Gotthard-Basistunnel:Durchstich im längsten Tunnel der Welt

Nach 15 Jahren ist es geschafft: Die Bohrung des 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnels wird beendet - 13 Millionen Kubikmeter Gestein wurden dann auf der "Jahrhundert-Baustelle" beiseite geschafft.

Nur noch ein paar Gesteinsbrocken, dann ist es geschafft: Wenn am Freitag eine gigantische Bohrmaschine die letzten von insgesamt 13 Millionen Kubikmetern Gestein im Gotthard-Basistunnel aus dem Weg räumt, rücken der Norden und der Süden des europäischen Kontinents mehr als 2000 Meter unter den Schweizer Alpen näher zusammen.

Bis allerdings tatsächlich Hochgeschwindigkeitszüge durch die zwei Röhren unter den Bergen rasen, dauert es noch bis zum Jahr 2017. Um eine Stunde wird sich den Planern zufolge die Fahrtzeit von Zürich ins norditalienische Mailand verkürzen, wenn der Tunnel in rund sieben Jahren in Betrieb genommen wird.

Bis zu 300 Züge sollen dann täglich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern durch die beiden Röhren schnellen. Durch den bereits 1882 eingeweihten und nur 15 Kilometer langen Gotthard-Scheiteltunnel bewegt sich nur ein Bruchteil davon - mit einer wesentlich geringeren Geschwindigkeit.

57 Kilometer wird der Gotthard-Basistunnel nach seiner Fertigstellung messen. Damit überragt das Mammut-Bauwerk den 53,8 Kilometer langen Seikan-Eisenbahntunnel zwischen den japanischen Hauptinseln Honshu und Hokkaido und den mit 24,5 Kilometern weltweit längsten Straßentunnel bei Laerdal in Norwegen deutlich.

Seit rund 15 Jahren werden für die "Jahrhundert-Baustelle", wie Schweizer Medien das Projekt getauft haben, Bohrköpfe mit einem Durchmesser von 9,5 Metern durch das Gebirge getrieben. Acht von insgesamt rund 2500 Arbeitern ließen dabei bislang ihr Leben.

Die Kosten? Rund 15 Milliarden Euro ...

Vor allem die wichtige transalpine Transportroute zwischen Deutschland und Italien soll durch den Gotthard-Basistunnel entlastet werden - ein Vorhaben, von dem sich die Schweizer vor allem auch positive Auswirkungen auf die Umwelt erhoffen: "Der Gotthard-Basistunnel ist ein Meilenstein auf dem Weg, mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene bringen", sagt der Direktor des eidgenössischen Bundesamtes für Verkehr, Peter Füglistaler.

Obwohl das Rekord-Projekt, das bislang rund zehn Millarden Franken (umgerechnet rund 7,5 Milliarden Euro) gekostet hat und insgesamt fast 19 Milliarden Franken kosten soll, ein rein schweizerisches ist, blickt auch die Europäische Union der Fertigstellung der unterirdischen Eisenbahntrasse mit großen Erwartungen entgegen.

Die Verkehrsminister der Staatengemeinschaft wollen den feierlichen Durchstich am Freitag bei einem Treffen in Luxemburg gemeinsam über eine Live-Übertragung verfolgen. EU-Verkehrskommissar Siim Kallas bezeichnete den Basistunnel bereits als "außergewöhnliches Projekt".

Als die Schweizer sich im Jahr 1994 in einem Volksentscheid dafür aussprachen, den gesamten ausländischen Güterverkehr durch die Alpen auf die Schiene zu verlagern und damit die unter dem transalpinen Schwerverkehr ächzenden Straßen der Eidgenossenschaft zu entlasten, sorgte dies bei den europäischen Nachbarn noch für Irritationen. Mittlerweile planen jedoch auch Österreich, Frankreich und Italien zwei ähnliche Tunnelbauten im Osten und im Westen der Alpen.

"Die Europäische Union hat große Schritte in unsere Richtung gemacht", sagt der schweizerische Verkehrsminister Moritz Leuenberger. Wohl auch als Zeichen dafür, dass der Kontinent näher zusammenrückt, überreichte der Minister seinen EU-Kollegen im vergangenen Monat sieben Jahre vor Vollendung des Bauprojekts schon einmal Tickets - für Fahrten mit der Eisenbahn durch den längsten Tunnel der Welt.

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