Genf 2010: VW Sharan:Abgang, Auftritt

Der VW Sharan ist eines der ältesten Autos auf dem deutschen Markt: Vor rund 15 Jahren läutete er den Van-Trend in Deutschland ein. Jetzt kommt endlich der neue. Erste Bilder, erste Fakten

Die Zeit für große Vans scheint vorbei zu sein. Renault hadert mit dem Nachfolger des Urgesteins Espace und auch der Chrysler Voyager ist vom einstigen Familienliebling zum Nebendarsteller geworden. Die Euro-Vans von Fiat, Lancia, Peugeot und Citroën führen ein Schattendasein und auch andere Konkurrenten positionieren ihre Familienvans lieber ein bis zwei Klassen tiefer als bisher.

Der VW Sharan war bislang kein Einzelkämpfer. Die unklare Marktlage und fehlende Produktionskapazitäten brachten es mit sich, dass Ford, Seat und Volkswagen beim Familienvan-Projekt Anfang der neunziger Jahre miteinander ins Bett gingen und mit Galaxy, Alhambra und Sharan drei nahezu identische Fahrzeuge auf den Markt brachten. Sie unterschieden sich nur durch Markenlogos, Lichteinheiten und ihren Kühlergrill.

Die ungewöhnliche Zusammenarbeit war fruchtbar und aufgrund der überschaubaren Modellpflege-Maßnahmen auch überaus ertragreich. Ford stieg dann als Erster aus und präsentiert mit dem Van-Doppel aus Galaxy und S-Max eine eigene Linie. Mit großer Verspätung schickt VW auf dem Genfer Salon einen Nachfolger des Sharan ins Rennen.

Der Druck, den erfolgreichen Siebensitzer vom Markt zu nehmen, heilt sich jahrelang in engen Grenzen. Der alte Van lief trotz der überlangen Produktionszeit prächtig, der Ertrag war groß und wer es moderner wollte, konnte innerhalb des eigenen Hauses immer noch zum VW Touran greifen.

Wenig auffälliges Design

Jetzt ist die Ära des ersten Sharan vorbei. Abgesehen vom Namen verbindet das neue Modell nichts mit seinem Vorgänger - außer den beiden Sonnenblenden. Der Sharan II ist mit einer Länge von 4,85 Metern um rund 22 Zentimeter gewachsen, hat praktische Schiebetüren und überraschenderweise einen deutlich kleineren Laderaum. Kein Wunder: Schließlich lassen sich die Sitze in der zweiten und dritten Reihe mit dem "Easy Fold System" nunmehr spurlos im Boden versenken und müssen nicht mehr ausgebaut werden. Das kostet Platz im Innenraum, ist aber deutlich praktischer als die ausgebauten Sitze in der Garage zu lagern.

Das Design des VW Sharan bringt klassen- und kundenbedingt wenig Überraschungen. Es ist eine wenig auffällige Mischung aus VW Touran und Opel Zafira. Die Front präsentiert sich im aktuellen Markengesicht der Wolfsburger. Von der Seite fallen die üppig dimensionierte Schiebetür und der 2,92 Meter lange Radstand auf.

Der Sharan ist mit 1,90 Metern knapp zehn Zentimeter breiter als bisher. Praktisch ist die mit 67 Zentimetern überaus niedrige Ladekante und die optional erhältliche elektrische Heckklappe, die man in der Vanklasse bei vielen Konkurrenten vermisste. Beim Topmodell Highline lassen sich standesgemäß auch die Schiebetüren elektrisch bedienen. Die bis zu 33 praktischen Ablagen im Innenraum des Sharan sind nicht neu. Dafür ist der Wolfsburger nunmehr in drei Grundkonfigurationen mit fünf, sechs und sieben Sitzplätzen zu bekommen.

Die Einzelsitze der zweiten und dritten Reihe lassen sich mit wenigen Handgriffen komplett im Boden versenken. Wie die Vordersitze sind auch die Fondsitze der zweiten Sitzreihe längs und um 20 Grad in der Lehnenneigung einstellbar. Für lange Reisen sind die Sitze in der zweiten Reihe zudem um bis zu 16 Zentimeter in der Länge zu verschieben. Für das Erklettern der dritten Reihe fahren die äußeren Fondsitze leicht nach vorn. Zudem helfen die großen Schiebetüren, dass auch Erwachsene die letzte Reihe entern können. Wer alle hinteren Sitze versenkt, verfügt über eine 2,10 Meter lange Ladefläche mit einem Stauvolumen von 2297 Litern.

Sparsamster Van in seinem Segment

Cockpit, Fahrwerk und Motoren kennt man weitgehend von anderen VW-Modellen. So ist der neue Sharan zum Marktstart mit vier Triebwerken zu bekommen. Die beiden Benziner leisten 150 und 200 PS; die Common-Rail-Diesel sind 140 und 170 PS stark. Bis zu einer Leistung von 170 PS ist der Sharan mit Start-Stopp-System und einem regenerativem Bremssystem für geringere Verbräuche ausgestattet.

Der 192 km/h schnelle Basisdiesel mit 103 kW / 140 PS soll mit seinem Verbrauch von 5,5 Litern auf 100 Kilometern der derzeit sparsamste Van in seinem Segment sein. Die 70 Liter des Tanks reichen so theoretisch rund 1300 Kilometer weit.

Alle Triebwerke können mit einem Doppelkupplungsgetriebe DSG kombiniert werden. Beim 200 PS starken Topmodell ist das automatisierte Schaltgetriebe serienmäßig. Zur Serienausstattung aIler Modelle gehören unter anderem sieben Airbags, ESP, ABS, Reifenkontrollanzeige, elektrische Parkbremse, Klimaanlage, Soundsystem und Berganfahrassistent.

Der in den drei Ausstattungsvarianten Trendline, Comfortline und Highline erhältliche VW Sharan kommt im Herbst in den Handel

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