Fiat Croma:Ein Auto für den zweiten Blick

Mit dem neuen Croma sucht Fiat den Anschluss in der Mittelklasse und weiter nach der Identität der Marke.

Von Jörg Reichle

Fiat und kein Ende. Während sich das Schicksal des Mutterkonzerns nach wie vor düster zwischen vielen Fragezeichen windet, geht der deutsche Ableger mit Optimismus an die Sanierung. ¸¸Wir wollen das Jahr 2005 zur Gesundung nutzen", sagt Markenvorstand Manfred Kantner.

fiat croma 2005

Der Croma anno 2005

(Foto: Foto: Fiat)

Um das operative Ergebnis zu verbessern, nimmt man sogar ein Absinken der Abschlüsse in Kauf. So gingen von Januar bis Mai 2005 die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr von 27.720 auf etwa 17.700 zurück und der Marktanteil in Deutschland sank von 2,1 auf bloß noch 1,3 Prozent.

Dafür sollen die Lagerbestände radikal abgebaut werden, um auch die Liquidität der Händler zu verbessern, und selbst auf die bislang so beliebten Tageszulassungen will man, so Kantner, ¸¸weitgehend verzichten".

Was die Produkte angeht, ruhen auf dem neuen Croma keine geringen Hoffnungen. 1985 engagierte sich Fiat mit der Vorgänger-Generation erstmals in der Mittelklasse, der Nachfolger wurde von 1989 bis 1994 gebaut. Bis dahin hatte sich der Mittelklasse-Fiat insgesamt immerhin etwa 450.000-mal verkauft.

Ein Auto für den zweiten Blick

Ausschließlich mit steiler Heckklappe

Fiat Croma: Zu den Fakten: Der neue Mittelklasse-Fiat bietet mit 1,60 Metern Höhe einen großzügigen Raumeindruck und durch die recht hohe Sitzposition einen ausgesprochen guten Rundumblick.

Zu den Fakten: Der neue Mittelklasse-Fiat bietet mit 1,60 Metern Höhe einen großzügigen Raumeindruck und durch die recht hohe Sitzposition einen ausgesprochen guten Rundumblick.

(Foto: Foto: Fiat)

Jetzt also, nach langer Pause, ein Neustart der Kleinwagen-Spezialisten im gehobenen Segment. Und weil Kombis mittlerweile in der Mittelklasse als Fahrzeug-Gattung mit den größten Absatzchancen gelten, tritt der Croma ausschließlich mit steiler Heckklappe an. Ein Novum mithin und vielleicht die einzige Möglichkeit, der starken Konkurrenz von Opel Vectra über Renault Laguna bis Peugeot 407 tatsächlich Paroli zu bieten.

Der Design-Papst Giorgetto Giugiaro, Vater der neuen Form, beschreibt die spezifische Eigenart des neuen Fiat: ¸¸Der Croma macht sich die Stärke der Vans zu Eigen - hohe Fahrzeuge, deren Platzangebot sehr variabel genutzt werden kann -, er bewahrt aber gleichzeitig das Aussehen einer sehr komfortablen Limousine."

So weit, so gut. Dem Altmeister ist zwar ein durchaus ansprechendes Design geglückt - nur, einen Fiat mag man im neuen Croma nicht spontan zu erkennen. Auf die Frage, ob dies, nach zuletzt unterschiedlichen Ansätzen wie Stilo und Panda, denn nun das neue Marken-Gesicht sei, antwortet man bei Fiat denn auch eher ausweichend.

Ein Auto für den zweiten Blick

Fiat Croma: Leider hockt man durch das schräg stehende Lenkrad etwas Lastwagen-ähnlich hinterm Volant, erreicht andererseits alle Bedienelemente tadellos.

Leider hockt man durch das schräg stehende Lenkrad etwas Lastwagen-ähnlich hinterm Volant, erreicht andererseits alle Bedienelemente tadellos.

(Foto: Foto: Fiat)

Ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein

Zu den Fakten: Der neue Mittelklasse-Fiat bietet mit 1,60 Metern Höhe tatsächlich einen großzügigen Raumeindruck und durch die recht hohe Sitzposition einen ausgesprochen guten Rundumblick. Leider hockt man durch das schräg stehende Lenkrad etwas Lastwagen-ähnlich hinterm Volant, erreicht andererseits alle Bedienelemente tadellos, und die Gestaltung des Innenraums inklusive der umgebenden Materialien lässt die Beteuerungen der Fiat-Verantwortlichen, nie sei die Qualität besser gewesen, durchaus glaubhaft erscheinen. Außerdem fährt sich der Croma überdurchschnittlich komfortabel.

Keine Superlative dagegen in Sachen Variabilität, an sich die natürliche Stärke vieler Van- und Kombikonzepte. Zwar reicht das Fassungsvermögen des Kofferraums von 500 bis zu respektablen 1610 Litern, dafür ist keine komplett ebene Ladefläche herzustellen und die hintere Sitzbank lässt sich auch nicht vollständig vorklappen.

Von 140 bis 200 PS

Die vier lieferbaren Motoren umspannen einen Leistungsbereich von 120 bis 200 PS. Der Benziner, ein 2,2-Liter-16V leistet 108 kW (147 PS). Ein 1,8 Liter großer und 103 kW (140 PS) starker Basis-Motor kommt erst im Januar. Die drei Diesel-Aggregate dagegen, denen Fiat einen Verkaufsanteil von fast 70 Prozent zutraut, bringen bei 1,9 Liter Hubraum 88 kW (120 PS) und 110 kW (150 PS). Der stärkste Selbstzünder, ein 2,4-Liter-20-Ventiler, leistet immerhin 147 kW (200 PS). Alle Diesel sind übrigens serienmäßig mit Partikelfilter ausgerüstet.

Ein Auto für den zweiten Blick

heckansicht

Zwar reicht das Fassungsvermögen des Kofferraums von 500 bis zu respektablen 1610 Litern, dafür ist keine komplett ebene Ladefläche herzustellen und die hintere Sitzbank lässt sich auch nicht vollständig vorklappen.

(Foto: Foto: Fiat)

Überhaupt scheint uns der neue Fiat Croma ein Auto für den zweiten Blick zu sein, dessen Kaufgründe sich erst nach einem gründlichen Studium von Preis- und Aufpreislisten, Unterhaltskosten und anderen Richtgrößen der Vernunft erschließen. Zu eng gestaffelt ist das Angebot der Konkurrenz, zu attraktiv deren Produkte, zu kritisch und preisbewusst die Käuferschaft in diesem Marktsegment, als dass man in einer Aufwallung von italienischem Hurra sein Herz spontan verlieren dürfte. Das muss nicht gegen den Croma sprechen.

Seine Preise beginnen bei 21.900 Euro für den 2,2-Liter-Benziner in (recht großzügiger) Basisausstattung. Darüber liegen die beiden Ausstattungslinien Dynamic und Emotion mit allerlei Annehmlichkeiten wie Alufelgen, CD-Anlage und einem Doppelfach im Kofferraumboden. Noch im Juni ist Verkaufsstart.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: