Ford Fiesta 1.4:Die Fiesta geht weiter

Der Kleinwagen aus Köln bringt viele gute Qualitäten mit.

Ulrich Bethscheider-Kieser

Nach zwölf Jahren startet Ford endlich die neue Generation des Fiesta.

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(Foto: Foto: Ford)

Es ist einer der Lieblingssprüche der Großmutter, wenn sie nach einiger Zeit ihren Enkel wieder trifft. "Wie bist Du aber groß geworden", heißt es dann meistens.

Träte der Ford Fiesta jetzt vor seine Großmutter, bekäme er wohl Ähnliches zu hören. Vor einem Vierteljahrhundert erblickte der Kölsche Kleinwagen das Licht der Autowelt, und aus dem ehemaligen Kleinwagen ist nach 25 Jahren ein "erwachsenes" Auto geworden.

Stolze 3,92 Meter lang ist der Fiesta der jüngsten Generation, die vom ersten Mai-Wochenende an bei den Händlern mit der blauen Pflaume zu erwerben ist.

Gegenüber der vergangenen, lange zehn Jahre gebauten Modellreihe hat der neue Fiesta um neun Zentimeter zugelegt. Das stattliche Format zeigt sich auch an der Höhe der Karosserie, die vom Scheitel bis zur Sohle 1,46 Meter misst.

Sein Format lässt der neue Fiesta auch im Design erkennen

Breite Radläufe, kurze Überhänge und ein massiv wirkendes Heck machen deutlich: Hier steht einer, der was geworden ist.

Auch im Inneren setzt sich der positive Eindruck fort. Gestalterische Kapriolen wie beim Focus gehören nun der Vergangenheit an. Statt wilder Kurven und Schwüngen herrscht an der Armaturentafel nüchterne Sachlichkeit. Und das ist gut so.

Hier findet sich jeder auf Anhieb zurecht, alle Bedienhebel und Knöpfe liegen griffgünstig in Reichweite. Die Instrumente lassen sich gut ablesen, einzig die im kleinen Display innerhalb des Drehzahlmessers untergebrachte Anzeige der Kühlwassertemperatur ist viel zu mickrig ausgefallen.

Dafür hält der Fahrer ein mit Leder überzogenes Lenkrad in den Händen. Wie schön, dass es so ein angenehmes Ausstattungsdetail auch mal bei einem Kleinwagen gibt, und das sogar ohne Aufpreis.

Spaßvolles Schalten

Die nächste Überraschung hält der Griff zum Schalthebel parat. Dieser ist deutlich länger und somit höher platziert als bei sehr vielen anderen Autos. Schon nach wenigen Schaltvorgängen lernt der Fiesta-Fahrer dies als Vorteil zu schätzen, zumal die Schaltwege kurz sind und die Gangwechsel recht präzise erfolgen.

Wie genau der Schalthebel im Fiesta zu sitzen hat, erkundeten die Ford-Ingenieure bei einer Art Blinde-Kuh-Spiel. Sie setzten Testpersonen mit verbundenen Augen ans Steuer und fragten sie, an welcher Stelle sie den Schalthebel vermuteten. Die meisten griffen dorthin, wo man jetzt im Fiesta tatsächlich schalten darf.

Dass die Sitzposition ebenfalls etwas höher angesiedelt ist, geschah mit Rücksicht auf den hohen Anteil weiblicher Kunden, den der Fiesta traditionell hat. Frauen sitzen beim Autofahren Umfragen zufolge gerne etwas höher als die Herren Lenker.

Man sitzt auch bequem

Die Sitze bieten ordentlichen Seitenhalt und genügend Auflagefläche für die Oberschenkel. Und wer sich im Fond des vorerst nur fünftürig angebotenen Fiestas niederlässt, wundert sich über das großzügige Raumangebot. Dank der Karosseriehöhe halten es hier auch groß gewachsene Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg gut aus.

Überhaupt: Die gesamte Verarbeitung des Fiesta wirkt sowohl außen wie auch innen hochwertig. Das Gefühl, in einem einfachen Kleinwagen zu sitzen, will in diesem Fahrzeug überhaupt nicht aufkommen. Im Gegenteil, dies ist ein Auto für den Alltag nicht nur innerhalb der Stadt.

Die von autocert.de gefahrene 1,4-Liter-Variante mit 80 PS / 59 kW lässt zwar an Spritzigkeit etwas zu wünschen übrig, macht aber insgesamt einen ausgewogenen Eindruck. Mit diesem Motor lässt es sich prima leben, auch wenn der Vierzylinder bei höheren Drehzahlen ein leicht brummiges Lied anstimmt.

Grund zur Freude bietet das Fahrwerk

Nachdem sich die Ford-Ingenieure vor allem die Fahrdynamik auf die blauen Fahnen geschrieben und dieses Ansinnen beim Focus bereits eindrucksvoll umgesetzt haben, zeigt sich jetzt auch der Fiesta von der besonders agilen Seite.

Auf die Befehle der leichtgängigen Lenkung reagiert er direkt und liefert präzise Rückmeldungen von der Straße. So lässt sich der Fiesta flott um die Kurven zirkeln und liefert dabei eine Menge Fahrspaß. Lästiges Schieben über die Vorderräder zögert er lange hinaus und folgt stattdessen brav dem eingeschlagenen Lenkwinkel.

Einziger Wermutstropfen: Das Anti-Schleuder-Programm ESP ist zum Marktstart noch nicht lieferbar und wird im Laufe des Jahres nachgereicht. Weil Ford den Fiesta früher als geplant ins Rennen schickt, ist die Feinabstimmung des ESP nicht völlig abgeschlossen. Doch keine Sorge: Auch ohne die elektronische Fahrhilfe ist der Fiesta sicher und sein Fahrer sorgenfrei unterwegs.

Die fahrdynamischen Qualitäten des neuen Modells schränken den Fahrkomfort etwas ein, doch das straff abgestimmte Fahrwerk spannt die Insassen keineswegs auf die Folter.

Das gilt eher für den Kupplungsfuß des Fahrers, dessen Ruheraum durch das linke vordere Radhaus deutlich eingeschränkt ist. Hier fehlt einfach eine bequeme Fußstütze.

Was beim Fiesta ebenfalls fehlt, ist die geteilte Rückbank. Zwar lässt sich die Lehne im Verhältnis 40:60 sogar mit den drei rückwärtigen Kopfstützen umklappen, die Sitzfläche selber aber nur als Ganzes.

Aber selbst erwachsen gewordene Burschen haben zwar meist an Größe gewonnen, sind aber deswegen keineswegs immer absolut perfekt.

Quelle: autocert.de

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