Hintergrund: Autoreifen:Vom Gummischlauch zum Hightech-Reifen

Fahrstabilität, Komfort, wenig Rollwiderstand, perfekter Grip auf nasser und trockener Fahrbahn - die Anforderungen an moderne Autoreifen sind mannigfaltig. Als das Auto noch jung war, hatten die Pneus ein einfacheres Leben.

Von Sebastian Viehmann

Die Anfänge - Die ersten Benz-Motorwagen rollten noch auf hölzernen Speichenrädern, hatten aber immerhin schon Bandagen aus Vollgummi. Die legendäre "Fernfahrt", die Bertha Benz mit den beiden Söhnen Eugen und Richard von Mannheim nach Stuttgart 1888 unternahm, dürfte trotzdem keine komfortable Angelegenheit gewesen sein. Etwas bequemer ging es da schon mit den Luftreifen zu. Sie wurden zuerst von Dunlop für Fahrräder patentiert und waren wenig später auch für Autos zu haben. Continental zum Beispiel baute ab 1898 seine "Pneumatics". Durch Luftreifen wurden hohe Geschwindigkeiten erst möglich. Bald folgten die ersten Profilreifen und die Beimengung von Ruß verlieh den Reifen ihre schwarze Farbe. Cordreifen sowie Niederdruckreifen (mit knapp 3 statt vorher 5 bar) waren weitere Meilensteine in der Pneu-Entwicklung.

Diagonalreifen - Bis Ende der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts hatten die meisten Autos Diagonalreifen. In der Karkasse solcher Reifen befinden sich Cordlagen aus Rayon oder Nylon, die diagonal in einem bestimmten Winkel über den Reifen verlaufen. Von oben betrachtet, ergeben diese Lagen die Form eines X. Je "plattgedrückter" dieses X - also je stumpfer der Winkel, in dem die diagonalen Cordschichten zueinander verlaufen - desto größer ist der Fahrkomfort. Je spitzer der Winkel, desto geringer wird der Komfort - die Fahrstabilität allerdings nimmt zu.

Vom Gummischlauch zum Hightech-Reifen

Radialreifen - Seit den 70er Jahren hat sich der Radialreifen (auch Gürtelreifen) gegenüber dem veralteten Diagonalreifen durchgesetzt. Beim Radialreifen verlaufen die Cordlagen in der Karkasse quer zur Laufrichtung des Reifens - also von einer Wulst zur anderen. Radialreifen ermöglichen unter anderem höhere Laufleistungen, liefern bessere Fahreigenschaften, sind leichter und haben weniger Rollwiderstand. Weil Radialreifen aber bei schnellen Kurvenfahrten die Querkräfte nicht so gut abfedern können, haben sie zur Stabilisierung einen Stahlcordgürtel.

Pannenlaufreifen - Die heutige Technologie macht sogar den Ersatzreifen überflüssig. So gibt es etwa bei Continental den Pannenlaufreifen, auch SSR (Self Supporting Runflat Tyre) genannt. Ein SSR ist sozusagen "unplattbar". Geht herkömmlichen Reifen bei einer Panne die Luft aus, werden die Flanken durch das Fahrzeuggewicht eingedrückt und zerstört. Ein SSR dagegen hat selbsttragende, verstärkte Seitenwände. Auch bei komplettem Druckverlust kann man mit etwa 80 km/h bis zur nächsten Werkstatt weiterfahren. Allerdings müssen Autos, die mit SSRs bestückt werden, ein Reifendruck-Kontrollsystem haben.

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