Harley-Davidson Wohnmobile:Für den gealterten Easy Rider

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Die luxuriösen Heime auf Rädern verbinden Romantik von gestern mit Komfort von heute

(SZ vom 20.05.1995) Rocker, Hells Angels, Easy Riders: Wer sich in den Sechziger Jahren ein Motorrad leisten konnte, für den mußte es schon eine Harley-Davidson sein. Doch die Rocker-Generation hat ausgedient. 'Born to be wild' heißt heute: 'In aller Ruhe über die Straße fahren.' Freiheit und Alltags-Abenteuer sind längst vergessen. Aus den 'Wilden der Sechziger' sind heute Geschäftsleute, Manager, Ärzte und Anwälte mit Bauch geworden, die für sich und ihre Familien ein neues Fahr-Image suchen.

Für sie bedeutet 'Harley' Erfolg, gepaart mit Gelassenheit und Romantik - und auf beides wollen sie auch heute nicht verzichten. Dies führte bei Harley- Davidson in Milwaukee (US-Bundesstaat Wisconsin) zu einer neuen Firmenstrategie. Es entstand in Wakarusa (Bundesstaat Indiana) eine Wohnmobil-Fabrik mit dem schlichten Namen Holiday Rambler (Ferien-Wanderer). Lange hat es gedauert, bis die Marktforscher das Profil der Wohnmobil-Zielgruppe gefunden hatten: die wohlhabende und wachsende Generation der sogenannten Baby-Boomer. Das Potential kann nach Harley-Berechnungen in den nächsten Jahren sage und schreibe zehn Millionen zusätzliche Kunden bringen: Sie werden im Alter zwischen 45 und 65 Jahren sein und verfügen über ein Durchschnittseinkommen von jährlich rund 100 000 Mark und mehr.

Dieser Klientel genügt nicht allein ein starker Motor für ihr Wohnmobil. Der Kunde soll auch unterwegs nicht auf den gewohnten Komfort verzichten müssen, heißt das Motto für den Luxus auf Rädern. Gefragt sind Klimaanlage und vor allem viel Platz für die ganze Familie, der sich bei einigen Modellen dank ausziehbarer Wände leicht um ein paar Quadratmeter vergrößern läßt. Mit 400 PS unter der Haube müssen die Fans allerdings für einen Rambler bis zu einer Viertelmillion Dollar zahlen.

Noch kein großes Geschäft

Bislang hat die Sparte 'Wohnmobile' aber recht wenig zum Gesamtumsatz des Konzerns beigetragen, der 1,2 Milliarden Dollar ausmacht. Im Gegenteil: Die Wohnmobil-Tochter machte 1993 sogar noch Verluste von 200 000 Dollar. Anders im ersten Halbjahr 1994: Der Gewinn liegt bei fast fünf Millionen Dollar. Während der Absatz von Luxusmodellen der A- Klasse im ersten Halbjahr in den Vereinigten Staaten um ein Viertel wuchs, brachten es die Rambler auf fast das Doppelte. Damit liegt man voll im Trend. Harleys (Wohnmobile) fahren stilgerecht der Konkurrenz davon.

Stellplätze werden immer mehr

Bei den Motorrädern hat das Unternehmen in den USA schon jetzt einen Marktanteil von 63 Prozent. Die Chancen stehen gut, daß der Wohnmobil-Markt ebenfalls so rasant wächst, denn Studien prophezeien den Wohnmobilen in den USA eine goldene Zukunft. In Urlaubs- und Nationalparks entstehen immer neue Stellplätze für die Apartments auf Rädern.

Wer sich für die Reisemobile von Harley-Davidson entscheidet, muß aber tief in die Tasche greifen - das billigste Rambler-Modell kostet umgerechnet 110 000, das teuerste rund 400 000 Mark.

Von Egon Morawietz

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