Harley Davidson Heritage Softail Special:Der Weg ist das Ziel

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Ein individuelles Luxus-Motorrad zum Preis von 31 250 Mark

(SZ vom 14.09.1994) Nachname: Harley Davidson, Vorname: FXST, Kosename: Heritage Softail Special. Wer so weit gelesen hat, weiß noch nicht unbedingt, daß es sich hierbei um eine Rarität auf zwei Rädern handelt. Diese Edelausführung der Softail-Reihe ist ein überall längst ausverkauftes Sondermodell, das 1994 in nur 340 Exemplaren ohne jeglichen Rabatt zum Listenpreis von 31 250 Mark abgegeben wurde und über dessen erneute Auflage für das kommende Jahr noch nicht entschieden ist. Wer eine bekam, darf sich angesichts des anhaltenden Harley-Booms wohl glücklich schätzen.

Zwei Zylinder, 108 Millimeter Hub, 1340 Kubikzentimeter Hubraum, 35 kW (48 PS) - die Daten sind bei allen 'großen' Zweizylindermodellen identisch. Sie sind wichtig und Nebensache zugleich. Denn der entscheidende Eindruck der Special wie auch anderer Softail-Modelle ist das Feeling: Das Fahren geht einfach durch den Bauch. Nicht nur, weil alles ständig vibriert, sondern weil nur eine Harley soviel Feeling aufkommen läßt. Tempo, Fahrdynamik, Qualität von Federung oder Bremsen - das sind weitgehend uninteressante Punkte. Mit der Softail Special ist der Weg das Ziel.

Er läßt sich nicht nur atmosphärisch - am schönsten mit Tempo 60 bis 90 bei einer theoretischen Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h -, sondern sogar recht komfortabel zurücklegen, denn Sitzposition, Federung und Dämpfung sind in Ordnung. Die Ausstattung mit Zahnriemenantrieb, Schaltwippe, automatischer Blinkerrückstellung, Warnblinkanlage und hervorragend positionierten Spiegeln ist vollständig. Drehzahlmesser gibt es keinen, doch man vermißt ihn nicht - schließlich fährt man nicht nur des Gefühls wegen, man schaltet auch nach Gefühl. Zu fahren ist die verwegene Komposition aus High-Tech und Nostalgie nicht nur leicht und ohne Heimtücke, es kommt sogar Kurvenspaß auf.

Sitze mit Kuhfell verziert

Ein '300-Kilo-Eisenhaufen' sei dies, sagen Harley-Feinde abschätzig. 300 Kilogramm Genußmittel, so empfinden es die anderen. Auf jeden Fall: Hingeguckt wird, und zwar häufiger und intensiver als auf jeden anderen Motorradtyp, und sei er sogar noch teurer. Auf die mit Kuhfell verzierten Sitze und Satteltaschen fallen bewundernde Blicke, auf die Weißwandreifen, auf die weiß-silbermetallic-farbene Lackierung und auf den chromstrotzenden Zweizylinder mit seinem kreisrunden Luftfilterdeckel. Gut 100 Mark pro Kilogramm stellt Harley Davidson dafür in Rechnung - viel zuviel für die meisten Motorradfahrer.

Gut so, sagen die Freaks, sonnen sich in ihrer Exklusivität und manipulieren den mittlerweile fast nicht mehr vorhandenen 'Sound' wieder hervor - was man durchaus nachvollziehen könnte, wenn man dürfte.

Von Ulf Böhringer

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