Fahrbericht:Praktischer SUV-Nachzügler

Seat Ateca im Test

Der Seat Ateca ist so groß wie der VW Tiguan, bietet aber mehr Platz.

(Foto: Vistadiferent; Seat)

Der Ateca von Seat wurde schon lange angekündigt und immer wieder verschoben. Das Warten hat sich gelohnt. Der Ateca ist ein SUV mit vielen Talenten.

Test von Michael Specht

Nun also auch Seat: Die Spanier haben ihr erstes SUV, es heißt Ateca. Doch auch wer spät kommt, hat noch Chancen am Markt, denn das Segment der kompakten Allrounder boomt ungebrochen. Und selbstverständlich weiß auch Seat: Wer kein SUV im Portfolio hat, schießt sich aus dem Rennen, verliert massiv Marktanteile. In Deutschland nahm die Zahl der verkauften Kompakt-SUV in den vergangenen sechs Jahren um 65 Prozent auf mehr als 300 000 Einheiten zu. Europaweit sind es einige Millionen. "Von diesem Kuchen möchten wir uns eine gesunde Portion abschneiden", so der Seat-Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer.

Die Chancen sind nicht schlecht. Der Ateca, um das vorwegzunehmen, ist ein rundum gelungenes Auto, bis ins Detail durchdacht, mit guten Platzverhältnissen, sehr gut zu fahren und preislich nicht abgehoben. Der Einstieg beginnt mit 19 990 Euro. Und das Angebot scheint zu überzeugen: Bevor der Ateca am 2. Juli auf den Markt kommt, haben den Wagen laut Bauer bereits mehr als 5000 Kunden bestellt - ohne jemals dringesessen geschweige denn ihn auch nur einen Meter gefahren zu haben. Zwei Drittel der bereits georderten Ateca besitzen sogar die Topausstattung namens Xcellence. Die meisten Kunden wählten auch gleich den stärksten Diesel mit 190 PS, damit dringt man schnell in Regionen jenseits der 35 000 Euro vor.

Präzise, leicht und locker

Empfehlen können wir nach einer ersten Testfahrt rund um Barcelona dennoch eher den 1,4-Liter-Benziner mit 150 PS zum Preis von mindestens 24 700 Euro. Der Vierzylinder-Turbobenziner passt hervorragend zum Ateca, entwickelt sein maximales Drehmoment von 250 Newtonmeter sogar genauso früh (bei 1500/min) wie der gleich kräftige, aber wesentlich teurere 1,6-Liter-Diesel (ab 26 210 Euro) und läuft insgesamt ruhiger und geschmeidiger als der Selbstzünder. Und der Normverbrauch liegt mit 5,3 Liter nur unwesentlich über dem des Einstiegs-Dreizylinders mit 115 PS.

Im Grunde überrascht es gar nicht, wie präzise, locker und leicht sich der Ateca bewegen lässt. Die technische Grundlage bildet die MQB-A1-Plattform von VW, und bei der Entwicklung wurde besonderer Wert auf Leichtbau und Agilität gelegt. "Kein Wettbewerber im Vergleich fährt sich handlicher", versichert Chefentwickler Matthias Rabe. Sehr angenehm ist zudem das niedrige Geräuschniveau.

Klassische Rundinstrumente statt virtuellem Cockpit

Mit 4,36 Metern ist der Ateca so groß wie der erste VW Tiguan. Und bietet dennoch das bessere Raumkonzept. Auch hinten sind Erwachsene ordentlich untergebracht. Eine verschiebbare Rücksitzbank wie im neuen Tiguan gibt es allerdings nicht. Dafür können die Lehnen vom Kofferraum aus flachgelegt werden, schaffen so bis zu 1604 Liter Ladevolumen. Das ist mehr, als beispielsweise der neue Volvo-Kombi V90 zu bieten hat. Bei aufgestellten Lehnen sind es immer noch recht üppige 510 Liter. Allerdings nur bei der Frontantriebsvariante. Die Allradversion büßt 25 Liter ein. Optional steht eine elektrische Heckklappe mit Gestensteuerung zur Verfügung. Sie lässt sich mit einem Fußschwenk nicht nur berührungslos öffnen, sondern auch wieder schließen. "Zudem haben wir die niedrigste Ladekante im Segment", sagt Entwicklungschef Rabe.

Das Cockpit ist nach Seat-Manier funktional und klar gegliedert. Die Bedienung erfordert keine Eingewöhnung. Als kleines Gimmick pulsiert die rote Schrift auf dem Starterknopf, sobald man ins Auto einsteigt. Ein Gimmick, auf das man natürlich auch gerne verzichten könnte. Eine andere Innovation hätte man dagegen schon gerne. Auf das vor knapp zwei Jahren im Audi TT eingeführte virtuelle Cockpit, wie es jetzt auch im Audi A 3 und demnächst im Golf Einzug hält, müssen Atecakäufer allerdings verzichten. Seat bleibt bei klassischen Rundinstrumenten mit realen Ziffern und Zeigern.

In Sachen Konnektivität gibt es optional einen Acht-Zoll-Bildschirm. Die spanische Konzerntochter bedient sich hier aus dem Modularen Infotainment-Baukasten MIB der zweiten Generation des Volkswagenkonzerns. Also lassen sich sämtliche Smartphone-Betriebssysteme problemlos mit dem Auto verknüpfen. Außerdem gibt es eine kabellose Ladeschale fürs Handy. Auch in Sachen Assistenzsysteme fährt der Ateca auf Höhe der Zeit. Im Stop-andgo-Verkehr bremst und lenkt der Wagen selbständig. Allerdings funktioniert die Sache nicht in Verbindung mit dem manuellen Getriebe, sondern nur mit der Doppelkupplungsautomatik DSG. Die City-Notbremsfunktion sieht nicht nur stehende Autos, sondern erkennt jetzt auch Fußgänger. Und wer keine Lust mehr hat, selbst einzuparken, egal ob längs oder quer zur Fahrbahn - auch dies regelt im Ateca die moderne Elektronik. Aber das ist ja fast schon eine Selbstverständlichkeit heutzutage.

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