Gokart mit Düsenantrieb:"Es ist ein Monster"

Colin Furze ist das Paradebeispiel eines wahnsinnigen Erfinders. Er entwickelt rasende Mülltonnen, Rollatoren und Kloschüsseln. Sein neuestes Projekt: ein Gokart mit Düsenantrieb.

Von Felix Reek

Schon nach ein paar Sekunden im Video ist klar: Colin Furze ist nicht wie andere Männer in den Dreißigern. Die Karriere machen, vernünftig sein, eine Familie gründen wollen. Furze ist noch immer ein kleiner Junge. Und er ist wahnsinnig. Immer wieder brüllt er "Oh Yeah!", die Kamera fährt an riesigen Rohren vorbei, bis er schließlich in seine neueste Erfindung steigt: ein Kart mit Jet-Antrieb. Flammen schießen aus den Rohren und der Engländer beschleunigt. Er schüttelt wie irre die Faust, schreit, doch zu verstehen ist er nicht. Sein Jet-Kart ist so laut, dass nichts außer dem Brüllen der Düsen zu hören ist. An Ende erreicht er eine Geschwindigkeit von 61 Meilen in der Stunde, etwa 98 km/h, gemessen von seinem iPhone, das er mit Klebeband auf dem Lenker befestigt hat. Er selbst erklärt kurz danach, dass es auch noch schneller gehen würde. Aber das Rollfeld des Segelflugplatzes sei einfach zu kurz.

Für Colin Furze ist das ein Tag wie jeder andere. Eigentlich ist der 36-Jährige Klempner in Stamford, Großbritannien. Doch vor ein paar Jahren kam der passionierte BMXer auf die Idee, sich eine eigene Arena zu bauen, im Stil der Kirmesmotorradfahrer. Aus alten Holzpaletten schraubte er seine ovale "Wall Of Death" zusammen, in der er mit seinem Moped im rechten Winkel zum Boden seine halsbrecherischen Runden drehte. Die Aktion legte den Grundstein für seine Karriere als YouTube-Star. 1,4 Millionen Menschen sahen sich das Video seiner Fahrt auf der "Wall Of Death" seit 2008 an.

Colin Furze bei der Fahrt in seinem Jet Kart

Das Jet Kart von Colin Furze ist so laut, dass man nicht einmal das Freudengeheul seines Erfinders hört.

(Foto: Colin Furze)

Vier Einträge im Guinness-Buch der Rekorde

Über die Jahre war Furze dabei so erfolgreich, dass er den Klempner-Job aufgeben und sich nur noch seinen Erfindungen widmen konnte. Einen wirklichen Sinn macht keine von ihnen. Mittlerweile hält er vier Guinness-Rekorde, für das größte Feuer (1400 qm), das längste Motorrad (14,03 Meter), den schnellsten Rollator (115,21 km/h) und den schnellsten Kinderwagen (86 km/h). Hinzu kommen noch unzählige andere Ideen. Etwa eine fernsteuerbare Mülltonne, eine rasend schnelle Kloschüssel und zwei Handschuhe mit den Klauen des Comic-Helden Wolverine. Vollkommen ungefährlich sind seine Ideen nicht: 2010 verhaftete die Polizei Furze, weil sein Flammenwerferroller gegen das britische Waffengesetz verstieß.

Das Jet-Kart ist seine neueste Erfindung. In zwei Videos sieht man ihn bei der Entwicklung des Gefährts, wie er die gewaltigen Rohre des Antriebs in seine kleine Werkstatt schleppt und die Tür offen lassen muss, weil das vermeintliche Spielzeugauto sonst nicht hineinpassen würde. "Es ist ein Monster", sagt er dazu. Furze hat alles selbst entwickelt, das Kart um anderthalb Meter verlängert, ein Kontrollsystem für Gas oder Diesel installiert, welche wahlweise das Gefährt antreiben und einen Knopf installiert, der den Treibstoff entzündet.

Der Düsenantrieb des Jet Kart glüht bei Nacht.

Ungefährlich ist der Düsenantrieb nicht. Er glüht vor Hitze.

(Foto: Colin Furze)

Dass auch dieses Geschoss alles andere als ungefährlich ist, zeigt eine Sequenz des Jet-Karts bei Nacht: Die Antriebsrohre glühen vor Hitze. Und Furze sitzt nur wenige Zentimeter vor ihnen in Hemd und Krawatte, seit seinem ersten Video die offizielle Arbeitskleidung für die halsbrecherischen Aktionen. Aufhören will er trotzdem nicht. Je erfolgreicher er bei YouTube ist, desto mehr Leute sprechen ihn an und geben ihm "Zeug", wie er erklärt. Damit er noch verrücktere Sachen baut. "Es gibt immer etwas zu tun", so Furze. "Und es gibt immer etwas, was man noch besser machen kann."

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