Fahrbericht Mercedes C250 Bluetec:Gute Führung

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(Foto: STG)

Die Mercedes C-Klasse gibt bereits einen Ausblick auf das autonome Fahren. Im Stau wird automatisch beschleunigt und gebremst, Unfälle verhindert der "Kollisionsverhinderer". Perfekt ist letzterer aber nicht - und erschreckte einmal sogar unseren Fahrer.

Von Jörg Reichle

Früh war der Lorbeer ausgestreut: "Die neue C-Klasse", schrieb unser Autor anlässlich der Fahrpräsentation Mitte März, "mischt alles auf, was vier Türen hat, einen Stern vor sich herträgt und kein SUV ist." Und die Liste der Errungenschaften las sich beeindruckend: "Die Baureihe W205 hat rund 100 Kilo abgespeckt, bietet noch mehr Assistenzsysteme, spart im Vergleich zum Vorgänger bis zu 20 Prozent Sprit, ist infotainmentmäßig eine Generation voraus, hat fahrdynamisch eine Menge dazugelernt, sieht moderner aus und wirkt hochwertiger."

Heute, einige Monate und mehrere tausend Kilometer Fahrtstrecke später, ist der Aufzählung wenig hinzuzufügen - allenfalls der Komfortgewinn durch die optionale Luftfederung und die beispielhafte Reisetauglichkeit der Mercedes-Limousine. Vorhalten könnte man ihr andererseits die nicht eben großzügigen Platzverhältnisse, was am bewusst sportlich gehaltenen Innendesign liegt, wie man bei Mercedes betont. Auch, dass der Diesel im C250 Bluetec mit seinen 204 PS ruhig etwas weniger rau laufen dürfte, sei angemerkt. Dafür ist er wiederum betont sparsam. Die versprochenen 4,5 l/100 km erreichte er zwar nicht. Doch knapp 6,5 Liter auf der SZ-Teststrecke sind ein sehr achtbarer Wert.

Diverse Assistenzsysteme sorgen für mehr Sicherheit

Was aber das Fahren in der Mittelklasse tatsächlich auf ein neues Niveau hebt, ist ein bunter Strauß von Assistenzsystemen, die zwar schon aus der S-Klasse bekannt sind, aber nun erstmals auch im kleinen Bruder angeboten werden. Dazu gehören diverse Einparkhilfen, ein per einseitigem Bremseneingriff aktivierter Spurhalteassistent, der jetzt selbst auf schnelle Überholer oder sogar Gegenverkehr reagiert, und der Bremsassistent Plus, der selbständig verzögert und auch Fußgänger, stehende Fahrzeuge und Querverkehr ins Kalkül zieht. Auch der Anti-Kollisionsassistent Plus dient der Sicherheit: Reagiert der Fahrer nicht auf anhaltende Kollisionsgefahr, tut es das System für ihn. Es bremst bis 200 km/h ohne sein Zutun und soll damit die Unfallschwere lindern. Bis 40 km/h kann die Elektronik Auffahrunfälle sogar ganz vermeiden.

Man kann nun von diesen Assistenten halten, was man will und viele halten sie schlicht für unnötig - einen konzentrierten und geübten Fahrer vorausgesetzt. Andererseits entlasten sie auch. Beispiel: der teilautonome Stauassistent. Der lässt die C-Klasse ganz ohne Eingriff des Fahrers bis 60 km/h dahinrollen, orientiert sich an Vordermann und Spurmarkierung, und wenn das vorausfahrende Auto hält, tut die C-Klasse das auch. Weil der Fahrer aber trotzdem bei der Sache sein muss - auch aus rechtlichen Gründen - achtet das System penibel darauf, dass die Hände am Lenkrad bleiben. Wenn nicht, leuchtet eine entsprechende Warnung auf. Klar entlastet fühlt sich man sich am Steuer auch durch den Fernlichtassistenten Plus. Er erlaubt Dauerfernlicht, indem er andere Autos gezielt aus dem Lichtkegel ausspart. Bei Nacht lernt man das schnell schätzen.

Eher zwiespältig verlief unsere Erfahrung mit dem Kollisionsverhinderer. Einmal half er tatsächlich einen Auffahrunfall zu vermeiden. Das andere Mal erschreckte die Vollbremsung samt schlagartiger Gurtstraffung den Fahrer eher. Der wollte gerade am langsam rechts abbiegenden Vordermann vorbei beschleunigend über die freie Gegenfahrbahn ausweichen.

Was das System nicht wissen kann. Am besten also, man schaltet den immer noch zuverlässigsten Fahrassistenten niemals aus: den eigenen Kopf.

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