Fahrbericht Mercedes CLA Shooting Brake:Wenn die Funktion der Form folgt

Mercedes CLA Shooting Brake

Im Normalzustand schluckt der Kofferraum des CLA Shooting Brake 495 Liter. Maximal passen 1354 Liter hinein.

(Foto: WGO)
  • Mit dem Shooting Brake bietet Mercedes nun auch eine Kombiversion der CLA-Baureihe an. Die bietet jedoch ein beengtes Raumgefühl und eine schlechte Übersichtlichkeit.
  • Der CLA Shooting Brake verfügt über starke Motoren und fährt sich gleichermaßen agil und sicher. Das Topmodell ist die AMG-Version mit 360 PS.
  • Die Preise starten bei 30 000 Euro.

Von Oskar Weber

Zwei Dinge vorweg. Ja, das Design dieses Mercedes ist Geschmacksache. Und nein, dieser Kombi mit kupiertem Dach ist kein Jagdwagen. Die Modellbezeichnung Shooting Brake ist nur ein weiterer verbaler Schluckauf auf dem wild wuchernden automobilen Jahrmarkt der Eitelkeiten. So gesehen passt dieser Ableger der A-Klasse ganz gut zur übrigen Baureihenfamilie.

Statt der markenprägenden Standards wie erlesenen Fahrkomfort und reichlich Freiraum für die Passagiere gibt es in diesem Mercedes viel Modeschmuck über profaner Kompaktwagentechnik. Sicken, Kanten und Wülste, wohin das Auge sich wendet und der Hals sich beugt. Apropos: Die Sportsitze mit den extrem nach vorn geneigten integrierten Kopfstützen sind eine Qual für sensible Fahrer und Beifahrer. Sobald der Mensch nämlich registriert hat, dass ihm der eigene Autositz förmlich im Nacken sitzt, verfolgen ihn die permanenten Annäherungsversuche des lästigen Möbels wie ein aufpreispflichtiger Stalker.

Dunkle, blickdichte Höhle

Überhaupt ist das Raumgefühl im CLA Shooting Brake eher unkommod. Schwarze Tapeten machen den Aufenthaltsraum für Fahrer und Passagiere zu einer dunklen Höhle, die Sicht nach hinten mündet in blindem Unverständnis, und beim Spurwechsel degradieren die brückenpfeilerbreiten B-Säulen den vor Jahrzehnten in der Fahrschule so erfolgreich einstudierten Schulterblick zur sinnbefreiten Übersprungshandlung.

Cool bleiben, sagen sie bei Mercedes, wofür gibt es an Bord den Spurwechselassistenten, den Einparkautomaten, das magische Kameraauge für den straßenverkehrstechnischen Hinterhof des schnittigen Sternenwagens. Meinetwegen, antwortet dann der Kritiker, um andererseits störrisch an die Kernkompetenzen einer großen Marke zu erinnern: Früher war ein Mercedes nicht nur geräumig und komfortabel, sondern im Sinne der Sicherheit und des Wohlfühlfaktors auch lichtdurchflutet, übersichtlich, praktisch.

Benziner oder Diesel? Eine Frage des Geschmacks!

Dass man die Alten nicht für eine Zehntelsekunde zurückhaben möchte, wenn man einen Neuen wie den CLA Shooting Brake in der Stadt, über Land und auf der Autobahn bewegt hat, versteht sich von selbst. Lenkung top, Bremsen überragend, Federung verbindlich, Fahrwerk sicher. Und dass sie bei Mercedes wissen, wie ein gutes Auto geht, zeigen nicht zuletzt die hocheffizienten Vierzylinder-Turbo-Motoren, die auch dem Kombicoupé der A-Klasse Beine machen.

Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man eher zum bürgerlichen Benziner (122 bis 211 PS, 200 bis 350 Nm) oder zum rustikalen Ölbrenner greift (136 und 177 PS, 300 und 350 Nm). Angemessen motorisiert ist der kompakte Mercedes in jedem Fall. Fortschrittliche Kundschaft, die für den Vortrieb das derzeitige innovative Optimum sucht - frei nach dem Markenmotto "Das Beste oder nichts" - muss die Anschaffung aber auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Ein Plug-in-Hybrid für elektrischen Kurzstrecken- und konventionellen Langstreckenbetrieb ist zwar in Vorbereitung, derzeit aber noch nicht lieferbar.

Als AMG ein echter Shooting Brake

Stattdessen bürstet Mercedes den CLA Kombi mit Unterstützung der Performancetochter AMG auf Krawall und baut auf Wunsch einen 360 PS starken Zweiliter-Vierzylinder ein, dessen aufwendige Turbotechnik schon bei niedrigen Drehzahlen enorm Druck macht (450 Newtonmeter). Der Shooting Brake macht seinem Namen dann sowohl fahrdynamisch als auch akustisch alle Ehre.

Der AMG-Spaß ist teuer (ab 57 000 Euro), aber es versteht sich sowieso von selbst, dass die A-Klasse spätestens bei der Betextung der Preislisten zum klassischen Mercedes mutiert. Im Fall des CLA Shooting Brake beginnt der Spaß bei 30 000 Euro.

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