich ein Plug-in-Hybrid wie der BMW i8 in rund zwei Stunden aufladen lassen - ebenso schnell wie per Kabel. Zunächst wird die Ladeleistung 3,3 kW betragen, in einem zweiten Schritt sollen auch reine E-Mobile mit 7,0 kW über Nacht komplett nachgetankt werden. Trotz der hohen elektrischen Leistung soll die elektromagnetische Abstrahlung geringer sein als bei einem Induktionsherd.

Das Problem bleibt jedoch die Infrastruktur: Die Bodenplatten für das induktive Laden müssen zusätzlich zu den konventionellen Ladesäulen installiert werden. Das wird bis weit in das nächste Jahrzehnt dauern.

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