Honda Jazz:Jazz-Session

Kleinwagen? Damit hat Honda einst in den späten sechziger Jahren in Deutschland angefangen. Und heute?

Ulrich Bethscheider-Kieser

Da gab es bis zuletzt noch den Logo, der so unscheinbar ist, dass er auf dem deutschen Markt noch nicht einmal den Status des Mauerblümchens erreichte.

Honda Jazz: undefined

Das soll jetzt anders werden, denn der Jazz schlägt einen neuen Takt an.

Dass ihn mit dem langweiligen Logo nichts mehr verbindet, ist dem Jazz schon auf den ersten Blick anzusehen. Die hoch gezogenen Scheinwerfer geben ihm ein frisches Antlitz, der geschwungene Kühlergrill scheint ein wenig frech zu grinsen - so müssen Kleinwagen heute aussehen; biederer Durchschnittslook ist anderen Fahrzeugklassen vorbehalten.

Die "inneren" Werte

Doch der Jazz will nicht nur optisch auf sich aufmerksam machen, sondern auch durch eigene innere Werte mit bei der Musik sein.

Das hohe Dach und die serienmäßigen fünf Türen lassen üppige Innenraummaße bereits vermuten. Und genau hier liegt die besondere Stärke des kleinen Honda: Auf einer Gesamtlänge von 3,83 Metern - genau ein Zentimeter mehr als der Peugeot 206 - soll er mehr Platz bieten als ein ausgewachsener Vertreter der Golf-Klasse.

Schon der Blick ins Datenblatt unterstreicht dies. 353 Liter Volumen fasst der Kofferraum, wenn die Rücksitze in normaler Position stehen.

Zweiradtauglich

Doch wenn er will, dann ist der Jazz so multifunktional wie ein Van. Selbstverständlich lässt sich die Rückbank umklappen. So passen sogar zwei Fahrräder in den Kleinwagen, wenn ihre Vorderräder demontiert sind. Bleibt eine Hälfte der Rückbank stehen, kann ein Fahrrad diagonal untergebracht werden, ohne dass man auch nur eine Schraube daran lösen müsste.

Der Jazz beweist sogar Umzugsqualitäten: Wenn die Sitzflächen der Rückbank zu den Lehnen hochgeklappt werden, entsteht eine Ladehöhe von 1.280 Millimetern - da fühlt sich sogar eine Yucca-Palme wohl.

Einfach spacig, äh: geräumig

Zu den üppigen Innenraummaßen des Jazz trägt nicht nur die durchdachte Karosseriestruktur bei, sondern auch konsequente Genügsamkeit bei der Gestaltung und den Abmessungen technischer Komponenten.

So ist die neue Verbundlenker-Hinterachse so konstruiert, dass sie im Bereich der Rücksitze nur wenig Platz beansprucht.

Zudem haben die Honda-Ingenieure den Tank des Jazz zentral im Fahrzeugboden unter den Vordersitzen untergebracht. Das kommt nicht nur dem Schwerpunkt zugute, sondern ebenfalls dem Innenraumvolumen. Dies wiederum bekommen besonders die Passagiere im Fond zu spüren: Hier gibt es für Kleinwagen-Verhältnisse üppigen Platz.

Vorne kann sich ebenfalls niemand beklagen. Die Vordersitze bieten einen weiten Verstellbereich, und durch das hohe Dach und die schräg stehende Frontscheibe entsteht für Fahrer und Beifahrer ein angenehmes Raumgefühl.

Das frische Styling setzt sich auch an der Armaturentafel fort. Silbern umrahmte Rundinstrumente und strukturierte, hochwertig wirkende Oberflächen hinterlassen einen positiven Eindruck. Manches erinnert hier ein wenig an den VW Lupo.

Drei Ausstattungsstufen

Schon die Basisversion 1.4i S verfügt serienmäßig über eine elektrische Servolenkung, ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und sogar einen Bremsassistenten. Front- und Seiten-Airbags sind auch schon drin.

Schade nur, dass Honda lediglich einen Motor anbietet. Der i-DSI genannte 1,4-Liter kann sich indes durchaus sehen lassen: Das Leichtmetall-Triebwerk verfügt über eine sequenzielle Doppelzündung und ist 83 PS / 61 kW stark.

Jeder Brennraum besitzt zwei Zündkerzen, die je nach Lastzustand zeitlich verzögert zünden - das soll Leistungsausbeute und Kraftstoffverbrauch verbessern. Honda verspricht einen niedrigen Verbrauch von durchschnittlich nur 5,7 Litern auf 100 Kilometer.

Sportsfreund

Dass sich Honda gerne das Image der Sportlichkeit auf die Fahnen schreibt, bleibt auch im Jazz nicht ohne Folgen. Sein Motor geht durchaus kernig zur Sache, und bei höheren Tempi dringt ein deutliches Brummen an die Ohren der Insassen.

Auch die Fahrwerksabstimmung könnte man wohlwollend als sportlich bezeichnen. Komfortbewussten Insassen ist sie zu straff, und auf Bodenwellen beginnt der Jazz fast ein wenig zu hoppeln.

Das Fünfgang-Schaltgetriebe lässt sich mit seinen kurzen Schaltwegen sehr präzise betätigen. Im Sommer 2002 soll optional noch ein CVT-Automatikgetriebe (1.180 €) angeboten werden, das bei Bedarf mit nicht weniger als sieben Schaltpunkten auch manuell genutzt werden kann.

Durchbruch?

Design und Innenraumkonzept könnten dem Jazz, der seit wenigen Tagen bei den Händlern steht, durchaus zu Erfolg in Deutschland verhelfen - in der japanischen Heimat ist er bereits da. Dort wird der Kleinwagen im Drei-Schichten-Betrieb gefertigt, und die Kunden müssen sieben Monate Wartezeit in Kauf nehmen...

Quelle: autocert.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: