Frauscher 600 Riviera HP:Die Sonne im Tank

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Bei der Frauscher-Werft lief das weltweit erste serienreife Motorboot mit Brennstoffzellenantrieb vom Stapel.

Tobias Opitz

Die Diskussion flammt immer wieder auf und wird in jedem Sommer aufs Neue mit Inbrunst geführt: Konventionelle Motorboote sind vielen Anwohnern an Flüssen oder Seen zu laut, die Abgase ein Ärgernis. Auf vielen Gewässern haben die Behörden aus Gründen des Umweltschutzes bereits gehandelt und ein totales Fahrverbot für die schnellen Boote mit Verbrennungsmotor verhängt. Die Alternative sind Elektroboote, deren Batterien an der Steckdose aufgetankt werden müssen; aber auch hier ist die Ökobilanz wegen der Stromerzeugung in Kraftwerken nicht restlos im Reinen. Die Frauscher-Werft im österreichischen Gmunden am Traunsee hat nun einen absolut sauberen Antrieb vorgestellt - das weltweit erste serienreife wasserstoffbetriebene Elektroboot.

Frauscher 600 Riviera HP: das weltweit erste Boot mit Brennstoffzellantrieb (Foto: Foto: Frauscher)

Das Herz der sechs Meter langen Frauscher 600 Riviera HP ist eine von Fronius entwickelte Brennstoffzelle - ein elektrochemischer Stromerzeuger, in dem Wasserstoff oxidiert und in Energie umgesetzt wird. Damit wird dann ein vier Kilowatt starker Elektromotor angetrieben, der für fünf Knoten, rund neun km/h, gut ist. Das System arbeitet völlig emissionsfrei - aus dem Rohr am Heck, bei konventionellen Booten der Auspuff, tröpfelt reines Wasser. Und an Bord ist außer leisem Surren nichts zu hören.

Das von dem renommierten Yachtdesigner Georg Nissen gezeichnete Boot ist Baustein einer Zusammenarbeit, die unter dem Titel "Zukunftsprojekt Wasserstoff" läuft. Denn die Unternehmen Frauscher, Fronius und Bitter hatten sich zum Ziel gesetzt, den Umweltschutz bereits bei der Produktion des Wasserstoffs beginnen zu lassen. So soll in der Praxis eine Photovoltaikanlage Sonnenlicht in elektrische Energie umsetzen. Diese betreibt einen sogenannten Elektrolyseur, der Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff spaltet; letzterer wird gespeichert und in der Brennstoffzelle wieder in Energie umgewandelt. Michael Schubert, Ingenieur bei Fronius: "Ziel war es, den Umweltgedanken konsequent bis zu Ende zu denken."

Frauscher 600 Riviera HP
:Die Sonne im Tank

Bei der Frauscher-Werft lief das weltweit erste serienreife Motorboot mit Brennstoffzellenantrieb vom Stapel.

Aber auch bei der Betankung geht man an Bord der Frauscher 600 Riviera neue Wege. Der Projektpartner Bitter entwickelte ein Tanksystem, das Wasserstoff gefüllte Wechselkartuschen einsetzt. Diese 28 Kilo schweren Behälter, ähnlich einer Gasflasche, können innerhalb von Minuten mit ein paar Handgriffen an Bord des Bootes getauscht werden. Der Tankinhalt wird umgewandelt in rund elf Kilowattstunden elektrische Energie und reicht mit einer Batterie, durch die Leistungsspitzen abgefangen werden, für vier Stunden Bootsvergnügen bei Volllast und gleichbleibender Fahrleistung - eine Verdoppelung der Fahrtdauer gegenüber dem Betrieb mit bisher eingesetzten Batterien.

Für Frauscher und die Partner ist die Entwicklung des Brennstoffzellen-Bootes eine Investition in die Zukunft. "Immerhin sind wir weltweit die ersten, die das anbieten können", so Werftchef Stefan Frauscher. Man rechnet aber weniger damit, dass sich eine Vielzahl von Privatkunden begeistern lassen wird - das Problem ist die Wasserstoff-Infrastruktur. Und mit fast 150.000 Euro plus Mehrwertsteuer ist das Boot auch nicht eben ein Schnäppchen.

Deshalb setzt man am Traunsee verstärkt darauf, auf Dauer Bootsverleiher oder am Wasser gelegene Hotels als Kunden zu gewinnen. An solchen Standorten könnten dann Photovoltaik-Anlage, Wasserstoffspeicher und -tankstelle sowie die Station zum Tausch der Wechselkartuschen zentral aufgebaut werden, um gleich eine ganze Flotte von Elektrobooten zu versorgen.

© SZ vom 18.5.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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