Hacker in der Luft:Skyjacking

Sind Drohnen ein Sicherheitsrisiko? Noch haben die Flieger der feindlichen Übernahme durch Hacker wenig entgegenzusetzen.

Von Joachim Becker

Almen, Kühe und ein Sky Port: Reit im Winkl war bisher als Technologiestandort nicht sonderlich aufgefallen. Das hat sich in diesem Frühjahr geändert, als eine 70 km/h schnelle Paketdrohne von einer speziell entwickelten DHL-Packstation aufstieg. Bis zu zwei Kilogramm Nutzlast flog das unbemannte Fluggerät auf die Winklmoosalm. Acht Minuten brauchten Medikamente oder Sportartikel vom Tal bis zur Alm auf 1200 Meter Höhe. Ein Lieferwagen hätte für die Acht-Kilometer-Stecke im Winter mehr als 30 Minuten gebraucht. "Wir sind weltweit die ersten, die eine Transportdrohne für einen Endkundenzugang einsetzen können", sagt Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Post, eCommerce, Parcel der Deutschen Post DHL Group, "mit dieser Kombination aus voll automatisierter Be- und Entladung des Fluggeräts, erweiterter Flugdistanz und Traglast haben wir alle Verbesserungen erreicht, um diese Lieferoption langfristig auch im urbanen Raum zu erproben." Kommen Post und Päckchen also künftig im Flug?

Drohnen als Sicherheitsriskio? Die Flieger sind leicht zu hacken

Interessant an dem dreimonatigen DHL-Testprogramm war der hohe Automatisierungsgrad: Das Fluggerät mit Kippflügeln holte sich die Ladung selbst aus den gesicherten Packstationen (Sky Ports) und legte sie am Zielort wieder darin ab, um einen Diebstahl zu vermeiden. Die Testflüge wurden zwar von einer Leitstelle überwacht, prinzipiell soll sich der Schwenkflügler aber selbständig zurechtfinden. Gleitschirm- und Drachenflieger empfinden die Drohnen ohnehin als Bedrohung: Gerade in schwach besiedelten Bergregionen könne es zu Kollisionen kommen, warnen sie.

Mit Drohnen als Sicherheitsrisiko beschäftigen sich auch Firmen aus dem Umfeld der Autoindustrie. "Um außerhalb des Sichtfelds zu fliegen, brauchen Flugzeuge ein Anti-Kollisionssystem, das in einem Airbus rund zehn Kilogramm wiegt - das ist natürlich zu schwer für eine Drohne", erklärt NXP-Chefentwickler Lars Reger, "für den Automobilbereich haben wir radarbasierte Abstandswarner entwickelt, die nur wenige Gramm wiegen." Als weltweit größter Hersteller von Krypto-Chips arbeitet NXP auch an Verschlüsselungsverfahren für die sichere Kommunikation zwischen Drohnen und den Leitstellen der Luftämter. "Ähnlich wie bei der Vernetzung zwischen Fahrzeugen untereinander und mit der Infrastruktur brauchen wir sichere Datenverbindungen, die auch bei hohen Geschwindigkeiten funktionieren", so Reger, "dabei müssen sich die Sender zuverlässig authentifizieren. Ein solches digitales Nummernschild ist auch bei Drohnen nötig. Etwa um den Halter im Falle eines Absturzes ausfindig machen zu können."

Prognosen für den künftigen Drohnen-Absatz schießen durch die Decke. Wenn Schwärme der Kleinhubschrauber in wenigen Jahren durch den Luftraum schwirren werden, muss nicht nur die Interaktion untereinander und mit einer Leitstelle zuverlässig klappen. Auch die Gefahr von Hackerangriffen wird immer realistischer. Einer solchen feindlichen Übernahme haben die Flieger bisher wenig entgegenzusetzen.

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