Hintergrund: Autoreifen:Von Kautschuk und Menschen

Viele Reifenhersteller sind heute multinationale Konzerne mit Produktionsstätten, Entwicklungslabors und Teststrecken in aller Welt. Aber alle haben mal klein angefangen. Wer steckt hinter den klangvollen Namen?

Von Sebastian Viehmann

Bridgestone: Der traditionsreiche Hersteller hat seine Ursprünge im Land der aufgehenden Sonne. Der Fabrikant Shojiro Ishibashi begann 1930 in Japan mit der Produktion von Reifen. Der Name Bridgestone ist die wörtliche Übersetzung seines Nachnamens: "Ishibashi" heißt auf japanisch "Steinbrücke" - "Stonebridge" im Englischen. Weil es besser klang, drehte der Japaner die beiden Wortbestandteile einfach um: Bridgestone war geboren.

Conti Sommerreifen Geschichte

Reifenproduktion von anno dazumal - bei Continental in Hannover.

(Foto: Foto: Continental /)

Continental: Im Jahr 1871 wurde die "Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha Compagnie" als Aktiengesellschaft in Hannover gegründet. Los ging es mit Gummiwaren und Massivbereifung für Kutschen und Fahrräder, der erste "Automobil-Luftreifen" (damals noch ohne Profil) verließ die Fabrik 1898.

Der Sohn quengelte - eine Reifenfirma entstand

Dunlop: Im Jahr 1887 hatte der schottische Tierarzt und Erfinder John Boyd Dunlop genug von der ewigen Quengelei seines Sohnes. Dunlops Sprössling nämlich beschwerte sich über den mangelnden Komfort seines Dreirads mit Vollgummireifen auf steinigen Strecken. So konstruierte Papa Dunlop einen luftgefüllten Gummireifen, ließ sich den pneumatischen Reifen für Fahrräder 1888 patentieren und gründete ein Jahr später sein erstes Reifenwerk.

Goodyear: Der amerikanische Chemiker Charles Goodyear (1800-1860) hatte ein echtes Faible für Kautschuk. Sein Anzug, sein Gehstock, sogar ein eigens für ihn angefertigtes Porträt bestanden aus Gummi. Seine entnervte Ehefrau bat ihn, mit seinem rastlosen Erfindungsgeist doch bitte etwas Geld zu verdienen. Goodyear entdeckte 1839 durch einen Zufall das Verfahren der Vulkanisation - er musste einen Versuch mit Gummi und Schwefel vor seiner Frau im Ofen verstecken. Das erhitzte Gemisch machte aus dem spröden und klebrigen Gummi jedoch ein haltbares Material. Den Ruhm des nach ihm benannten Unternehmens, das erst viele Jahre nach seinem Tod gegründet wurde, erlebte Goodyear allerdings nicht mehr.

Von Kautschuk und Menschen

Michelin: Vive la France! Die Brüder Edouard und André Michelin gründeten 1889 ein Unternehmen in Clermont-Ferrand. Als ein Fahrradfahrer in die Fabrik kam, um sich nach einer Reifenpanne helfen zu lassen, hatte Edouard Michelin eine geniale Idee: Warum nicht einen Reifen herstellen, der sich schnell und einfach reparieren lässt? 1891 ließ er sich den ersten demontierbaren Fahrradreifen patentieren, vier Jahre später baute Michelin das erste Automobil, das mit Luftreifen ausgerüstet war. Das legendäre Michelin-Männchen "Bibendum" wurde bald zum unverwechselbaren Markenzeichen der Firma.

Pirelli: Giovanni Battista Pirelli war Mathematiker, Ingenieur und italienischer Freiheitskämpfer. Bei einer Reise durch Deutschland und die Schweiz im Jahr 1870 informierte sich Pirelli über die in Italien damals kaum bekannte Gummiproduktion und gründete kurz darauf in Mailand eine Gummischlauchfabrik. Ende des 19. Jahrhunderts stieg er in den Autoreifen-Markt ein. Den ersten Pirelli-Kalender mit aufreizenden Damen gab es allerdings erst 1967.

Semperit: Der Winterreifenspezialist, der zum Continental-Konzern gehört, begann 1900 im österreichischen Traiskirchen mit der Autoreifenproduktion. Der Name Semperit wurde 1906 aus der Taufe gehoben und setzt sich zusammen aus den lateinischen Worten Semper und It - was soviel heißt wie: Er, sie, es läuft immer.

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