Fahrradfahren im Herbst:Bloß nicht bremsen

Herbst in Niedersachsen

Wenn im Herbst die Blätter fallen, wird das Radfahren anspruchsvoller.

(Foto: picture alliance / dpa)
  • Um mit dem Rad durch Herbst und Winter zu kommen, gilt es, alle beweglichen Teile neu zu schmieren und die Kette regelmäßig zu ölen.
  • Eine gute Beleuchtung und Reflektoren erhöhen die Sicherheit.
  • E-Bikes benötigen besondere Pflege, da der Akku kälteanfällig ist.

Von Felix Reek

Im Frühling und Sommer hat es viele Vorteile, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Im morgendlichen Stau huscht man an den Autos vorbei und schafft es so oft schneller durch die Stadt als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Beginnen Herbst und Winter, werden aber auch die Radfahrer auf der Straße immer weniger. Die Witterungsbedingungen verschlechtern sich, es ist rutschig, neblig, kalt. Viele sperren ihr Rad dann über Monate weg und zwängen sich in überfüllte U-Bahnen und Busse. Doch wer ein paar Ratschläge beachtet, fährt auch im Herbst und Winter sicher mit dem Rad.

Technik fit machen

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) rät, vor Beginn der kalten Jahreszeit alle beweglichen Teile neu zu schmieren, um sie so vor Schmutz, Nässe und Streusalz zu schützen. Vor allem die Kette sollte regelmäßig geölt werden, da sie im Herbst und Winter am stärksten beansprucht wird. Prüfen sollten Fahrradfahrer auch regelmäßig das Licht. Wegen der oftmals schlechteren Lichtverhältnisse ist es besonders wichtig, immer gut sichtbar zu sein. Die Bremsen müssen leichtgängig, gut eingestellt und in optimalem Zustand sein. Radfahrer sollten sie während der Fahrt des Öfteren betätigen, um den Grip einschätzen zu können, denn durch den oft feuchten Untergrund kommt es zu längeren Bremswegen. Den Sattel kann man im Herbst und Winter etwas niedriger einstellen als sonst, damit man, wenn man ins Rutschen kommt, schneller mit den Füßen auf dem Boden ist.

Bessere Sichtbarkeit

Nebel, Regen und frühe Dämmerung sorgen im Herbst für schlechtere Sichtverhältnisse. Eine gute Beleuchtung am Rad ist deswegen unabdingbar. Sie sorgt nicht nur für bessere Sicht, auch andere Verkehrsteilnehmer können Fahrradfahrer leichter wahrnehmen. Vorgeschrieben sind hinten und vorne elektrisches Licht sowie Reflektoren an Pedalen und Speichen. Reflektierende Elemente am Körper erhöhen die Sicherheit.

Der richtige Reifen

Besondere Aufmerksamkeit gilt im Herbst und Winter den Reifen. Radfahrer sollten darauf achten, dass sie genügend Profil haben. Um die Auflagefläche auf der Straße zu erhöhen, empfiehlt es sich, etwas Luft abzulassen, allerdings nur bis zum Mindestdruck. Dieser ist an der Seite des Reifenmantels angegeben. Aber auch bei Schnee und Eis müssen Radfahrer nicht auf ihr Gefährt verzichten. Verschiedene Hersteller bieten spezielle Winterreifen an, die bessere Straßenhaftung ermöglichen. In Continentals "Top Contact Winter II" etwa ist ein scharfkantiges Granulat eingearbeitet, das sich während des Fahrens freisetzt. Die dadurch entstehenden Hohlräume arbeiten ähnlich wie die Lamellen eines Autoreifens. Das soll ein besseres Fahrverhalten auf Eis ermöglichen. Andere Hersteller bieten Spike-Reifen an, die mit Metallspitzen entlang der Laufrichtung besetzt sind. Sie sollten mit mindestens 2,5 Bar aufgepumpt sein. Mit ihnen können Radfahrer auch bei guten Straßenverhältnissen problemlos fahren. Dazu erhöht man einfach erneut den Luftdruck, um die Auflagefläche zu verkleinern.

Richtige Kleidung

Der Körper entwickelt beim Radfahren viel Eigenwärme. Deswegen ist es in der kalten Jahreszeit wichtig, eine Jacke zu tragen, die atmungsaktiv und windabweisend ist. Je nach Temperatur empfiehlt es sich, darunter etwas Wärmendes zu tragen, etwa einen Pullover. Funktionsunterwäsche aus Synthetikstoffen bildet die erste Schicht des Zwiebellooks. Handschuhe sollten wasser- und windabweisend sein, Fäustlinge speichern die Wärme besser als Fingerhandschuhe. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass Bremse und Schaltung problemlos bedient werden können. Helle Kleidung sorgt dafür, dass Radfahrer unter schlechten Sichtverhältnissen besser zu sehen sind.

Vorausschauend fahren

Die besten Vorkehrungen nützen nichts, wenn Radfahrer im Herbst und Winter genauso mit ihrem Fahrrad unterwegs sind wie im Sommer. Generell gilt es, passiver zu fahren und mit den Fehlern der anderen zu rechnen. ADFC-Verkehrsreferent Wilhelm Hörmann empfiehlt bei rutschigen Straßen: "Abstand halten, Tempo reduzieren und besonders bei fester Schneedecke und Glätte in Kurven weder treten noch bremsen." Lässt sich das Bremsen nicht verhindern, "sollte es maßvoll geschehen". Besondere Vorsicht gilt vor Einmündungen, da bei Regen oder Schnee Fußgänger beim Gehen meist auf den Boden schauen statt auf Radfahrer zu achten. Rutschgefahr besteht auf Kopfsteinpflaster, Fahrbahnmarkierungen und Kanaldeckeln. Ist die Straße glatt, sollten sich Radfahrer nicht wie im Sommer in die Kurve legen, sondern aufrecht bleiben. Sonst können sie schnell wegrutschen und verbringen die kalte Jahreszeit im schlimmsten Fall im Krankenhaus.

Extra-Pflege für Elektroräder

E-Bikes und Pedelecs haben im Herbst und Winter die gleichen Probleme wie Autos mit Elektroantrieb: Nässe kann ihnen wenig anhaben, doch sinken die Temperaturen, lässt die Leistungsfähigkeit des Akkus nach - und somit die Reichweite. Ideal ist natürlich ein Stellplatz, der das E-Bike vor der Kälte abschirmt. Neoprenhüllen schützen den Akku und sorgen dafür, dass er schneller auf Temperatur kommt. Steht das Rad länger, sollte der Akku mit in die Wohnung genommen werden und erst auf Zimmertemperatur gebracht werden, bevor man ihn lädt. Offene Kontakte sollten zudem abgedeckt werden, um Kondenswasser und somit Korrosion zu vermeiden. Dann bleibt auch das Pedelec in der kalten Jahreszeit leistungsfähig.

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