Fiat Dobló:Italienischer Doppelpack

Mit zwei seitlichen Schiebetüren und zum Preis von 23 500 Mark

(SZ vom 20.01.2001) Nicht immer gilt das geflügelte Wort vom Leben, das den bestraft, der zu spät kommt. Fiat beispielsweise hat einen Nutzen daraus gezogen, sein Modell Dobló erst jetzt vorzustellen. Der Dobló soll - wie der Name andeutet - eigentlich zwei Autos in einem sein. Die Männer von den Stadtwerken oder von der Telekom kommen mit dem Transporter Dobló Cargo. Mit dem anderen, der nur Dobló heißt, transportieren Familien Kinder samt Wagen und Spielzeug oder den Wocheneinkauf aus dem Supermarkt.

Solch ein Auto muss so kompakt wie möglich sein, kann andererseits aber gar nicht genug Platz bieten. Fiat hat hierfür extra eine eigene Plattform konstruiert, eine Bodengruppe mit langem Radstand, breiter Spur und - ganz wichtig - einem tief liegenden glatten Boden von den Pedalen bis zur Hecktür. Im Dobló Cargo hat die Hecktür zwei unterschiedlich breite Flügel, die getrennt geöffnet werden können. In der Familienversion Dobló schwingt eine über die gesamte Wagenbreite reichende Klappe hoch auf. Die Ladekante liegt nur 53 Zentimeter über dem Boden. Der Raum zwischen den sehr niedrigen Radkästen ist 1,20 Meter breit und schluckt unter der Abdeckung auf Höhe der Gürtellinie immerhin 750 Liter.

Davor steht die Fondsitzreihe, gebildet aus einer Doppelsitzbank und einem Einzelsitz, die einzeln oder gemeinsam umgeklappt werden können. Von außen gelangt man durch zwei 68 Zentimeter breite Schiebetüren, die leicht und leise schließen, bequem in den Fond. Auch der mittlere Fondpassagier ist mit einem Dreipunktgurt gesichert. Isofix-Befestigungen für Kindersitze gibt es allerdings nicht. Der Platz hinten ist auch für Erwachsene ausreichend, wenngleich er bei der Gesamtlänge des Wagens von 4,16 Metern nicht üppig ausfallen kann. Obwohl die hinteren Sitze wegen der besseren Aussicht höher eingebaut sind als die vorderen, rühmen selbst Sitzriesen den großzügig bemessenen Luftraum über dem Scheitel. Kein Wunder, zählt doch der Dobló mit 1,80 Meter Höhe (Dobló Cargo 1,82 Meter) zu den größeren Italienern. Allzu breitschultrig sollten die Insassen jedoch nicht sein. Fahrer und Beifahrer sitzen etwas niedriger, aber immer noch deutlich höher als in einem normalen Pkw. Diese Position dient wegen der besseren Übersicht auch der Verkehrssicherheit. Die Sitze sind vielfältig einstellbar, aber nicht besonders bequem. In Kurven bieten sie zu wenig Seitenhalt, was den Beifahrer zum Haltegriff unter dem Dach fassen lässt.

Den Sitzen merkt man an, dass am Dobló gespart wurde. So sind beispielsweise die Bezugsstoffe zwar farbig, aber nicht besonders hochwertig. Im Inneren ist viel Kunststoff zu sehen und viel lackiertes Blech. Allerdings haben es die Designer verstanden, beides so erscheinen zu lassen, dass ein gewisser Anflug von Pfiffigkeit aufkommt. Ein Dobló ist eben ein Kompromiss aus Nutzfahrzeug und Pkw, wobei private Nutzer keine allzu großen Zugeständnisse machen müssen. So bewegt der Fahrer den Fronttriebler mit einer zielgenauen, sehr direkten Servolenkung ohne Mühe um enge Kurven oder in knappe Parklücken.

Zwei Motoren stehen zur Wahl, wenn der neueste Fiat am 10. März zu den Händlern kommt. Beide sind ausgesprochen auf Alltagsnutzen ausgelegt. Der kleinere hat 1,2 Liter Hubraum, wird mit Benzin betrieben und leistet 48 kW (65 PS). Er reicht für den Betrieb mit nicht zu stark ausgelastetem Fahrzeug aus, um im Verkehr mitzuschwimmen.

Weitere Motoren folgen im Herbst

Besser kann es der 1,9-Liter-Saugdiesel. Er leistet zwar nur 46 kW (63 PS), hat aber mit 118 Nm gegenüber 102 Nm des Benziners die größere Zugkraft. Für die Verbrauchswerte werden durchschnittlich 7,7 beziehungsweise 7,2 Liter auf 100 Kilometer angegeben. Beide Aggregate erfüllen die EU-3-Norm. In Italien stehen noch zwei weitere Triebwerke im Angebot. Ein 1,6-Liter-Benziner leistet 76 kW (103 PS), der 1. 9 JTD Diesel-Direkteinspritzer 74 kW (100 PS). Beide kommen im September auf den deutschen Markt.

So pfiffig der Dobló wirkt, die Idee ist nicht von Fiat. Die PSA-Gruppe hatte mit dem Peugeot Partner und dem Citroën Berlingo den Anfang gemacht. Renault zog nahezu gleichzeitig mit dem Kangoo nach. Fiat konnte alle Fehler vermeiden, die die französischen Konkurrenten gemacht hatten. So kamen sowohl Berlingo und Partner wie Kangoo zunächst nur zweitürig auf den Markt. Das vielseitige, preiswerte Fahrzeug für die junge Familie war ohne seitliche Türen hinten schlicht unpraktisch. Also wurde nachgebessert, erst mit einer Schiebetür rechts hinten, dann mit der zweiten auch links. Die bietet der Fiat Dobló von Anfang an.

Auf Mark und Pfennig will Fiat die Preise noch nicht nennen. Der Dobló soll für ungefähr 23 500 bis 29 000 Mark zu haben sein, der Dobló Cargo zwischen 18 000 und 22 000 Mark (ohne Mehrwertsteuer). Im ersten Verkaufsjahr wollen die Italiener 11 300 Einheiten des praktischen Doppelpacks absetzen. International ist der Dobló zudem, weil er im türkischen Bursa gebaut wird.

Von Peter Behse

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